„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
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gestellt wird. Eine erfahrene Bibliothekarin aus der Hildener Kinder- und Jugendbücherei fand diesen Aspekt<br />
nachrangig und Kinder lieben nun mal Dinos und haben zu diesem Buch einen anderen Zugang. Das ist ja<br />
das interessante, dass Bilderbücher von Kindern und Erwachsenen gleichzeitig gelesen werden und beide<br />
Generationen ihre persönliche Sichtweise und ihre eigene Biografie in den Dialog einbringen.<br />
Es gibt auch einige Titel, die wir intensiv diskutieren und in Seminaren der Erwachsenenbildung zur Diskussion<br />
stellen, bevor wir sie ablehnen. Oft wird unser negatives Urteil im Dialog mit Eltern und Erzieherinnen<br />
bestätigt.<br />
Zwei Beispiele möchte ich nennen: Im Titel „Wo ist <strong>Papa</strong>“ wird das christliche Motiv vom „verlorenen Schaf“<br />
thematisiert und der Vater verschwindet am Heiligen Abend im Keller, um ein fehlendes schwarzes Schaf für<br />
die Krippe zu schnitzen. Unklar bleibt, wem diese Rolle in der Familie zugeschrieben wird und auch die theologische<br />
Interpretation im Anhang erscheint uns wenig hilfreich.<br />
Im aufwändigen Bildband „Rasputin der Vaterbär“ zeichnet Janosch eine widersprüchliche Vaterfigur: ein<br />
Vater, der seinen Kindern eine Geschichte vorliest, ihnen ein Kostüm näht, der mit ihnen zum Fußballspiel<br />
geht, der Beeren sucht oder mit ihnen eine Segeljolle baut. Der seine Kinder aber auch anbrüllt oder sie verhaut.<br />
Ebenso umstritten sein Verhältnis zur Mutter seiner vielen Söhne und wenigen Töchter: mal lässt er<br />
Frau und Kinder auf dem Esel reiten und geht zu Fuß, mal schleicht er einem „Fräulein“ hinterher oder sucht<br />
ein Abenteuer in einem Iglu. Ein Vaterbär, der eine Flasche Schnaps leer säuft und aus der Kneipe rausgeschmissen<br />
wird. Was ist also zu halten von diesen 66 Versen und Bildern von Janosch?<br />
Was für ein Bilderbuch für Väter und Kinder würdest Du realisieren?<br />
Das ist schwierig, weil ich mich in vielen <strong>Papa</strong>-Büchern wiedergefunden habe. Wenn ich die Geschichte zu<br />
einem Bilderbuch schreiben und zeichnen sollte, dann würde ich zum Titel „Wie ich <strong>Papa</strong> wurde“ eine ganz<br />
einfache Geschichte aus der Sicht eines jungen Vaters schreiben. Ohne Probleme, ohne pädagogischen<br />
Zeigefinder, ohne schulmeisterlichen Ansatz: Ich würde erzählen, dass meine Frau und ich uns ein Kind gewünscht<br />
haben, dass wir im Bett gekuschelt haben und dann in Mamas Bauch neun Monate ein Kind wuchs.<br />
Und dann würde ich für Kindergartenkinder in kleinkindgerechter Sprache und mit einfachen Bildern erzählen,<br />
was ich mit dem Baby alles erlebt habe.<br />
Außer einem Bilderbuch wünsche ich mir aber noch ein anderes Buch: Eine wissenschaftliche Auswertung<br />
meiner „Väter-Bücher“, beispielsweise eine Diplomarbeit zu Thema „Das heutige Väterbild im Bilderbuch“<br />
oder ein Vergleich, wie sich die Veränderung der Vaterschaft in der heutigen Gesellschaft in den neuen Kinder-<br />
und Jugendbüchern widerspiegelt.<br />
„Das <strong>literarisch</strong>e Kompetenz-Team der <strong>Papa</strong>-<strong>Liste“</strong><br />
Die Leseempfehlungsliste für Väter und Großväter wurde erarbeitet von einem Team, das aus einer Diplom-Bibliothekarinnen,<br />
zwei „sozialen“ Müttern von Pflege- bzw. Adoptivkindern und einem „leidlichen Teilzeit-Hausmann“,<br />
Autor und Familienbildner und einer Sozialpädagogin besteht. Gemeinsam verbindet uns<br />
die Liebe zum Kinder- und Jugendbuch, sei es beruflich oder aus persönlichem Interesse. Wir recherchieren<br />
geeignete Titel im Internet, in Verlagskatalogen, bei der Frankfurter Buchmesse, in Familienzeitschriften und<br />
in Kundenzeitschriften. Die Verlage senden uns in der Regel ein Rezensionsexemplar zu, das mindestens<br />
von zwei Personen gelesen wird. Teilweise testen unsere Kinder, die zwischen drei und 16 Jahre alt sind,<br />
die Titel oder wir lesen sie in Familienbildungsstätten oder Kindergärten vor. Inzwischen bekommen wir auch<br />
hilfreiche Tipps von unseren Leserinnen und Leser, teilweise von Beratungsstellen oder Männerbüros, die<br />
Bilderbücher in der Therapie einsetzen.<br />
Für Interessierte bieten wir diese 300 Lesetipps für Väter und Großväter und ihre Familien an:<br />
Die zurzeit 130 Seiten können wir in der jeweils aktualisierten Version zumailen.<br />
Kontakt:<br />
Christian Meyn-Schwarze, Gerresheimer Straße 63, 40721 Hilden,<br />
Fax: 02103 / 3 16 07, E-Mail: meynschwarze@t-online.de<br />
Weitere Rezensionen:<br />
Zwei weitere Literaturlisten zum Thema „Väterbild im Kinderbuch“ und eine „Kommentierte Literaturliste“ hat<br />
Ralf Ruhl, Chefredakteur der Zeitschrift „paps <strong>–</strong> Die Welt der Väter“ bis zum Jahr 1996 zusammengestellt.<br />
Sie können als PDF-Datei heruntergeladen werden unter „http://www.paps.de/kibu/pdfs/kibu.pdf“ und<br />
„http://www.paps.de/kibu/pdfs/litlist.pdf.“. Dort erscheinen auch aktuelle Lese-Tipps für Väter.<br />
Die Wander-Buch-Ausstellung<br />
Die „<strong>Papa</strong>-Bücher“ können auch ganz oder teilweise ausgeliehen werden. Die 300 Bücher eignen sich als<br />
Wanderausstellung für Tagungen, Seminare und Kongresse, wenn es um das Thema „Vaterschaft“ geht. Es<br />
hat sich als sinnvoll erwiesen, wenn die Buchausstellung mindestens 14 Tage in einer Einrichtung gezeigt<br />
wird. Die Kosten betragen bis zu einer Woche 50 Euro plus Versandkosten. Je nach Veranstaltungsart und