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Freunde und Feinde

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Olof-Palme-Marsch<br />

Der „Olof-Palme-Friedensmarsch für einen atomwaffenfreien Korridor“ war eine Initiative der<br />

„Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFGVK)“, des staatlichen<br />

Friedenskomitees der CSSR <strong>und</strong> des DDR-Friedensrates. Der BEK durfte sich an den Veranstaltungen<br />

zwischen 1. <strong>und</strong> 18. September 1987 in Strals<strong>und</strong>, Ravensbrück, Sachsenhausen, Berlin, Wittenberg oder<br />

Dresden beteiligen <strong>und</strong> sogar Teilnehmer in die B<strong>und</strong>esrepublik <strong>und</strong> in die CSSR delegieren. Die<br />

Demonstrationen einer eigenständigen Friedensbewegung waren jedoch nur in den ersten Tagen ohne<br />

Behinderungen möglich. Vermutlich, um den Besuch Honeckers in der B<strong>und</strong>esrepublik zur gleichen Zeit<br />

nicht zu belasten.<br />

Pf. Wonneberger ließ zu dieser Demonstration Plakate drucken <strong>und</strong> gestaltete das FG am 07.09.1987 als<br />

Gottesdienst zum 0.-Palme-Marsch. Leipziger Gruppenmitglieder nahmen vor allem an einem Meeting in<br />

Torgau teil, bei dem Sicherheitskräfte <strong>und</strong> „gesellschaftliche Kräfte“ nichtloyale Transparente abdrängten.<br />

Nach den Erfahrungen <strong>und</strong> Berichten von den Veranstaltungen an den Vortagen in Berlin <strong>und</strong> Wittenberg<br />

geschah dies unerwartet. Auch an dem Marsch von Torgau nach Riesa nahmen vor allem Leipziger<br />

Gruppenmitglieder teil. 107<br />

Pleißemarsch<br />

Mitglieder der IGL <strong>und</strong> der AGU versuchten 1988 anläßlich des Weltumwelttages eine öffentliche Aktion<br />

zur ökologischen Sensibilisierung <strong>und</strong> des Protestes ähnlich wie in den Vorjahren die Aktion „Mobil ohne<br />

Auto“. Sie wollten durch einen Umzug entlang des teilweise unsichtbaren, da wegen ihres zu großen<br />

Gestankes 1956 unter die Erde verlegten Leipziger Flusses Pleiße auf die Umweltverschmutzung in<br />

Leipzig aufmerksam machen. Zu dem Umzug wurde durch Flugblätter, Plakate sowie durch Briefe, u.a. an<br />

den Oberbürgermeister, Mitglieder der Gewässeraufsicht, Pfarrer, Betriebsdirektoren <strong>und</strong> Medienvertreter<br />

eingeladen. 108 Die Einladungen wurden mit der Post versandt, in Hausbriefkästen gesteckt, in<br />

Telefonzellen ausgelegt oder an Litfaßsäulen geklebt. Ein Veranstalter des Marsches wurde nicht genannt.<br />

Der Staat versuchte, „die Superintendenten in die Verantwortung zu nehmen“ 109. Infolgedessen suchte<br />

z.B. der Superintendentenvertreter, Pf. Wugk, U. Schwabe am Arbeitsplatz (bei der Inneren Mission) auf<br />

<strong>und</strong> bat ihn alle, die er zu diesem Marsch eingeladen habe, wieder auszuladen. 110 Die Pfarrer, die in den<br />

Gemeindeschaukästen zum Pleißemarsch einluden, wurden aufgefordert, die Plakate zu entfernen.<br />

Gegenüber dem Staat erklärten die Superintendenten, von dem Vorhaben nichts zu wissen, <strong>und</strong><br />

distanzierten sich von dem Umzug. 111 Auch in den Friedensgebeten durfte nicht zum Pleißemarsch<br />

eingeladen werden. Am 5. Juni 1988 trafen sich dann über 200 Personen, um demonstrativ 1 St<strong>und</strong>e durch<br />

Leipziger Straßen zu ziehen. Einige trugen Aufnäher mit der Aufschrift „1. Pleiße-Gedenkumzug“.<br />

Unterwegs entnahmen sie dem Fluß (an einer nicht verschütteten Stelle) eine Wasserprobe <strong>und</strong> stellten im<br />

Zetkinpark drei - dort am Vortag versteckte - Informationstafeln zur Pleiße auf. Schon im Sommer 1988<br />

beschloß die IG „Leben“, 1989 erneut einen „PleißeMarsch“ durchzuführen. Er sollte unter dem Motto<br />

„Betroffenheit, Besinnung <strong>und</strong> Mahnung“ stehen <strong>und</strong> offiziell angemeldet werden. Zur Vorbereitung<br />

bildete sich ein Ad-hoc-Arbeitskreis „Weltumwelttag“. Er erarbeitete eine umfangreiche Ausstellung <strong>und</strong><br />

107 s. M. Herrmann, Ein Stück „Glasnost“ - um des Friedens willen, in: KiS 5/87, 181-184; R<strong>und</strong>schreiben Mittigs<br />

vom 6.8. <strong>und</strong> 14.10.1987 in: Besier/Wolf 487-508 <strong>und</strong> Bericht in: „Streiflichter“ vom 27.10.1987 (ABL Box 6).<br />

Über die Beteiligung der Leipziger gibt es eine Fotodokumentation (Ausstellung), die zum Teil im ABL liegt.<br />

108 Flugblatt abgedruckt in: Umweltblätter 8/88, 21<br />

109 MfS-Dienstbesprechung bei Eppisch am 31.05.1988 (BStU Leipzig AB 1161)<br />

110 U. Schwabe hatte die Einladung an die Empfänger der „Streiflichter“ per Post versandt <strong>und</strong> war deshalb dem<br />

Sicherheitskartell als Initiator aufgefallen. Bei seiner Vernehmung hatte er erzählt, von der geplanten Aktion<br />

durch einen Aushang während eines Gruppentreffens in Halle erfahren zu haben <strong>und</strong> da er die Idee gut fände,<br />

hätte er sie verbreitet.<br />

111 s. Dok. 63. 01.08.1988. Sie übernahmen auch keine Verantwortung für eine ursprünglich für den 11.6.1988<br />

geplante „Zukunftswerkstatt“ (Treffender Gruppen, die sich am Konziliaren Prozesses beteiligten), so daß diese<br />

in diesen Tagen abgesagt werden mußte.<br />

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