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„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant

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Insgesamt können wir beobachten, dass Väter in immer mehr Bilder- und Erstlesebüchern auftauchen, wie<br />

auch Großväter, die sich um ihre Enkelkinder kümmern.<br />

Interessant erscheint uns, dass im Jugendbuch oft das Thema <strong>„Die</strong> Suche nach meinem biologischen Vater“<br />

auftaucht und Kinder sich auf die Spuren ihrer verschwundenen Vater begeben. Oder ihren Vater verbessern<br />

wollen, der entweder durch Arbeitslosigkeit oder durch Drogen „auf die schiefe Bahn geraten ist“. Zunehmend<br />

geben die Verlage natürlich Titel heraus, die sich mit den Themen „Scheidungskinder“ und „werdende<br />

Patchwork-Familie“ beschäftigen. Oft wird aus der Sicht der Kinder das Verhältnis zum leiblichen und<br />

zum sozialen Vater geschildert, eines der besten Titel ist von einem niederländischen Autoren das Buch „Wir<br />

alle für immer zusammen.“<br />

Ein ganz anderer Typ von „Vater“ taucht im Lesebuch für Grundschulkinder auf: Der „zufällige späte Vater“.<br />

Also ein Mann, der einem Beruf nachgeht, sein Leben als Single mehr oder weniger genießt und ein paar<br />

Kontakte zur Nachbarschaft oder zu Freunden hat. Und plötzlich <strong>–</strong> aus heiterem Himmel „Vater“ wird. Dazu<br />

ein klassisches Beispiel und damit möchte ich die älteste Vaterfigur vorstellen, die ich entdeckt habe:<br />

Sie wurde aus einem Stück Holz geschnitzt und erwachte plötzlich zu leben: Pinocchio, erfunden im Jahre<br />

1881 vom Italiener Carlo Collodi und seit über hundert Jahren ein Klassiker der Weltliteratur. Vielleicht erinnern<br />

Sie sich: Gevatter Gepetto schnitzte diese Holzfigur, die zum Leben erwacht und deren Nase bei jeder<br />

Lüge ein Stück länger wird. Der unfreiwillige Vater sorgte gut für den frechen Bengel, kaufte ihm z. B. von<br />

seinem letzte Rock eine Fibel, die der Bub gleich versetzte, um in ein Puppentheater gehen zu können.<br />

Diesem klassischen Beispiel folgten später andere unfreiwillige Väter, ich nennen einige bekannte Figuren:<br />

Seit 1981 gibt es den Tischlermeister Eder, bei dem das Pumuckl am Leimtopf hängen blieb und mit seiner<br />

„Dichtkunst“ und seinem Schabernack den alten Tischlermeister manchmal zur Verzweiflung trieb. Wohl alle<br />

kleinen Kinder kennen von den Hörspielen sein „Hurra, hurra, der Pumuckl ist wieder da ...“<br />

In jüngerer Zeit wurden zwei ältere Väter bekannt, einmal der schüchterne, etwas unbeholfene Buchhalter<br />

Herr Taschenbier, dem eines Tages das SAMS über den Weg lief. Dieses freche, vorlaute, ungehörige Kind<br />

macht aus dem Drückeberger und Warmduscher einen anderen Menschen. Ebenso ergeht es Pettersson,<br />

diesem alten, einsamen Bauer, der von seiner Nachbarin gegen seine Einsamkeit einen kleinen Kater geschenkt<br />

bekommt. Diese fantastischen Wimmel-Bilderbücher von dem kindähnlichen Kater Findus und seinem<br />

unfreiwillige Ersatz-Vater sind beliebt bei kleinen Kindern und großen Vorlesern. Der skurrile Bauer<br />

steht für einen der neuen Großväter oder älteren Väter, die durch ein Kind neuen Lebensmut bekommen<br />

und alte Träume lebendig werden lassen: beispielsweise zelten zu gehen und Fische zu fangen <strong>–</strong> hier sind<br />

wieder die vatertypischen Abenteuer und die gemeinsamen Erlebnisse skizziert.<br />

Zwei weitere Väter mit ganz besonderen Kindern möchte ich noch erwähnen, weil in diesen Büchern die<br />

Kinder aus der Abwesenheit der Eltern eine besondere Qualität erfahren und „starke Kinder“ werden. Zunächst<br />

der Klassiker. Der Vater arbeitet als König Efraim I. Langstrumpf auf den Taka-Tuka-Inseln, die Mutter<br />

„wohnt im Himmel“ und ihre Tochter begeistert seit 1944 Generationen von Eltern und Kindern: Pippi<br />

Langstrumpf, die in einem der drei Bände von ihrem Vater auf seine Insel eingeladen wird und er ihr seinen<br />

Arbeitsplatz im Ausland zeigt.<br />

Ein Jugendbuch mit dem Titel „Winn-Dixie“ erzählt die Geschichte von einem Prediger und seiner Tochter,<br />

die in einem amerikanischen Supermarkt einen lächelnden Hund findet. Weil ihr alleinerziehender Vater viel<br />

denken und predigen muss, macht sich die Tochter mit dem Hund auf, in einer neuen Umgebung erste<br />

Freunde zu finden. Wie sie dabei zwischen vereinsamten Menschen aus drei Generationen ein soziales<br />

Netz knüpft und auch noch den „dummen Schildkrötenpanzer“ des Vaters ein bisschen knackt, das ist in<br />

diesem Roman faszinierend beschrieben. Dieses preisgekrönte Jugendbuch gehört mit zu meinen Lieblingsbüchern.<br />

Welche zehn <strong>Papa</strong>-Lieblingsbücher würdest Du einem werdenden Vater, den Vätern von kleinen Kindern<br />

und anspruchsvolleren Lesern empfehlen?<br />

Erstens:<br />

„Das <strong>Papa</strong>-Handbuch“ von Robert Richter und Eberhard Schäfer, Gräfe und Unzer Verlag.<br />

Dieser Ratgeber für werdende Väter macht Mut, dass Männer ihre neue Rolle aktiv gestalten: Kontakt zum<br />

Baby schon während der Schwangerschaft, Unterstützung der Partnerin bei der Geburt, praktische Tipps für<br />

das erste Jahr mit dem Kind. Und Tipps und Anregungen für eine faire Kommunikation und eine gerechte<br />

Aufgabenverteilung, sodass auch Eltern ein Liebespaar bleiben. Von erfahrenen Vätern und Geburtsvorbereitern<br />

sowie ausgewiesenen Väter-Experten im Team erarbeitet und lesefreundlich gestaltet.<br />

Zweitens:<br />

„Runas Geburt <strong>–</strong> Meine Schwester kommt zu Welt“ von Uwe Spillmann und Inga Kamieth, Selbstverlag.<br />

Dieses Bilderbuch zum Thema „Hausgeburt“ vermittelt in knappen, einfühlsamen Texten und in wunderschönen<br />

Bildern aus der Sicht eines vierjährigen Kindes die Spannung, die Freude und das Glück aller Beteiligten<br />

bei einer Geburt.

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