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Freunde und Feinde

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zugeführt wurde . Er hat nichts mit den lautstarken Leuten auf dem Platz zu tun.<br />

626<br />

11. Es drängt sich die Vermutung auf, daß, nachdem das Friedensgebet wie immer, aber auch der<br />

Nachhauseweg friedlich <strong>und</strong> zügig verliefen, der Krawall auf dem Nikolaikirchhof bewußt<br />

herbeigeführt wurde. Wir protestieren dagegen entschieden.<br />

C.F. 18.09.1989 [gez.] C. Führer<br />

209 Stasi-Information<br />

Bericht über „ein weiteres ‘Montagsgebet’„ vom 19.09.1989 in der Anlage des Wochenberichtes der ZAIG<br />

des MfS 627 . Das Exemplar trägt handschriftliche Vermerke Mielkes (BStU ZAIG 4598, 105-107).<br />

Am 18. September 1989 fand in der Zeit von 17.00 bis 17.55 Uhr das montägliche Friedensgebet unter<br />

Teilnahme von ca. 1 200 Personen statt. [/] Unter Bezugnahme auf die Vorkommnisse anläßlich des<br />

„Montagsgebetes“ in der Vorwoche (11. September 1989) erklärte Pfarrer Führer einleitend, daß die zum<br />

Einsatz gekommenen Volkspolizisten nur Befehlsausführende seien <strong>und</strong> zum Teil gegen ihren Willen<br />

handeln müßten. Er informierte über diese Ereignisse <strong>und</strong> verlas anschließend die Namen von Inhaftierten,<br />

die in Fürbitten eingeschlossen werden sollen. [/] Diese Information wurde nach Abschluß des<br />

Montagsgebetes in Form von Handzetteln verbreitet. Sie enthält eine tendenziöse Darstellung des<br />

Einsatzes der Sicherungskräfte am 11. September 1989 <strong>und</strong> eine „Würdigung“ namentlich genannter<br />

inhaftierter Personen. Außerdem beinhaltet sie Hinweise über weitere geplante Fürbittandachten für die<br />

Inhaftierten in Kirchen der Stadt Leipzig sowie Aufforderungen zum Versenden von Protestresolutionen<br />

an die Generalstaatsanwaltschaft bzw. an den Bezirksstaatsanwalt. Als Unterzeichner fungiert eine<br />

„Koordinierungsgruppe der Leipziger Fürbittandachten für die Inhaftierten“ 628 . [/] Die weitere Gestaltung<br />

des Montagsgebetes erfolgte durch Vertreter des katholischen „Friedenskreises Lindenau“ unter Leitung<br />

von Pater Bernhard. Ausgehend von einem biblischen Text zum Thema „Mauer“ wurde erklärt, daß<br />

Mauern einzureißen derzeitig nicht möglich wäre. Es bestünde aber die Möglichkeit, sie zu überwinden.<br />

Der stellvertretende Superintendent Wugk beendete das Montagsgebet mit der Aufforderung, die Kirche<br />

<strong>und</strong> den Vorplatz zu verlassen629 . [/] Gegen 18.15 Uhr kam es auf dem Nikolaikirchplatz erneut zu einer<br />

Personenansammlung. Ein namentlich bekannter Student des Theologischen Seminars Leipzig verteilte<br />

Handzettel mit der vorgenannten Information über die Ereignisse am 11. September 1989 630.<br />

[/] Da den<br />

626 Da für den folgenden Tag (19.09.) geplant war, die Zulassung des „Neuen Forums“ als Vereinigung zu<br />

beantragen <strong>und</strong> der entsprechende Brief nur durch M. Arnold unterzeichnet war, wurden durch die<br />

Koordinierungsgruppe an diesem Abend noch zwei weitere Unterzeichner (später Sprecher des „Neuen Forums“<br />

genannt) gewonnen: G. Oltmanns <strong>und</strong> E. Dusdal.<br />

627 vgl. Information der BV Leipzig vom 18.09.1989 (in: Stasi INTERN, 257)<br />

628 Informationsblatt (ABL H 1)<br />

629 Im Bericht des 2. Sekretärs der SED-BL an das ZK (Dohlus - Fernschreiben Nr. 434 vom 18.09.1989, 21.22 Uhr)<br />

hieß es u.a.: „Nach Beendigung verließen die Personen bis 18.10 Uhr die Nikolaikirchhof. 18.20 Uhr kam es<br />

erneut zu starker Personenbewegung auf dem Nikolaikirchhof. [...] Polizeiliche Hilfsmittel kamen nicht zum<br />

Einsatz. H<strong>und</strong>eführer mit Diensth<strong>und</strong>en wurden zum Schutz der eigenen Kräfte eingesetzt.“ (StAL SED A 4972)<br />

vgl. a. Abschlußbericht vom 19.09. (FS Nr. 437 - ebenda)<br />

630 „namentlich bekannter Student“ wurde von Mielke unterstrichen (s. folgende Anm.). Der Bericht des Studenten<br />

C. Dietrich findet sich in: Neues Forum Leipzig (1989), 31f.. Dort wurde er jedoch versehentlich dem 25.09.<br />

zugeordnet: „Ich kam ohne Schwierigkeiten durch die Polizeikette auf die Grimmaische Straße. Dort hatten sich<br />

schon mehrere h<strong>und</strong>ert Schau- <strong>und</strong> Demonstrations(?)lustige versammelt. Ich mußte mich durch die eng stehende<br />

Menschenmenge drängeln <strong>und</strong> habe mich kurz mit einem Fre<strong>und</strong> unterhalten, dem ich ein Informationsblatt gab,<br />

welches ich für das Kontaktbüro mitgenommen hatte. Dann ging ich weiter in Richtung Karl-Marx-Platz, doch<br />

gleich darauf griffen mich drei Männer zwischen 30 <strong>und</strong> 40 Jahren <strong>und</strong> wollten mich wegschleifen (Kommentar:<br />

'Kommen Sie mit', 'Machen Sie keine Probleme'). Ich wehrte mich <strong>und</strong> schrie: 'Rowdys.' Darauf versuchten sie,<br />

meine Beine zu greifen, um mich wegtragen zu können, doch dazu kamen sie nicht. Die Schaulustigen kamen<br />

<strong>und</strong> stellten sich um uns. Die Herren ließen mich los, <strong>und</strong> ich stieg auf das nächste Blumenbeet. [...] Die Herren<br />

verlangten jetzt von mir den Ausweis, den ich aber verweigerte, da sie sich nicht ausgewiesen hatten. Passanten<br />

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