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Freunde und Feinde

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<strong>und</strong> Kirche in Blick auf die Erhaltung des Friedens.<br />

− Dankbar sei man, daß die Gespräche zwischen Staat <strong>und</strong> Kirche auch in der Stadt Leipzig immer<br />

möglich waren <strong>und</strong> sind in schlechten wie in guten Zeiten.<br />

− Man könne aber nicht schweigen, wenn ein großer Teil der Jugend ohne Ziel, ohne Ideal <strong>und</strong><br />

verunsichert lebt. Verunsichert <strong>und</strong> resignierend deswegen, weil ihr ehrliches Bemühen um Frieden<br />

<strong>und</strong> das Mitwirken in der einheitlichen Friedensbewegung in der DDR von der Gesellschaft<br />

mißverstanden wird.<br />

− Man könne nicht schweigen, wenn der soziale Friedensdienst als ein Modell der Friedenseinübung<br />

staatlicherseits abgelehnt wird.<br />

− Man könne nicht schweigen, daß zwischen November 1981 <strong>und</strong> November 1982 gegen die Träger des<br />

Aufnähers „Schwerter zu Pflugscharen“, die aus einem ehrlichen Friedenswillen diese Aufnäher<br />

tragen, mit staatlichen Maßnahmen vorgegangen wird. Diese Maßnahmen haben tiefe W<strong>und</strong>en bei der<br />

Jugend geschlagen, die heute noch offen sind <strong>und</strong> durch Befehl auch nicht vergessen gemacht werden<br />

können. Diese Maßnahmen haben verunsichert, viele Jugendliche resignieren.<br />

− Man könne nicht schweigen, daß bei der Pfingstmanifestation der FDJ für Frieden, wo christliche<br />

Jugendliche mit eigenen Losungen mitdemonstrieren wollten, dies abgelehnt wurde <strong>und</strong> für einige der<br />

Weg nicht am Völkerschlachtdenkmal endete, sondern auf dem Polizeirevier.<br />

− Im weiteren Verlauf seiner Predigt reflektierte Gröger Bibelstellen der Offenbarung theologisch.<br />

− Im letzten Teil seiner Predigt berief er sich auf Billy Graham, der in Moskau im Mai zur Konferenz der<br />

religiösen Friedenskräfte sagte, daß die Großmächte ein Moratorium des Vertrauens unterzeichnen<br />

sollten, weil das gegenseitige Unterstellen von bösen Absichten den Rüstungswettlauf nie beenden<br />

wird, sondern diesen ins Unermeßliche noch steigert.<br />

− Er forderte auf (Gröger), einmal darüber nachzudenken, was es ist, daß uns heute Konflikte in der<br />

Welt, wo Menschen getötet, gefoltert <strong>und</strong> gequält werden, wo Menschen hungern <strong>und</strong> vor Hunger<br />

sterben, kaum noch betroffen machen.<br />

− Am Schluß seiner Predigt rief er die Jugendlichen auf, genau zu sehen, genau zu hören <strong>und</strong> über das,<br />

was man sieht <strong>und</strong> hört, auch zu sprechen <strong>und</strong> nicht zu schweigen. Zu sprechen, auch wenn es für den<br />

einzelnen nicht immer persönliche Vorteile bringt. Es kommt darauf an, den Frieden im kleinen zu<br />

praktizieren.<br />

− Der Abschlußgottesdienst verlief von seiten der Teilnehmer disziplinarisch. Beendet wurde dieser<br />

gegen 21.30 Uhr.<br />

10 Stasi-Information<br />

Auszug aus der monatlichen Berichterstattung der Abteilung XX der BV Leipzig des MfS (Referat AuI,<br />

unterzeichnet vom Leiter der Abteilung, Wallner) zum Monat November 1982 vom 06.12.1982 an die<br />

Hauptabteilung XX des MfS, aufgr<strong>und</strong> der Anweisung des Leiters der HA XX vom 03.11.1979 (Tgb.-Nr.<br />

XX/AIG/160279/schmi-gi). Handschriftlich vermerkt steht neben der maschinengeschriebene Adresse: „Gen.<br />

Oberst Eppisch“ (BStU Leipzig, Abt. XX MB Nov. 82).<br />

[...] 1.7. Sicherungsbereich Kirchen/Religionsgemeinschaften<br />

OV „Zersetzer“ [in diesem Operativen Vorgang wurde vor allem H. Bächer bearbeitet] - Reg.-Nr. [...]<br />

Im Zeitraum der vom 7.11.-17.11.1982 stattgef<strong>und</strong>enen „Friedensdekade“ der ev. Kirchen in Leipzig<br />

konzentrierte der Arbeitskreis (AK) „Friedensdienst“, unter Leitung von „Zersetzer“, seine Aktivitäten auf<br />

die Durchführung mehrerer Vorträge in den Kirchgemeinden der Leipziger Ephorien <strong>und</strong> Gemeinden des<br />

Kreises Leipzig 51.<br />

[... Bericht über den AK „Friedensdienst“] Der [sic!] Höhepunkt <strong>und</strong> Abschluß der<br />

51 Im Abschlußbericht des RdB, Stellv. des Vorsitzenden für Inneres, vom 19.11.1982 zur FD heißt es: „Der<br />

Arbeitskreis 'Friedensdienst' beim Jugendpfarramt hat besondere starke Aktivitäten bei der Durchführung von<br />

kleineren Veranstaltungen entwickelt.“ (BArch O-4 1432) Pf. Gröger sprach von „ungefähr 30<br />

Gemeindeabenden“ (Kaufmann/M<strong>und</strong>us/Nowak, 183). Diese wurden auch nach der FD 1982 „aus Einsicht in die<br />

Notwendigkeit“(ebenda) fortgesetzt.<br />

50

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