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Freunde und Feinde

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an das Publikum. Sinngemäß wurde hier behauptet, jeder Bürger sei in sich gespalten. Auch der Staat<br />

wäre in sich gespalten, <strong>und</strong> deshalb gebe es kaum Identifikation mit diesem Staat. Diese Aufspaltung hätte<br />

verschiedene Phasen. Abgeleitet davon wurde die Behauptung, der Staat würde seine Bürger einmauern,<br />

im Sinne von geistig <strong>und</strong> körperlich einmauern. Es gäbe keinen freien Meinungsaustausch. In diesem<br />

Zusammenhang wird aufgefordert, daß Christen keinen Übersiedlungsantrag stellen sollen. Nur hier<br />

könnten sie etwas ändern. Andererseits soll jeder Christ Übersiedlungssuchenden helfen. Ein neues<br />

Denken sei jetzt angebracht. Weiterhin wurde in diesem „offenen Brief“ aufgefordert, viele BRD-<br />

Kontakte zu knüpfen, um der Einmauerung zu entgehen. Im Zeitraum von 18.00 - ca. 22.00 Uhr wurde an<br />

einem Stand eine Unterschriftensammlung 111 durchgeführt. Der Text dieser Unterschriftensammlung<br />

entspricht der in der Laurentiuskirche am 25.10.1987 durchgeführten (Operativinformation 238/87 112) .<br />

Die ausgelegten Blätter wurden von ca. 100 bis 150 Personen unterzeichnet. Von den anwesenden<br />

Personen konnten eindeutig identifiziert werden Wonneberger, Christoph [...] <strong>und</strong> Lux, Petra [...]. Die L.<br />

äußerte sich der Quelle gegenüber enttäuscht vom Verlauf des Friedensabends. Ergänzungen zum Inhalt<br />

<strong>und</strong> Personifizierung der Teilnehmer erfolgen noch.<br />

28 Stasi-Information<br />

Operativinformation Nr. 268/87 (Hinweis- <strong>und</strong> Merkmalskomplex 2) des Leiters der KD Leipzig-Stadt des<br />

MfS (Oberst Schmidt i.V. unleserlich Ref. XX/2 grie-do) vom 21.11.1987 an den 1. Stellv. des Leiters der BV<br />

Leipzig (Oberst Eppisch) <strong>und</strong> an die Abteilungen XX <strong>und</strong> AKG der BV Leipzig zu einem Gespräch zwischen<br />

R. Sabatowska <strong>und</strong> Sup. Magirius, in dem es erneut um die Veranstaltung „Der Friede muß unbewaffnet sein“<br />

ging. Die Information ging laut Verteiler an Eppisch <strong>und</strong> die Abteilungen XX <strong>und</strong> AKG der BV <strong>und</strong> die<br />

Referate AuI <strong>und</strong> XX/2 der KD Leipzig. AKG als konkreter Adressat ist in der Vorlage unterstrichen worden.<br />

Am rechten oberen Rand der Information wurde handschriftlich „ZPDB“ vermerkt. Außerdem wurden hinter<br />

mehreren Personennamen handschriftlich die Stasi-interne Speichernummer eingetragen. Die<br />

Operativinformation wurde in: Dokumente zur Kirchenpolitik in Sachsen, herausgegeben von „IFM<br />

e.V./Forschungszentrum zu den Verbrechen des Stalinismus“ veröffentlicht.<br />

Am 20.11.1987 wurde durch den 1. Stellvertreter des OBM, Genossen Sabatowska <strong>und</strong> dem<br />

Sektorenleiter Kirchenfragen beim Rat der Stadt Leipzig, in Abstimmung mit der KD Leipzig-Stadt <strong>und</strong><br />

Koordinierung mit der Abteilung XX/BV Leipzig ein Gespräch mit dem Superintendenten des<br />

Kirchenbezirkes Leipzig-Ost Magirius, Friedrich [...] in Auswertung des Verlaufes der Friedensdekade im<br />

Verantwortungsbereich, insbesondere der durch den Pfarrer Wonneberger, Christoph [...] am 16.11.1987<br />

in der Reformierten Kirche initiierten Veranstaltung „Der Frieden muß unbewaffnet sein“ (siehe<br />

Operativinformation 262/87 113 der KD Leipzig-Stadt) geführt114<br />

. Superintendent Magirius hatte um<br />

dieses Gespräch zur Klärung von Fragen des Baugeschehens an der Nikolaikirche ersucht. M. äußerte sich<br />

zufrieden über den Verlauf der Friedensdekade. Die Veranstaltung in der Reformierten Kirche sei jedoch<br />

aus dem Rahmen gefallen <strong>und</strong> stellt einen Tiefpunkt dar. Besonders peinlich für ihn ist, daß diese<br />

Veranstaltung nicht in einer ev.-luth. Kirche stattfand, sondern an die Reformierte Kirche vermittelt wurde<br />

<strong>und</strong> die Leitung der Reformierten Kirche nicht über den Inhalt der Veranstaltung informiert war. M.<br />

111 Der Brief an Honecker, in dem u.a. die Abschaffung des Schießbefehls an der Mauer gefordert wurde, ist<br />

abgedruckt in: „Grenzfall“ 8/87 (ABL Box 2).<br />

112 Kopie der Operativinformation 238/87 im ABL.<br />

113 Die Operativinformation 262/87 ist den Herausgebern nicht bekannt.<br />

114 Nach dem Telegramm von Reitmann (i.A. Jakel) an das StfK vom 17.11. fand die „Absprache der betreffenden<br />

Organe“ am 17.11.1987 statt. Anlaß war die Veranstaltung „Der Friede muß unbewaffnet sein“ vom 16.11.1987.<br />

Diese wurde von H. Reitmann als „politisch-konfrontativ“ eingeschätzt (BArch O-4 1435). Die Veranstaltung<br />

hatte folgenden Aufbau: 1. vom Band: Marschmusik, Sirenengeheul, startende Raketen, 2. Kästner „Land der<br />

Kanonen“, 3. Pf. Wonneberger über die Geschichte von SoFD, 4. vom Band: A. Heller „Nachbemerkungen“, 5.<br />

Ein Anspiel der AGM bei dem ein Totalverweigerer, ein Bausoldat <strong>und</strong> ein Soldat auf 3-Jahre dargestellt wurden,<br />

6. Vorstellen der Eingabe, 7. Pf. Berger - Erläuterungen zur rechtlichen Gr<strong>und</strong>lage der Eingabe, 8. mehrere<br />

Diskussionsgruppen.<br />

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