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Freunde und Feinde

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226 SED-Information<br />

Auszug aus dem Bericht der SED-Gr<strong>und</strong>organisation der 21. VP-Bereitschaft zum Monat September 1989, in<br />

dem festgestellt wird, daß die Angst vor den Montagseinsätzen wächst (StAL SED A 5847).<br />

Es verstärken sich die Stimmen, daß die Angst vor der Durchführung der Montagseinsätze besonders bei<br />

den Wachtmeistern wächst. Begründet wird diese Angst mit der Tatsache, daß die Genossen den<br />

Demonstranten schutzlos gegenüber stehen <strong>und</strong> der Umfang der ungesetzlichen Handlungen jeden Montag<br />

weiter größere Formen annimmt. Es wird die Meinung vertreten, daß wir auch weiterhin zuverlässig die<br />

gestellten Aufgaben erfüllen werden, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß wir den Ereignissen hinterher<br />

laufen. Wir verteidigen unsere Macht nicht wie unseren Augapfel, sondern lassen mit ihr spielen. Das<br />

Argument, daß dieses oder jenes aus internationaler Sicht nicht getan werden kann, ist nicht mehr<br />

überzeugend. Es wird die Meinung vertreten, wer gegen die Gesetze unseres Landes verstößt, muß zur<br />

Verantwortung gezogen werden. Warum, so wird die Frage gestellt, gehen wir nicht über die Medien in<br />

die Offensive <strong>und</strong> Entlarven die Machenschaften des Gegners in unserer Stadt <strong>und</strong> informieren die<br />

Bevölkerung über die reale Lage <strong>und</strong> rufen sie zur Mitarbeit auf.?<br />

Unverständnis wird auch darüber geäußert, warum man sich mit den Menschen die montags erscheinen<br />

nicht in den Betrieben <strong>und</strong> Arbeitskollektiven auseinandersetzt <strong>und</strong> versucht im Gespräch die Ursachen<br />

für ihr Verhalten zu klären.<br />

227 Stasi-Information<br />

Interne Information des MfS vom 02.10.1989 an Mielke, Carlsohn, Mittig, Kienberg, Irmler <strong>und</strong> an den Ber.<br />

1/AG 6 über ein Gespräch am 28.09.1989 zwischen Löffler <strong>und</strong> Bischof Hempel, in dem es um das<br />

Friedensgebet am 25.09.1989 ging (BStU ZAIG 5375).<br />

Hinweis [/] auf Gespräche mit kirchenleitenden Personen<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Information des MfS Nr. 428/89 vom 26. September 1989 über die<br />

öffentlichkeitswirksame provokatorisch-demonstrative Aktion im Anschluß an das Montagsgebet in der<br />

Nikolaikirche in Leipzig am 25. September 1989669 wurde durch den Staatssekretär für Kirchenfragen,<br />

Genosse Löffler, mit Bischof Hempel/Dresden am 28. September 1989 ein Gespräch geführt. Bischof<br />

Hempel wurde mitgeteilt, daß sich die montäglichen Friedensgebete unwiderlegbar zum ständigen<br />

Ausgangspunkt für fortgesetzte <strong>und</strong> sich ausweitende Provokationen gegen den sozialistischen Staat<br />

entwickelt haben <strong>und</strong> eine bewiesene eklatante Verletzung des Artikels 39 der Verfassung der DDR sowie<br />

anderer Gesetze <strong>und</strong> Rechtsvorschriften durch Personen, die im Namen der Kirche zu handeln vorgeben,<br />

darstellen. Er wurde nachdrücklich aufgefordert, die Organisatoren <strong>und</strong> Gestalter der Veranstaltungen in<br />

der Nikolaikirche, die Pfarrer Führer <strong>und</strong> Wonneberger, zu disziplinieren <strong>und</strong> die Friedensgebete in der<br />

jetzigen Form einzustellen.<br />

670<br />

Bischof Hempel erwiderte, er habe „von seinen Leuten“ eine andere Darstellung des Verlaufs des<br />

Montagsgebetes erhalten, er werde aber in Absprache mit dem Landeskirchenrat notwendige Schritte<br />

überdenken <strong>und</strong> auf die Leipziger Pfarrer Einfluß nehmen. Er sei überzeugt, Führer <strong>und</strong> Wonneberger<br />

hätten keine staatsfeindlichen Absichten; sie hätten ihm in die Hand versprochen, den Boden der<br />

Verfassung nicht zu verlassen.<br />

Über die ihm vorgehaltene Ausdehnung der Friedensgebete auf andere Kirchen zeigte er sich bestürzt <strong>und</strong><br />

versprach, auch in diesem Falle Einfluß zu nehmen 671.<br />

669 abgedruckt, in: Mitter/Wolle, 174-176. In diesem ZAIG wurde der „Vorschlag“ zu diesem Gespräch unterbreitet<br />

(BStU ZAIG 3748, 6).<br />

670 In der genannten ZAIG war „vorgeschlagen“ worden, Bischof Hempel „nachdrücklichst aufzufordern“ den<br />

„Friedensgebeten einen ausschließlich religiösen Charakter zu verleihen“. Ansonsten entspricht dieser Absatz<br />

dem Vorschlag der ZAIG vom 26.09.1989.<br />

671 s. unten, Anm. 688<br />

330

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