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Freunde und Feinde

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durch Rudolph, Thomas“.<br />

− Am 13.03.89 nahm M. am „Friedensgebet“ in der Nikolaikirche teil. Vor der Veranstaltung gab es am<br />

Eingang der Kirche ein Zusammentreffen zwischen Rudolph, M. <strong>und</strong> einem Korrespondenten der<br />

ARD. Über den Inhalt des Gespräches wurde nichts bekannt. Nach dem „Friedensgebet“ kam es zu der<br />

geplanten, nichtgenehmigten Personenbewegung durch die Leipziger Innenstadt. Die ca. 300<br />

Teilnehmer zogen mit Sprechchören bis zum Marktplatz, wo die Auflösung erfolgte. Der Verdächtige<br />

beteiligte sich nicht an dieser „Aktion“, sondern führte Gespräche in <strong>und</strong> vor der Nikolaikirche. In<br />

diesem Zusammenhang wurde bekannt, daß er erneut für den 1. Mai 1989 plant, mit einem eigenen<br />

Transparent in Borna zu demonstrieren.<br />

− Am 14.03.89 besuchte der Verdächtige um 19.00 Uhr den „Fürbittgottesdienst für die Inhaftierten in<br />

der CSSR“ in der katholischen Liebfrauengemeinde. [...]<br />

− Zum „Friedensgebet“ am 20.03.89 überstieg M. gemeinsam mit Schwabe, Uwe das Absperrseil in der<br />

Nikolaikirche <strong>und</strong> entfaltete an der Empore über der Jugendkapelle mit einer weiteren unbekannten<br />

männlichen Person ein Transparent. Darauf stand „Freiheit für Havel <strong>und</strong> alle politischen <strong>und</strong><br />

religiösen Inhaftierten in der CSSR“. Arnold, Michael fotografierte den Sachverhalt <strong>und</strong> übergab den<br />

Film an Rudolph, Thomas. Dieser will den Film an westliche Medien übergeben.<br />

− Die bisher eingeleiteten Disziplinierungsmaßnahmen sowie Ordnungsstrafen <strong>und</strong> strafprozessuale<br />

Maßnahmen zeigten beim Verdächtigen keinerlei Wirkung. Erneut trat M. unverzüglich nach seiner<br />

Untersuchungshaft im Januar 1989 mit demonstrativen öffentlichkeitswirksamen Handlungen in<br />

Erscheinung <strong>und</strong> versuchte verstärkt seinen konfrontativen Kurs gegenüber staatlichen Organen<br />

fortzusetzen. Hierbei wurde wiederum die unbelehrbare <strong>und</strong> verfestigte feindlich-negative Haltung des<br />

Verdächtigen deutlich. Begünstigend für die Fortsetzung der Aktivitäten des M. ist die Tatsache, daß<br />

sowohl die Ordnungsstrafen <strong>und</strong> das eingeleitete Ermittlungsverfahren aufgr<strong>und</strong> zentraler politischer<br />

Entscheidungen nicht realisiert bzw. eingestellt wurden. Außerdem nutzt der Verdächtige, da er ohne<br />

Arbeitsrechtsverhältnis ist, seinen gesamten Zeitfond für die Untergr<strong>und</strong>aktivitäten.<br />

− Entsprechend der Jahresplanaufgabenstellung zum OV erfolgte eine Präzisierung der<br />

Bearbeitungskonzeption, ausgewiesen im Komplex „Spuk“ 472 . Durch den stellv. Leiter der Abteilung,<br />

Gen. Oberstleutnant Tinneberg wurde am 10.01.89 mit dem Leiter der HA XX/9, Gen. Oberst Reuter,<br />

eine Koordinierungsabsprache realisiert.<br />

− Zur Realisierung von Maßnahmen der Abteilung 26/B [Einbau von Wanzen] zum OV<br />

(Jahresplanaufgabe) wurden im Wohngebiet des Verdächtigen umfangreiche Aufklärungs- <strong>und</strong><br />

Vorbereitungsarbeiten durchgeführt. Aufgr<strong>und</strong> einer zentralen Weisung erfolgte am 30.01.89 durch die<br />

Abteilung 26 die Aussetzung der geplanten Maßnahme 473.<br />

[...]<br />

149 Staatliche Gesprächsnotiz<br />

Auszug aus einer Information des Rates des Bezirkes Leipzig, Bereich Kirchenfragen (Ebisch), vom<br />

10.04.1989 über ein Gespräch am 04.04.1989 zwischen Reitmann <strong>und</strong> Theologen der Leipziger Universität<br />

(Prof. Moritz, Prof. Kretzschmar, Prof. Haustein, Dr. Zimmermann, Dr. Wartenberg, Dr. Petzold) 474 . Der<br />

Computerausdruck wurde von Ebisch unterzeichnet <strong>und</strong> trägt Bearbeitungsspuren (ABL H 53).<br />

472 Eine genaue Aussage darüber, was alles in diesem Bearbeitungskomplex bearbeitet wurde, läßt sich noch nicht<br />

machen, vermutlich alle politisch-alternativen Gruppen in Leipzig.<br />

473 R. Müller war durch Anwohner auf die Bemühungen des MfS aufmerksam gemacht worden. R. Müller wohnte<br />

zusammen mit mehreren Jugendlichen in einem Haus, in dem zwei leerstehende Wohnungen von ihnen besetzt<br />

waren. „Die Marianne“ - wie die Wohnungen (<strong>und</strong> der Hinterhof) unter Gruppenmitgliedern hieß - war ein<br />

wichtiges Kommunikationszentrum der Basisgruppenmitglieder (auch aus anderen Städten). Die zentrale<br />

Anweisung war vermutlich eine Reaktion auf das Entdecken mehrerer Wanzen durch R. Eppelmann in seiner<br />

Wohnung (Anzeige von M. Stolpe vom 20.12.1988).<br />

474 Am 28.03. gab es eine „traditionelle Begegnung von Marxisten <strong>und</strong> Christen“ auf Einladung von Reitmann, an<br />

der u.a. P. Zimmermann, M. Hausstein, H. Seidel <strong>und</strong> J. Richter teilnahmen.<br />

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