„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
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74<br />
Kapitel A 12: Der arbeitslose Vater<br />
Eva Polak,<br />
Daniel Napp<br />
„Michi packt an“<br />
Taschenbuch<br />
bei Carlsen<br />
ISBN:<br />
978-3-551-37580-3<br />
D: 5,95 €<br />
A: 6,20 €<br />
10,90 sFr<br />
ab 6 zum Vorlesen,<br />
ab 8 zum Selberlesen<br />
Lydia Zeller,<br />
Monika Maslowska<br />
„Suche Arbeit<br />
für <strong>Papa</strong>“<br />
Bajazzoverlag<br />
ISBN:<br />
978-3-907588-90-1<br />
D und A: 13,90 €<br />
25,00 sFr<br />
ab 5 Jahren<br />
Während der siebenjährige Michi seinen <strong>Papa</strong> dabei beobachtet, wie er<br />
jeden Tag die Stellenanzeigen durchsucht, kommt er auf eine tolle Idee: Er<br />
will selber losgehen und mal die verschiedensten Berufe ausprobieren. Er<br />
hilft den Maurern, trägt mit seinem pubertierenden Bruder Zeitungen aus<br />
oder bewährt sich als Babysitter. Zwischen den 15 Vorlesegeschichten<br />
über den eifrigen pfiffigen kleinen Kerl erleben wir, wie der arbeitslose Vater<br />
sich um eine neue Stellung bemüht. Erleben die Nervenbelastung für<br />
die ganze Familie und den Stress des Vaters, erfahren aber auch, dass die<br />
Mutter jetzt mehr in einer Arztpraxis arbeitet. Eher durch Zufall erfährt die<br />
Familie von einem ebenfalls arbeitslosen Vater eines Klassenkameraden<br />
und so entsteht eine ganz neue Solidarität der Kinder arbeitsloser Väter.<br />
Durch die unaufdringlichen und heiteren Michi-Abenteuer und sein Engagement<br />
für die alte Nachbarin oder zur Rettung der Schmetterlinge lebt<br />
dieser Junge vor, dass Kinder sich für ganz unterschiedliche Dinge einsetzen<br />
können. Die Botschaften für Erwachsene mit unfreiwilliger Zeit ist klar:<br />
„Bemühe dich konsequent um eine neue Arbeit; nutze die Kraft deiner Familie;<br />
setzte dich auch für soziale Dinge ein; nutze dein soziales Netz und<br />
die Kontakte am Ort zur Vermittlung in einen neuen Job“. Und für die Familie<br />
stellt die Autorin einige Lösungsmöglichkeiten und Mahnungen vor:<br />
„Versucht einen Rollentausch, indem die Partnerin mehr arbeitet; lebt bescheidener,<br />
denn zwei Kugeln Lieblingseis reichen auch; passt auf, dass<br />
die arbeitslosen Väter nicht in die Sucht abrutschen; ermöglicht ihnen auch<br />
weiterhin soziale Kontakte, zum Beispiel in der Fußballmannschaft“.<br />
Ein fröhliches, aber nie oberflächliches Vorlesebuch, das sensibel und zugleich<br />
unterhaltsam die Situation einer Familie beschreibt, die von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen ist. Das Buch verdient es, in Kindergärten und Grundschulen<br />
vorgelesen und in kindgerechter Form bearbeitet zu werden. CMS<br />
Themen: „Arbeitslosigkeit“, „Rollentausch“, „Soziales Engagement“<br />
Personen: Vater und Sohn, erwähnt: Mutter und älterer Bruder<br />
„Was für ein ehrliches Bilderbuch für die ganze Familie!!“ Seit Oskars Vater<br />
arbeitslos ist, sitzt er den ganzen Tag unrasiert vor dem Fernseher,<br />
trinkt Bier und meckert an allem herum. Er hat seine Stelle als Autolackierer<br />
verloren und es aufgegeben, eine neue zu suchen. Eines Tages hat<br />
sein Sohn eine Idee: Im Hof hängt er einen Zettel an einen Baum, auf den<br />
er „Suche Arbeit für <strong>Papa</strong>“ geschrieben und einen Porsche gezeichnet hat.<br />
Der Vater reagiert zunächst wütend darauf. Doch als noch am gleichen<br />
Abend der Nachbar anruft und fragt, ob er ihm bei seinem Auto helfen<br />
könne, holt der Vater seine Werkzeugkiste hervor. Die Mutter und Oskars<br />
große Schwester Lola sind erleichtert. Und <strong>Papa</strong> beschließt am nächsten<br />
Morgen, einen Kurs zu besuchen, in dem er alles über Motoren lernen<br />
kann.<br />
Diese Geschichte verschweigt nicht, dass die Arbeitslosigkeit eines Familienmitgliedes<br />
auch die Kinder und die Partnerin empfindlich berührt. Aber<br />
sie zeigt, dass die Familie und die Nachbarn dem Betroffenen dabei helfen<br />
können, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.<br />
Eines der wenigen Bilderbücher zu einem immer wieder aktuellen Thema,<br />
das auf die Situation von Familien aufmerksam macht, die von Arbeitslosigkeit<br />
betroffen sind. Bei aller Deutlichkeit hat die Illustratorin den Humor<br />
nicht vergessen und in vielen versteckten Details den Weg von der Frustration<br />
und Lähmung bis zum zarten Hoffnungsfünkchen dargestellt. Im letzten<br />
Bild ist <strong>Papa</strong> wieder rasiert und selbst der stachelige Kaktus treibt seine<br />
erste zarte Blüte heraus. Ein ernstes Bilderbuch, in dem die kindliche<br />
Naivität und Unbekümmertheit einen problemlösenden Charakter hat.<br />
Spontaner Kommentar meiner kritischen Ehefrau <strong>–</strong> im Hauptberuf Bibliothekarin<br />
mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuch: „Echt Klasse!“<br />
Um das Leben in einer Hartz-IV-Familie mit einem arbeitslosen Vater geht es auch in dem Jugendroman<br />
„Leben auf Sparflamme“ von Christine Biernath, erschienen im Gabriel Verlag.