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Freunde und Feinde

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eitlen Fortschritts <strong>und</strong> der materiellen Besessenheit endlich zu schlachten. Wir müssen uns entscheiden<br />

zwischen einem solidarischen Leben, das allen Menschen gleiches Lebensrecht ermöglichen will, <strong>und</strong><br />

einer habsüchtigen Wohlstandsorientierung, die rücksichtslos nur die eigenen Interessen verfolgt.<br />

Thomas: Bei der Suche nach neuen Wegen <strong>und</strong> Werten stoßen wir schnell an Grenzen, Grenzen unserer<br />

Einflußnahme, unserer Kenntnisse, unserer eigenen Bereitschaft - wir wissen, wie schwer es ist, Menschen<br />

für diesen unbequemen Weg zu motivieren. [/] Aber Grenzen bedeuten nicht das Ende. Nur mit einer<br />

offenen Diskussion in allen Bereichen, die jeder in der Familie, aber auch in der Betriebsversammlung,<br />

am Stammtisch, aber auch bei den Behörden führen muß, sind Grenzen zu überwinden. [/] Alle sind<br />

gefordert, Rückgrad zu zeigen <strong>und</strong> Veränderungen anzuregen. [/] Doch Gespräche <strong>und</strong> guter Wille sind<br />

nur der Anfang. Wir brauchen die Mitarbeit von kompetenten Fachleuten aus der Wirtschaft <strong>und</strong> den<br />

Instituten, aus Kultur <strong>und</strong> auch aus der Politik, die den Mut haben, über ihren Schatten der Trägheit <strong>und</strong><br />

der Gleichgültigkeit zu springen <strong>und</strong> im großen Rahmen über unsere Probleme sprechen können. Wer hat<br />

schon den Mut, in einer Versammlung seine Meinung zu vertreten.<br />

Mike: Was sollten wir tun? Wo ist der Ausweg, <strong>und</strong> was brauchen wir dazu?<br />

Anke: Wir brauchen Courage, um uns zu neuen Ideen zu bekennen, öffentlich unsere Meinung zu sagen<br />

<strong>und</strong> dabei Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen. Die bisherige Zielsetzung unseres Lebens muß<br />

überprüft werden <strong>und</strong> ein Wertewandel stattfinden. Ist denn die fortwährende Anhäufung von Besitz alles,<br />

was der Mensch braucht? [/] Wenn seine Wünsche in Erfüllung gegangen sind, welche Werte sollen dann<br />

gelten? Was soll die Leere ausfüllen? Der alleinige Sinn des Lebens kann nicht nur im Genuß <strong>und</strong> Erwerb<br />

materieller Güter liegen, dem Rückzug in private Nischen. Handlungen wie Solidarität, Barmherzigkeit,<br />

Zivilcourage, Mitarbeit an der Umgestaltung der Gesellschaft sollten die neuen Werte mitbestimmen. Das<br />

sind auch für mich ganz wichtige Überlegungen.<br />

Mike: Nicht nur für dich allein ist es wichtig. [/] Sind wir nicht viele <strong>und</strong> zeigt uns nicht der Besuch dieser<br />

Andachten, daß viele Menschen Probleme haben? [/] Fehlen nicht die Möglichkeiten, miteinander ins<br />

Gespräch zu kommen?<br />

Anke: Es reicht noch lange nicht aus, hier unterm Dach der Kirche mutig zu sein oder mit 5000 Leuten<br />

loszumarschieren, morgen auf Arbeit, im Kollektiv, in der Familie zeigt sich, wie tief neues Denken in uns<br />

aufgebrochen ist.<br />

Mike: Fakt ist, wir unterstützen mit unserer Mutlosigkeit <strong>und</strong> unserer Gleichgültigkeit alles. Viele hier<br />

haben doch die Ziele, in diesem Land etwas zu ändern, aufgegeben. Wir müssen die Zögernden ermutigen.<br />

Eine öffentliche, kontroverse Diskussion in allen Medien, auch z.B. der 20 Thesen, ist unabdingbar. Wer<br />

sich gegen Öffnungen nach innen <strong>und</strong> außen abschottet, wird politisch nicht überleben können.<br />

Anke: Gibt es nicht schon kleine Schritte, die zu lebensverträglichen Werten <strong>und</strong> Verhaltensweisen führen,<br />

die ermutigen, motivieren könnten?<br />

Mike: Ich glaub schon, doch das soll uns Traudel selbst erzählen. Maschine<br />

Traudel: [zu dieser Rede gab es keine Vorlage, folgender Text handschriftlich auf der Rückseite des<br />

Typoskriptes]<br />

Wir möchten jetzt mit Ihnen, mit Euch beten. [/] Im Gebet bringen wir uns mit unserem Wissen<br />

<strong>und</strong> unseren Grenzen vor Gott. [/] Im Gebet rechnen wir mit der Änderungsfähigkeit von uns <strong>und</strong> anderen.<br />

[/] Im Gebet richten wir uns aus auf Gott hin in der Hoffnung auf seine lebensstärkende Kraft. [/] Nach<br />

jeder Fürbitte möchten wir uns anschließen mit dem Kyrie-Ruf, dem Sie auf den Liedzettel Nr. 17 finden.<br />

[Fürbitten 676]<br />

[Schlußlied]<br />

[Verabschiedung]<br />

229 Kirchenvorstandsprotokoll<br />

Auszug aus dem handschriftlichen Protokoll der 54. Sitzung des KV St. Nikolai vom 02.10.1989. Das<br />

Protokoll wurde von W. Hofmann geschrieben <strong>und</strong> u.a. von Pf. Führer unterzeichnet (ABL H 54).<br />

676 Abgedruckt in: J. Israel (Hg.), 184<br />

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