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Freunde und Feinde

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erzwingen immer wieder das letzte Wort. Verstehen Sie unter Demokratie <strong>und</strong> Gerechtigkeit dieses<br />

anmaßende, autoritäre Verhalten? Ich frage mich ernsthaft, wem Ihr Verhalten <strong>und</strong> Auftreten in der<br />

Nikolaikirche eigentlich dient, gewollt oder ungewollt.<br />

Zu einigen Einzelheiten Ihrer Stellungnahme:<br />

1. Sie nennen drei Namen (siehe oben) mit Adresse am Schluß als Sprecher des Arbeitskreises<br />

Gerechtigkeit. Unterzeichnet hat nur eine Person. Wie darf ich das verstehen?<br />

2. Sie schreiben: „Wir wären dankbar für ein konstruktives Gespräch zwischen Basisgruppen <strong>und</strong><br />

Stadtkirchenleitung ...“. Solch ein Gespräch ist seit längerer Zeit für den 21. Nov. 1988 zwischen<br />

Vertretern der Basisgruppen <strong>und</strong> dem Kirchenvorstand bereits festgelegt, an dem der Unterzeichner<br />

Ihrer Stellungnahme selbst teilnimmt. Wie darf ich das verstehen?<br />

3. Das Verbot, Ihre Tafeln am Abend für den Frieden aufzustellen, war die Konsequenz aus dem<br />

vorhergegangenen Abend. Nach wie vor ist der Kirchenvorstand für das, was in der Nikolaikirche<br />

gesagt, getan <strong>und</strong> ausgestellt wird, verantwortlich.<br />

4. In Ihrer „Erklärung zum Friedensgebet am 10.11.88“ vom 14.XI.1988 stellen Sie fest: „Es wurde<br />

Anstoß daran genommen (gemeint ist meine Erklärung, d.U.), daß unter unserem Namen Antragsteller<br />

auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR ... das Friedensgebet mitgestalteten“. Das<br />

entspricht in keiner Weise der Wahrheit. Anstoß genommen habe ich daran, daß weder Bibeltext,<br />

Gebet, Segen noch überhaupt ein Glaubensbezug zu erkennen war, siehe weiter den Text meiner<br />

Erklärung.<br />

Eine Formulierung Ihres Schreibens spricht mich positiv an: „Dieses Friedensgebet sollte Anstoß sein <strong>und</strong><br />

nicht Anstoß werden“. In dieser Formulierung empfinde ich einen konstruktiven Ansatz. Wir geben die<br />

Hoffnung nicht auf, daß trotz aller Mißverständnisse <strong>und</strong> Verletzungen ein schmales Stück gemeinsamer<br />

Spur im Interesse all derer, die Nähe, Hilfe <strong>und</strong> Ermutigung in unserer Kirche suchen, zu finden ist. Ein<br />

Neuanfang ist nötig. Ist er auch möglich? Die Anerkennung der 7 „Spielregeln“ von beiden Seiten könnte<br />

die Chance des Neuanfangs der gestörten Beziehungen enthalten.<br />

Pfarrer [gez.] Führer [/] Kirchenvorstand/Vorsitzender<br />

PS: Da dieses Schreiben gr<strong>und</strong>sätzliche Ausführungen enthält, sende ich Durchschläge davon an die<br />

Synodal- <strong>und</strong> Gruppenvertreter.<br />

113 Staat-Kirche-Briefwechsel<br />

Antwortbrief von Bischof Hempel vom 15.11.1988 an den Stellvertreter des Vorsitzenden des RdB Leipzig,<br />

Reitmann, auf dessen Brief vom 11.11.1988. Im RdB ging der Brief laut Eingangsstempel am 18.11.1988 ein.<br />

Vorlage war eine Kopie dieses Briefes (ABL H 53).<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Reitmann!<br />

Ihren Brief vom 11.11.1988 335 habe ich erhalten <strong>und</strong> mit Aufmerksamkeit gelesen. Auch haben wir das,<br />

was Sie schreiben, im Kollegium des Landeskirchenamtes besprochen. Daß Sie über die Entwicklung im<br />

Umfeld der Nikolaikirche Leipzig besorgt sind, haben wir Ihrem Brief deutlich <strong>und</strong> intensiv entnommen.<br />

Auch wir, auch ich, beobachten diese Entwicklung genau <strong>und</strong> bemühen uns, das Gehörte an unserem<br />

christlichen Auftrag zu prüfen. Es vergeht keine Woche, in der wir nicht im internen Gespräch<br />

Informationen <strong>und</strong> Meinungen besprechen. Auch ich werde jetzt mit einigen Vertretern des Montag-<br />

Gottesdienstes in der Nikolaikirche das Gespräch aufnehmen.<br />

Nach wie vor ist mir deutlich, daß die Themen, die in der Nikolaikirche verhandelt werden, eigentlich <strong>und</strong><br />

zuerst mit Vertretern des Staates besprochen werden sollten. Daß es den Montag-Gottesdienst in der<br />

Nikolaikirche gibt, sehen wir auch als eine Folge dessen, daß die dort Zusammenkommenden keinen<br />

anderen adäquaten Gesprächsort finden. Außerdem beruhen nach unserer Sicht einige der in diesem<br />

Bereich zur Sprache gebrachten Probleme unserer Gesellschaft auf Tatsachen. Es ist eine alte Erfahrung<br />

der Kirche, daß Schwierigkeiten, die im Raum der Kirche auf Tatsachen beruhen, mit Druck nicht<br />

wirklich aus der Welt zu schaffen sind. Diese Erfahrung bewegt uns auch.<br />

335 s. Dok. 105<br />

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