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Freunde und Feinde

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Der Kirchenvorstand hat in seiner Sitzung am 5.X.1987 dem Antrag des Synodalausschusses nach einer<br />

Informationstafel 105 in St. Nikolai unter folgenden Voraussetzungen zugestimmt:<br />

1. Der Antragsteller muß gestalterisch den anderen Aufstellern passend einzufügen sein <strong>und</strong> dem<br />

Qualitätsanspruch der Kirche genügen.<br />

2. Die Informationen für diesen Aufsteller sind in der Kanzlei abzugeben, werden vom Vorsitzenden des<br />

Kirchenvorstandes abgezeichnet <strong>und</strong> von unseren Mitarbeitern angebracht.<br />

27 Stasi-Information<br />

Operativinformation 260/87 (Hinweis- <strong>und</strong> Merkmalskomplex 2) des Leiters der KD Leipzig-Stadt des MfS<br />

(Oberst Schmidt i.V. unleserlich Ref. XX/2 grie-hpl) vom 14.11.1987 an die Abt. XX <strong>und</strong> AKG der BV<br />

Leipzig zum Gespräch zwischen dem Sektorenleiter Kirchenfragen des RdS Leipzig <strong>und</strong> Sup. Magirius, in<br />

dem es um die Veranstaltung „Der Friede muß unbewaffnet sein“ ging. Die Information ging laut Verteiler an<br />

die Abteilungen XX <strong>und</strong> AKG der BV <strong>und</strong> die Referate AuI <strong>und</strong> XX/2 der KD Leipzig. AKG als konkreter<br />

Adressat ist in der Vorlage unterstrichen worden. Am rechten oberen Rand der Information wurde<br />

handschriftlich „ZPDB“ vermerkt. Außerdem wurden hinter mehreren Personennamen handschriftlich die<br />

Stasi-interne Speichernummer eingetragen. Die Operativinformation wurde in: Dokumente zur Kirchenpolitik<br />

in Sachsen, herausgegeben von „IFM e.V./Forschungszentrum zu den Verbrechen des Stalinismus“<br />

veröffentlicht.<br />

Verlauf der Friedensdekade - 13.11.87106 Durch die Organe des Zusammenwirkens107 unserer DE wurde bekannt, daß am 13.11.87 durch den<br />

Sektorenleiter Kirchenfragen des Rates der Stadt Leipzig ein Gespräch mit Superintendent Magirius,<br />

Friedrich [...] geführt wurde. Gegenstand des Gespräches war die durch Pfarrer Wonneberger, Christoph<br />

[...] geplante Veranstaltung „Der Frieden muß unbewaffnet sein“ am 16.11.1987 in der Reformierten<br />

Kirche. Dem Superintendenten wurde zur Kenntnis gegeben, daß durch Wonneberger geplant ist, im<br />

Rahmen der Veranstaltung Unterschriften für eine Eingabe an den Staatsratsvorsitzenden, Gen. Erich<br />

Honecker, zu sammeln108 . Der Superintendent reagierte darauf sichtlich betroffen <strong>und</strong> legte dar, daß er<br />

nun die Rolle des Wonnebergers immer deutlicher erkenne. Wonneberger würde keinerlei politisches<br />

Geschick besitzen <strong>und</strong> durch sein Verhalten Spannungen in das Verhältnis Staat-Kirche hineintragen. Der<br />

Superintendent wird Wonneberger eine Unterschriftensammlung untersagen. Da er selbst am 16.11.87<br />

keine Zeit habe, werde er seinen Vertreter, Pfarrer Wugk, Manfred [...] zum Besuch der Veranstaltung<br />

auffordern. Es kann eingeschätzt werden, daß durch die Gespräche mit Superintendenten Magirius <strong>und</strong> das<br />

Aufzeigen der belastenden Rolle des Pfarrers Wonneberger auf das Verhältnis Staat-Kirche der<br />

Differenzierungsprozeß im innerkirchlichen Bereich fortgesetzt wurde 109.<br />

An dem sogenannten Friedensabend der Nikolaikirche am 13.11.87 von 18.00 - 24.00 Uhr nahmen ca. 400<br />

Personen teil. 90 % davon waren Jugendliche zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahren. Der Abend war in vier Teile<br />

105 Am 4.10. hatte Pf. Berger aufgr<strong>und</strong> eines Beschlusses des BSA vom 28.09.1987 um die Aufstellung von<br />

Informationstafeln in der Nikolaikirche gebeten. In dem Brief hieß es: „Auf dieser Tafel sollen die im<br />

Bezirkssynodalausschuß vertretenen Gruppen die Möglichkeiten erhalten, über ihre Veranstaltungen zu<br />

informieren. Herr Superintendent Magirius wird dem KV dazu nähere Erläuterungen geben können.“ (ABL H 35)<br />

106 Solche Berichte gab es nicht nur für diesen Tag der FD 1987. Auch die staatlichen Stellen berichteten regelmäßig<br />

„nach oben“ über Veranstaltungen im Rahmen der FD. So gibt es auch ein IN-Telegramm von H. Reitmann (i.A.<br />

Jakel) vom 16.11.1987 an das StfK über das FG am 13.11.1987 (BArch O-4 1435).<br />

107 Gemeint waren staatliche Stellen oder Organisationen, die regelmäßigen Kontakt zum MfS pflegten.<br />

108 Diese Eingabe zum SoFD wurde an verschiedene Stellen gerichtet, ohne daß es zu konstruktiven staatlichen<br />

Reaktionen kam (Briefwechsel ABL H 1). Es wurden ca. 60 Unterschriften während der Veranstaltung<br />

gesammelt.<br />

109 H. Reitmann berichtete über dieses Gespräch: „Im Gespräch mit den Staatsorganen äußerte Superintendent<br />

Magirius, daß er den Ärger mit Pfarrer Wonneberger satt habe <strong>und</strong> Maßnahmen einleiten wolle, da dieser das<br />

Verhältnis Staat-Kirche enorm gefährde. Es sei seine Absicht, zusammen mit Bischof Hempel eine Aussprache<br />

mit Wonneberger zu führen.“ (BArch O-4 1435)<br />

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