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Freunde und Feinde

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jetzt verschwiegen <strong>und</strong> vertuscht. In den Augen einiger Kirchenmänner - Helfer der Opfer <strong>und</strong> Helfer der<br />

Täter - <strong>und</strong> verschiedener Leute mit Verantwortung sind die Opfer der Diktatur nur Querulanten. Die<br />

Opfer, wo sie schließlich seien, stören das Geschäft - das Geschäft verschiedener Politiker <strong>und</strong> das<br />

Geschäft verschiedener Geschäftemacher. Die Last, die auf die Brust der Opfer gelegt ist, kann<br />

unerträglich werden.<br />

Das hier vorliegende Heft will öffentlich machen, worüber zu reden nur im Flüsterton erlaubt ist.<br />

Am 19. Februar 1988 gab es eine Begegnung zwischen Dr. Jarowinsky <strong>und</strong> Landesbischof Dr. Leich im<br />

Gebäude des Staatsrates, über die weder Staat noch Kirche etwas verlautbarten242 . Die Hatz auf<br />

Antragsteller auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft, die Ereignisse um die Sophienkirche Ende<br />

Februar <strong>und</strong> Anfang März243 , die Eingriffe des Presseamtes in die kirchliche Publizistik <strong>und</strong> das<br />

Ordnungsstrafverfahren gegen die Herausgeber des innerkirchlichen Informationsblattes „Kontext“ auf<br />

der einen Seite <strong>und</strong> die Angst kirchenleitender Persönlichkeiten vor zu deutlich innenpolitischem<br />

Engagement der kirchlichen Basisgruppen auf der anderen Seite sind zwei Seiten ein <strong>und</strong> desselben<br />

Sachverhaltes.<br />

Dieses Heft will offenlegen, was über das Gespräch von staatlicher (Dokument I/1) <strong>und</strong> kirchlicher<br />

(Dokument I/2) Seite an die „unteren Ebenen“ weitergegeben wurde.<br />

Die Herausgeber<br />

Anfang August 1988<br />

[Es folgen: die Wiedergabe des SED-Papiers „An die 1. Sekretäre der Bezirksleitungen <strong>und</strong> der<br />

Kreisleitungen der SED“ vom 18.02.1988, welches Jarowinsky am 19.02.1988 dem Vorsitzenden des<br />

B<strong>und</strong>es der Evangelischen Kirchen in der DDR, Landesbischof Dr. Leich, vorlas <strong>und</strong> der „Vertrauliche<br />

Vermerk“ von OKR Ziegler über dieses „Gespräch“ 244.]<br />

76 Basisgruppenerklärung<br />

Offener Brief von verschiedenen Basisgruppenmitgliedern an Bischof J. Hempel vom 05.09.1988, in dem sie<br />

gegen die Entscheidung des Kirchenvorstandes protestieren. Der Brief wurde Bischof J. Hempel am selben<br />

Abend von A. Holicki (AK „Gerechtigkeit“) in Dresden übergeben. Er wurde hektographiert <strong>und</strong> während des<br />

Friedensgebetes verteilt (ABL H 1).<br />

Offener Brief 245<br />

Sehr geehrter Herr Landesbischof Dr. Hempel!<br />

Wir, d.h. Mitglieder der Leipziger kirchlichen Basisgruppen Initiativgruppe Leben, Arbeitskreis<br />

Gerechtigkeit, Arbeitsgruppe Umweltschutz, Arbeitskreis Solidarische Kirche, wenden uns auf diese<br />

ungewöhnliche Weise <strong>und</strong> direkt an Sie, da wir durch verschiedene Vorfälle in einen inzwischen sehr<br />

242 Die Jarowinsky-Rede ist veröffentlicht u.a. in: epd-Dok. 43/1988 (17.10.1988), S. 61-65. (s.a. Anm.161) Die<br />

Jarowinsky-Rede ist in Zusammenarbeit mit der HA XX/4 (Oberst Wiegand) entstanden <strong>und</strong> gibt sowohl SED-<br />

als auch die MfS-Position deutlich zu erkennen (s. Handakte Wiegand - BStU HA XX/4 838). Die Quelle des<br />

AKG war zum einen (SED-Papier) der inoffizielle Stasi-Mitarbeiter B. Becker, der dieses Papier von R. Wötzel,<br />

Sekretär der SED-BL, erhalten haben soll, <strong>und</strong> zum anderen (kirchliches Papier) die IFM, mit der der AKG eng<br />

zusammenarbeitete. Der IFM wurde das Papier von M. Stolpe „zugespielt“. Die Kriminalpolizei vermutete bzw.<br />

behauptete, daß diese Dokumentation vom BEK herausgegeben wurde (s. Dok. 79). Unter den Stasi-Unterlagen<br />

konnte von den Herausgebern kein Hinweis über die Quellen gef<strong>und</strong>en werden. Auszüge der Jarowinsky-Rede<br />

wurden u.E. erstmals am 26.09.1988 durch eine Sendung von Radio 100 einer breiten Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht.<br />

243 Gemeint sind die teilweise brutalen Behinderungen von Gottesdienstbesuchen durch zivile <strong>und</strong> uniformierte<br />

„Sicherheitskräfte“, die vor allem Ausreiwilligen galten.<br />

244 Aktenzeichen A 5002-484/88 des Sekretariats des BEK. Als Verteiler waren die Mitglieder der KKL <strong>und</strong> die<br />

Mitglieder der Arbeitsgruppe Koordinierung angegeben worden.<br />

245 Als Verteiler gab A. Holicki an: OLKR Auerbach, Sup. Magirius, Pf. Führer, Pf. Berger, W. Leich, M. Stolpe<br />

(Stellvertreter des Vorsitzenden des BEK), ENA, Der Sonntag, Die Kirche sowie an die Teilnehmer des FG am<br />

05.09.1988 in der Nikolaikirche (Brief vom 17.09.1988 an J. Hempel - ABL H 1)<br />

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