11.12.2012 Aufrufe

Freunde und Feinde

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ehandelt werden sollen.<br />

4. Prof. Okun erklärte sich bereit, auch in der Presse seinen Standpunkt zu Fragen der Dialogführung zu<br />

äußern.<br />

Während des Gottesdienstes wurden in der Kirche Aufrufe des Neuen Forums <strong>und</strong> ein Liedblatt für das<br />

Friedensgebet ausgegeben.<br />

Text: „Neues Forum“ Aufruf 719<br />

Das Neue Forum ruft alle Menschen auf, die mit ihm sympathisieren: Gewalt ist keine Form der<br />

politischen Auseinandersetzung! Laßt euch nicht provozieren! Wir haben nichts zu tun mit rechtsradikalen<br />

<strong>und</strong> antikommunistischen Tendenzen. Wir wollen den offenen Dialog, den besonnenen Dialog, ernstes<br />

Nachdenken über unsere Zukunft, keine blinden Aktionen. Angesichts der gegenwärtigen kritischen<br />

Situation rufen wir alle Menschen der DDR zu verantwortlichem, solidarischem Denken <strong>und</strong> Handeln auf!<br />

4.10.1989 Die Sprecherinnen <strong>und</strong> Sprecher des Neuen Forums“.<br />

245 Staatlicher Ereignisbericht<br />

Information vom Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig, Opitz, an den Vorsitzenden des Ministerrates<br />

der DDR, Stoph, vom 09.10.1989 über das Friedensgebet am 09.10.1989 in Leipzig. Dieser Brief ist die<br />

wörtliche Übernahme eines Telegramms des 2. Sekretärs der Bezirksleitung der SED, H. Hackenberg, an das<br />

Zentralkomitee der SED, Abteilung Parteiorgane, Sektor Parteiinformation. Im Dokument sind diese<br />

Adressaten <strong>und</strong> Absender durchgestrichen <strong>und</strong> Stoph bzw. Opitz per Hand eingesetzt worden 720 (StAL<br />

BT/RdB 22377).<br />

[gez.] Werter Genosse Vorsitzender!<br />

Am Montag, dem 09.10.1989, fanden in 4 Leipziger Kirchen (Nikolaikirche, Reformierte Kirche,<br />

Michaeliskirche <strong>und</strong> Thomaskirche) 17.00 Uhr sogenannte Friedensgebete statt. Bereits während der<br />

sogenannten Friedensgebete <strong>und</strong> danach formierten sich an unterschiedlichen Straßen <strong>und</strong> Plätzen der<br />

Leipziger Innenstadt mehrere 10.000 Bürger, die sich nach den sogenannten Friedensgebeten mit den<br />

Teilnehmern zu einem gemeinsamen Demonstrationszug durch die Leipziger Innenstadt über Karl-Marx-<br />

Platz, Georgi-Ring, Tröndlin-Ring, Dittrich-Ring <strong>und</strong> danach wieder in Richtung Hauptbahnhof<br />

bewegten. Mindestens 5000 Teilnehmer kamen allein mit der Eisenbahn aus anderen Städten der DDR.<br />

Aus vorliegenden Informationen ist die Teilnahme aus den Bezirken Dresden, Karl-Marx-Stadt, Gera,<br />

Cottbus <strong>und</strong> Berlin verbürgt.<br />

Offensichtlich unter dem Eindruck hoher gesellschaftlicher Aktivität progressiver Bürger, der Wirkung<br />

der Veröffentlichungen in der LVZ, besonders vom 09.10., über rowdyhafte Ausschreitungen am 02.10.<br />

<strong>und</strong> 07.10. sowie der starken Präsents [sic!] der Deutschen Volkspolizei <strong>und</strong> der Kampfgruppen der<br />

Arbeiterklasse handelten die Teilnehmer des Demonstrationszuges ohne Gewaltanwendung.<br />

Von einem großen Teil der Teilnehmer wurden solche Worte gerufen wie: „Keine Gewalt“ [/] „Schließt<br />

euch an“ [/] „Wir sind das Volk“ [/] „Gorbi, Gorbi“ [/] „Für Reformen Reformen“ [/] „Forum zulassen“.<br />

Ihre Hauptlosung, die sie auch in Flugblättern <strong>und</strong> auf Transparenten zum Ausdruck brachten, war: [/]<br />

„Enthaltet euch jeder Gewalt.“<br />

Der Demonstrationszug löste sich selbständig gegen 20.30 Uhr ohne Ausschreitungen <strong>und</strong> Vorkommnisse<br />

auf. Die gesellschaftlichen Kräfte sowie die Einsatzkräfte der Schutz- <strong>und</strong> Sicherheitsorgane bewiesen<br />

eine hohe Einsatzbereitschaft, politisches Verantwortungsbewußtsein <strong>und</strong> vorbildliche Pflichterfüllung.<br />

Der gesamte Einsatz erfolgte unter straffer Führung der Partei. Das Zusammenwirken der Schutz- <strong>und</strong><br />

Sicherheitsorgane mit den anderen staatlichen Organen war jederzeit gewährleistet. Positiv wirkten sich<br />

die aktiven Gespräche mit Bischof Hempel, den Vertretern des Landeskirchenamtes <strong>und</strong> den Leipziger<br />

Superintendenten aus.<br />

719 vgl. die beiden Flugblätter, die an diesem Tag in den Kirchen <strong>und</strong> während der Demonstration verteilt wurden<br />

(Kuhn (1992), 82-84). Die zitierte Erklärung liegt im ABL H 17.<br />

720 vgl. a. MfS, ZAIG, Nr. 452/89, in: Kuhn (1992), 140f.<br />

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