11.12.2012 Aufrufe

Freunde und Feinde

Freunde und Feinde

Freunde und Feinde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fragen. In allen Fach- <strong>und</strong> Hochschulen unseres Stadtbezirkes führten die Lehrkräfte <strong>und</strong><br />

Parteileitungsmitglieder Gesprächsr<strong>und</strong>en mit Studenten in den Internaten, in den oberen Klassen <strong>und</strong> der<br />

Lehrlingsausbildung wurde die Überzeugungsarbeit massiv geführt <strong>und</strong> zeigte auch in der Mehrzahl der<br />

Einrichtungen positive Wirkungen. Fragen im einzelnen:<br />

− Entsetzen der Schüler <strong>und</strong> Lehrer über die Demonstrationen, warum steht nichts in den Medien?<br />

− Wer sind die Leute, wer zerstört? Sind das alles Staatsfeinde? - Sorge <strong>und</strong> Angst der Eltern um die<br />

Kinder?<br />

− Hätte man Gegner nicht eher isolieren sollen, bevor sie in den Untergr<strong>und</strong> gehen?<br />

Als absoluter Schwerpunkt im Stadtbezirk kristallisieren sich die Berufsschulen des VTK, des<br />

Datenverarbeitungszentrums <strong>und</strong> des Baukombinates Leipzig „BBS Makarenko“ heraus, in denen die seit<br />

Tagen geführte Diskussion durch Genossen Lehrkräfte nicht bei Lehrlingen fruchten. Hier sind die Lehrlinge<br />

nicht dialogfähig <strong>und</strong> zeigen Reaktionen bis zur Trotzhaltung bezüglich der Demonstrationen in Leipzig.<br />

Äußerungen von Jugendlichen: „Ruhe an Nikolaikirche wird erst durch Eingreifen der Staatsorgane verletzt,<br />

auf dem Boden Liegende würde eingeschlagen <strong>und</strong> vor Kindern auch keine Rücksicht genommen.“ Hier<br />

zeigt sich insgesamt, daß konkrete Ziele <strong>und</strong> Zielrichtungen sowie Hintermänner oppositioneller<br />

Gruppierungen bei Jugendlichen nicht bekannt sind, unklar sind <strong>und</strong> die Aufrufe des Neuen Forums in<br />

ihrer ganzen Demagogie Jugendliche ansprechen <strong>und</strong> für ihre Zwecke mißbrauchen. In den Hoch- <strong>und</strong><br />

Fachschulen <strong>und</strong> Betriebsschulen wird die Stimmung mit Beklommenheit, Ratlosigkeit <strong>und</strong> einem<br />

spürbaren Vertrauensschw<strong>und</strong> charakterisiert.<br />

Meinungen der Werktätigen in den Betrieben <strong>und</strong> Einrichtungen:<br />

− Zusammenrottungen müssen ein Ende haben.<br />

− VerurteilungantisozialistischerDemonstrationensindungeeignet,bestehendeProbleme zu lösen -<br />

besseres Mittel der Dialog.<br />

− Herangehen der Polizei am 8.10.89 vorerst zu hart.<br />

− Angst vor Eskalation der Gewalt.<br />

In diesem Zusammenhang ebenfalls konkrete Ansprüche an die Medienpolitik, wobei die Darstellung des<br />

Artikels über die Verurteilung kriminell Vorbestrafter als nicht befriedigend bewertet wird, da nicht alle<br />

Betroffenen kriminell sind. Nicht zu übersehen sind in persönlichen Gesprächen mit Genossen<br />

Äußerungen, daß über personelle Veränderungen der Partei- <strong>und</strong> Staatsführung nachgedacht werden sollte<br />

(z.B. Stadtreinigung, Komb. Getreidewirtschaft u.a.). Über weiter angesprochene Probleme, insbesondere<br />

zur wirtschaftlichen Stärkung unseres Landes, informieren wir am 10.10.1989.<br />

Zu Handel <strong>und</strong> Versorgung<br />

In den Kaufhallen unserer zwei Warenhäuser verlief die Versorgung am heutigen Tag normal, Waren des<br />

täglichen Bedarfs <strong>und</strong> der M<strong>und</strong>produktion waren gut gesichert. Fleisch- <strong>und</strong> Gemüsekonserven nach wie<br />

vor nicht genügend im Angebot, aber nicht neu. K<strong>und</strong>enstrom <strong>und</strong> Abkauf gestaltete sich normal.<br />

Stimmung der Werktätigen durch zugespitzte Arbeitskräftesituation belastet. Darüberhinaus Befürchtung<br />

wegen Abendst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Angst um eigene Ges<strong>und</strong>heit. Letzteres betrifft insbesondere kleine<br />

Verkaufsstellen im Stadtzentrum. Große Objekte wie Konsument „Am Brühl“ <strong>und</strong> „Centrum-Warenhaus“<br />

waren gesichert. Ansonsten wurde nach Weisung verfahren. Ab 15.00 Uhr in kleineren Verkaufsstellen<br />

des Stadtzentrums traten gezielte Provokateure im Alter zwischen 18 bis 40 Jahren auf, die mit abfälligen<br />

provozierenden Äußerungen über Preise, Warenangebot <strong>und</strong> Qualität sich äußerten, Stimmung gegen<br />

Verkäuferinnen machten bis hin zur Bemerkung: „Na ja, es kommt ja bald anders!“ Entsprechend der<br />

konkreten Lage werden die Maßnahmen zur gezielten Aussprachetätigkeit in den Arbeitskollektiven <strong>und</strong><br />

mit Jugendlichen in den nächsten Tagen fortgesetzt.<br />

Friedensgebet am 09.10.1989<br />

Texte aus dem Friedensgebet sind schon veröffentlicht. Begrüßung (Hanisch et al., 40), Erklärung der<br />

Konferenz der katholischen Priester des Dekanates Leipzig (ebenda), Erklärung der Arbeitsgruppen<br />

Menschenrechte <strong>und</strong> Gerechtigkeit (Kuhn (1992), 83f J, „Aufruf der Sechs“ (Lange, Masur, Meyer, Pommert,<br />

Wötzel, Zimmermann - Hanisch et al., 52), Bericht zweier Mitglieder der Dresdner „Gruppe der 20“ (Kopie<br />

349

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!