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Freunde und Feinde

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Bischof Dr. Leich nicht stattgef<strong>und</strong>en hat . 190<br />

− Unter dem Eindruck einer abgelehnten Besuchsreise nach Großbritannien äußerte Pf.<br />

Böllmann/Kirchgemeinde Marienbrunn, er wisse nicht mehr, auf welcher Seite er stünde, <strong>und</strong> ob er<br />

nicht eventuell auch einen Ausreiseantrag stellen sollte. [...]<br />

7. Terminvorschau [...]<br />

8. Gespräche im Berichtszeitraum<br />

8.1. 13 Gruppengespräche mit 52 Teilnehmern<br />

8.2. 74 Einzelgespräche<br />

47 Friedensgebetstexte<br />

Text der Predigt, die J. Läßig (Arbeitskreis Gerechtigkeit) am 11.04.1988 im Friedensgebet hielt. Vorlage war<br />

Xerokopie des an OKR Auerbach gesandten Textes. Dort vermerkte J. Läßig, daß der verantwortliche Pfarrer<br />

für dieses Friedensgebet Pf. Wonneberger war (ABL H 1).<br />

Auslegung von Amos 3,9-12<br />

Im Land Samaria herrschte Frieden <strong>und</strong> Wohlstand, die Menschen lebten sorglos in den Tag. Die<br />

Machtverhältnisse im Lande waren geklärt, auch wenn einige dabei schlecht weggekommen waren. Aber<br />

ihre Stimmen wurden nicht laut. Die Verhältnisse waren scheinbar stabil, keiner, der unangenehme Fragen<br />

stellte - außer eben - dieser Amos. Seine Sprüche haben spätere Generationen aufgeschrieben, obwohl ihn<br />

zu seiner Zeit keiner hören wollte. An ihn erinnerte man sich, als sich seine Rede als wahr erwies durch<br />

den Lauf der Geschichte. Zwei wesentliche Aussagen macht dieser Amos. Er beschreibt zuerst den<br />

Zustand der Gesellschaft, die politische Situation, in der das Land sich nach seiner Sicht befindet: „Seht,<br />

welch großes Zetergeschrei <strong>und</strong> Unrecht in Samaria ist, die Herrschenden achten kein Recht <strong>und</strong> sammeln<br />

Schätze von Frevel <strong>und</strong> Raub in ihren Palästen.“ Zum zweiten sagt er etwas über die Zukunft des Landes -<br />

nichts Optimistisches: Der Untergang wird angesagt, Invasion <strong>und</strong> Plünderung. Der Landwirt Amos stand<br />

in seiner Zeit allein, andere wollten das nicht sehen, was doch eigentlich auf der Hand lag, was doch<br />

eigentlich jeder hätte feststellen können, wenn er das Unschöne, das was Schmerz <strong>und</strong> Sorge bereitet, an<br />

sich herangelassen hätte.<br />

Wir wollen aber nicht in dieser fernen Zeit verweilen, vielmehr lade ich Sie ein, mit dem Blick des Amos<br />

in unsere Zeit zu sehen, in dieses Land. Eigentlich dürfte uns das viel leichter fallen, wir sind viel besser<br />

informiert über das, was in der Welt vorgeht <strong>und</strong> was im eigenen Lande los ist. Trotzdem sind es nur<br />

wenige, die klar sehen, nur wenige, die deutlich sprechen. Freilich wissen wir alle mehr oder weniger<br />

Bescheid, aber keiner fühlt sich zuständig, die sich auftürmenden Probleme zur Diskussion zu stellen, die<br />

Gefahren, die unser Land bedrohen, zu benennen. Die Analyse unserer gesellschaftlichen Probleme wird<br />

freilich anders aussehen als die des Amos. Unsere politische Führung ist ja mit dem positiven Anspruch<br />

angetreten, das große Unrecht zu beseitigen, den Unterschied zwischen arm <strong>und</strong> reich. Trotzdem stehen<br />

wir heute in einer Situation, die einen mehr als bedenklich stimmen muß. Die Herrschenden haben das<br />

Volk nicht hinter sich, zumindest nicht in ausreichendem Maße. Abwechselnd mit Zuckerbrot <strong>und</strong><br />

Peitsche versucht sich die Führung ihrer Gefolgschaft zu versichern, aber es scheint noch nicht so recht<br />

gelungen zu sein. Verantwortungslosigkeit ist die allgemeine Haltung der Verantwortlichen, Distanz zu<br />

unserem Staat <strong>und</strong> Gleichgültigkeit beherrscht den Rest.<br />

Und ihr, die ihr dieses Land verlassen wollt, steht ja nicht einmal in so starkem Gegensatz zu den Anderen<br />

[sic!], sondern ihr treibt nur etwas auf die Spitze. Ihr seid im gewissen Sinne konsequenter als die, die<br />

bleiben, aber auch nichts mehr einsetzen wollen, sich auch nicht für die Zukunft dieses Landes<br />

engagieren, eben nur ihre Ruhe <strong>und</strong> ihr privates Glück suchen. Die Situation ist besorgniserregend.<br />

Manchmal komme ich in die Versuchung, mit Schadenfreude auf die innere Bedrohung, die Aushöhlung<br />

unseres Landes zu blicken, einfach deshalb, weil ich selbst schon die Macht des Staates zu spüren<br />

bekommen habe. Stärker aber als diese Versuchung der Schadenfreude ist meine ehrliche Trauer über<br />

dieses Land, über mein Land, meine Trauer über den bisher gescheiterten Versuch des Sozialismus,<br />

190 vgl. Dok. 37 <strong>und</strong> Dok. 40<br />

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