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Freunde und Feinde

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Teilnehmern unterzeichnet (ABL H 1 <strong>und</strong> in: SAL RdS 7058, 10).<br />

Am Montag, dem 11. <strong>und</strong> am Montag, dem 18. September 1989 mußten die Besucher des montäglichen<br />

Friedensgebetes in der Leipziger Nikolaikirche erleben, daß der Platz um die Kirche während dieser<br />

gottesdienstlichen Veranstaltung von Sicherheitskräften abgeriegelt worden war. Mehreren Personen<br />

wurde bereits kurz nach Beginn des Friedensgebets der Zutritt zur Nikolaikirche verwehrt.<br />

Während die Besucher des Friedensgebetes die Nikolaikirche verließen, aber auch noch geraume Zeit<br />

nach dem Ende dieser gottesdienstlichen Veranstaltung, kam es von Seiten der zivilen <strong>und</strong> uniformierten<br />

Sicherheitskräfte zu gezielten, teilweise brutalen, Übergriffen gegen die Teilnehmer des Friedensgebetes<br />

sowie zu mehr als 100 Zuführungen.<br />

Wir sehen in diesen Übergriffen, in der Umstellung der Kirche <strong>und</strong> in den Zuführungen einen großen<br />

Verstoß gegen die verfassungsmäßig garantierten Rechte auf Glaubensfreiheit, auf freie Ausübung<br />

religiöser Handlungen sowie auf Meinungs- <strong>und</strong> Gewissensfreiheit (Verfassung der DDR Art. 39, 27 <strong>und</strong><br />

28). Dies um so mehr, als von den Besuchern des Friedensgebetes keinerlei Provokation ausgegangen war.<br />

Wir bitten Sie aus diesem Gr<strong>und</strong>e darum, daß mit denjenigen, die für die Einsätze der Sicherheitskräfte<br />

verantwortlich sind, Aussprachen geführt werden, mit dem Ziel, derartige Verstöße gegen<br />

verfassungsmäßig garantierte Rechte zu unterbinden.<br />

Wir fordern Sie weiterhin auf, die Ermittlungsverfahren gegen alle Inhaftierten vom 11. <strong>und</strong> 18.<br />

September 1989 einzustellen <strong>und</strong> die Inhaftierten zu entlassen. In diesem Zusammenhang fordern wir die<br />

Annullierung aller am 11. <strong>und</strong> am 18. September 1989 ausgesprochenen sowie der in gleicher Beziehung<br />

verfügten Ordnungsstrafen <strong>und</strong> Strafbefehle.<br />

Wir bitten Sie des weiteren darum, die Lokalpresse der Messestadt davon zu informieren, daß es sich bei<br />

den Besuchern des Friedensgebetes in der Nikolaikirche nicht um „Personengruppen“ handelt, die sich<br />

versammeln, „um die öffentliche Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit zu stören“ (1) <strong>und</strong> auch nicht um eine<br />

„rechtswidrige Zusammenrottung von Personengruppen“ (2), sondern daß sie Teilnehmer an einer<br />

gottesdienstlichen Veranstaltung sind. Eine solche Darstellung ist ebenso inkorrekt wie die Beschreibung<br />

des - teilweise brutalen - Einsatzes der Sicherheitskräfte als „besonnenes <strong>und</strong> konsequentes Handeln der<br />

Einsatzkräfte der Deutschen Volkspolizei“ (2).<br />

Quellen: 1) Leipziger Volkszeitung vom 12. Sept. 1989, s. S. 8; 2) Leipziger Volkszeitung vom<br />

19. Sept. 1989, s. S. 8.<br />

Wir bitten ebenfalls darum, daß die Verantwortlichen sich zum Dialog mit den Veranstaltern der Leipziger<br />

Friedensgebete bereit erklären, um derartige Übergriffe <strong>und</strong> Fehldeutungen für die Zukunft zu vermeiden.<br />

In Solidarität mit den Inhaftierten, den Strafverfolgten <strong>und</strong> den Veranstaltern der Leipziger Friedensgebete<br />

grüßen Sie<br />

die Teilnehmer der Andacht zur Fürbitte <strong>und</strong> Information für die Inhaftierten vom 11. Sept. 1989<br />

in der Bethanienkirche Leipzig-Schleußig am 22. September 1989.<br />

Unterschriften <strong>und</strong> Teilnehmer an o.a. Andacht, die sich dieser Erklärung anschließen:<br />

[Es folgen 113 Unterschriften.]<br />

215 Innerkirchliche Information<br />

Hektographiertes Blatt, welches an Friedensgebets- bzw. Fürbittengebetsbesucher <strong>und</strong> Besucher des Büros<br />

der Kontaktgruppe in der Markus-Gemeinde verteilt wurde 642 (ABL H 1).<br />

Bericht von den Leipziger Ereignissen im September<br />

Jeden Montag findet in der Nikolaikirche (Stadtzentrum), 17.00 Uhr ein Gottesdienst für Frieden,<br />

Gerechtigkeit <strong>und</strong> Bewahrung der Schöpfung statt. Seit Mai 1989 stehen ab Gottesdienstbeginn mehrere<br />

Mannschaften der Bereitschaftspolizei einsatzbereit im Stadtzentrum (um die Nikolaikirche). Wenn die<br />

Gottesdienstbesucher die Kirche nach Gottesdienstschluß verlassen, bleiben sie gewöhnlich auf dem<br />

642 Von diesen Informationsblättern wurde wöchentlich eine Neuausgabe hergestellt. Das erste mit hoher Auflage<br />

entstand zum FG am 18.09.1989 (ABL H 1).<br />

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