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Freunde und Feinde

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Der Stellvertreter für Inneres machte deutlich, daß durch das LKA <strong>und</strong> durch beide Superintendenten<br />

schnell gehandelt werden muß. Es gilt im Vorfeld der Leipziger Messe, der Kommunalwahlen aber auch<br />

des KTK <strong>und</strong> KT, daß gegenüber den Basisgruppen ernstzunehmende Zeichen gesetzt werden <strong>und</strong> damit<br />

der Rahmen ihres Wirkens durch die Kirche bestimmt wird. Mit Nachdruck wurde darauf hingewiesen,<br />

daß jeder Versuch dieser Kräfte, die staatliche Ordnung zu unterlaufen, durch die betreffenden Organe<br />

konsequent unterb<strong>und</strong>en wird. Darüber sollte auch nicht die Einstellung der Ermittlungsverfahren bei<br />

diesen Kräften hinwegtäuschen. Gegenüber den kirchlichen Vertretern wurde klar aufgezeigt, daß die<br />

Ermittlungsverfahren nicht aufgr<strong>und</strong> fehlender Straftatbestände eingestellt wurden, sondern um das Staat-<br />

Kirche-Verhältnis nicht weiter zu belasten. Somit sollten daraus insgesamt keine falschen<br />

Schlußfolgerungen gezogen werden.<br />

Durch die kirchlichen Vertreter wurden dazu folgende Standpunkte vertreten:<br />

1. OKR Auerbach machte deutlich, daß die Vorgänge in <strong>und</strong> um die Nikolaikirche, aber auch die<br />

Vorkommnisse um den 15.01.1989, in der Landeskirchenleitung Wirkung haben <strong>und</strong> daß man sich<br />

stärker dazu profilieren muß <strong>und</strong> dies auch tun wird. Die Superintendenten von Leipzig haben dies<br />

schon mit ihren R<strong>und</strong>schreiben an alle Gemeinden in der Stadt Leipzig, wo sie zu den Vorgängen um<br />

den 15.01.1989 Stellung nehmen, klar getan <strong>und</strong> sich von diesen Leuten distanziert407 . Die Kirche wird<br />

auf diese Herausforderung reagieren. Dies erfordert aber einen langen Weg. Man sollte der Kirche aber<br />

dazu Zeit lassen.<br />

2. OKR Auerbach verwies darauf, daß es innerkirchliche Regelungen gibt, die genau festlegen, welche<br />

Materialien unter den Begriff „Nur für den innerkirchlichen Dienstgebrauch“ fallen. Damit wird<br />

gleichzeitig der Adressatenkreis genau bestimmt. Somit stellt man sich als Kirche auch nicht hinter<br />

diesen Personenkreis <strong>und</strong> den [sic!] damit verb<strong>und</strong>enen Aktivitäten. Man wird sich am Dienstag in der<br />

Kirchenleitungssitzung zu diesen Fragen verständigen, vor allem hinsichtlich der verstärkten<br />

Wahrnehmung der Aufsichtspflicht durch die Leiter kirchlicher Einrichtungen bzw. Pfarramtsleiter, die<br />

im Besitz solcher Geräte sind. Höchstwahrscheinlich wird ein R<strong>und</strong>schreiben an alle Pfarrämter bzw.<br />

kirchlichen Einrichtungen in der Landeskirche zu dieser Problematik ergehen 408.<br />

3. Nach Auffassung von Auerbach sind die betroffenen Mitarbeiter der Inneren Mission Leipzig-Stadt<br />

bzw. die ehemaligen Studenten des Theologischen Seminars gute Leute (in ihrer Arbeit <strong>und</strong> in ihren<br />

Leistungen). Nach seiner Meinung kann man sie nicht als Kriminelle in diesem Sinne bezeichnen. Sie<br />

beschäftigen sich schon über einen längeren Zeitraum mit den Menschenrechten <strong>und</strong> ihrer<br />

Verwirklichung. Für die Kirche ist aber entscheidend die theologische Frage, in welcher Form <strong>und</strong> mit<br />

welchen Mitteln diese Rechte eingeklagt werden können. Die Formen <strong>und</strong> Methoden, mit denen diese<br />

Leute dies tun wollen, kann aber die Kirche nicht gutheißen <strong>und</strong> somit auch nicht tolerieren. Auf der<br />

anderen Seite kann sich aber die Kirche auch nicht von diesen Leuten trennen, da sie gegenüber diesen<br />

eine Verantwortung wahrzunehmen hat.<br />

4. Sup. Richter gab zu verstehen (ebenfalls Magirius <strong>und</strong> Auerbach), daß man die Sorge des Staates gehört<br />

habe <strong>und</strong> man sie als Kirche teilt. Darüber bestehe ein Konsens. Man wolle das in ihren Kräften<br />

stehende tun, um eine Versachlichung <strong>und</strong> Beruhigung der Lage schnellstens herbeizuführen. Dafür<br />

gibt es nur einen gangbaren Weg, d.h., mit den Gruppen weiter intensiv im Gespräch zu bleiben. In<br />

ihren R<strong>und</strong>schreiben an die Gemeinden haben sie gesagt, was zu sagen ist <strong>und</strong> was sie vom politischen<br />

Dialog halten. Dieses Papier wird auch weiter im Mittelpunkt der Diskussion im innerkirchlichen<br />

Bereich stehen. Inwieweit man damit Erfolg hat ist jetzt noch nicht abzusehen. Auf der anderen Seite<br />

sieht er sich aber auch überfordert. Der Staat gibt den Leuten die „lange Leine“ <strong>und</strong> er soll die Leute an<br />

die „kurze Leine“ legen.<br />

407 s. Dok. 128<br />

408 Pf. Turek hatte Gruppenmitglieder an das Ormig-Gerät der Gemeinde gelassen, ohne sich zu vergewissern, daß<br />

nur die genehmigten Matrizen abgezogen wurden. So wurde Anfang Januar ein Teil der Flugblätter zur<br />

Demonstration am 15.01.1989 auf diesem Gerät hergestellt. Pf. Turek wurde deshalb vom Staat aber auch von<br />

der Kirchenleitung (Operativinf. 87/89 des Ref. XX/2 der KD Leipzig Stadt, abgedruckt in: Besier Wolf, 671f.)<br />

zur Rede gestellt. Das Landeskirchenamt gab daraufhin eine Anweisung an alle Pfarrer heraus, wie sie mit den<br />

Vervielfältigungsgeräten umzugehen haben (LKA Reg.-Nr. 2402/89 - ABL H 1).<br />

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