„Die Papa - Liste“ literarisch – amüsant
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96<br />
Franz Kafka<br />
„Brief an den Vater“<br />
13 verschiedene<br />
Ausgaben von<br />
verschiedenen Verlagen<br />
von Reclam<br />
für 3,00 €<br />
bis zum Faksimile-Druck<br />
für 357,95 €<br />
eine Lesung auf CD<br />
Wibke Bruhns<br />
„Meines Vaters Land <strong>–</strong><br />
Geschichte einer<br />
deutschen Familie“<br />
ECON<br />
ISBN:<br />
978-3-430-11571-1<br />
D: 22,00 €<br />
A: 22,70 €<br />
38,00 sFr<br />
Ullstein Taschenbuch<br />
ISBN:<br />
978-3-548-36748-4<br />
D: 9,95 €<br />
A: 10,30 €<br />
18,00 sFr<br />
Auch als Hörbuch auf<br />
Audio-CDs<br />
"Liebster Vater, Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte,<br />
ich hätte Furcht vor Dir. Ich wusste Dir, wie gewöhnlich, nichts zu antworten..."<br />
- so beginnt Franz Kafkas 1919 verfasster Brief an seinen Vater,<br />
den er niemals abschicken sollte. Er schuf damit das wichtigste autobiographische<br />
Zeugnis, das wir von ihm besitzen. Die Klage des Sohnes über<br />
den übermächtigen Vater wurde zu Literatur. Kafka scheint sich in die Reihe<br />
der Protagonisten seiner Erzählungen einzugliedern; wie Georg Bendemann<br />
im "Urteil" stellt er fest: "Mein Vater ist immer noch ein Riese." Der<br />
Brief an den Vater ist Mittler zwischen Werk und Wirklichkeit. Nicht nur die<br />
äußeren Lebensumstände des Prager Versicherungsangestellten werden<br />
erfahrbar, sondern auch die innere Welt des Schriftstellers, dessen ebenso<br />
beunruhigendes wie inspirierendes Werk die Geschichte der Literatur dieses<br />
Jahrhunderts nachhaltig beeinflußt hat.<br />
„Der Text ist der Versuch einer späten, letztlich verzweifelten Annäherung“,<br />
schreibt Lothar Schröder in der Rheinischen Post. „Wie jedes Wort<br />
die Gewissheit atmet, dass alles gar nicht klappen und schon das Schreiben<br />
immer nur eine Ersatzhandlung sein kann. Ersatz für offene Worte, für<br />
ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Das aber schien für Franz Kafka<br />
(1883-1924) zu Lebzeiten nicht möglich. Zu groß und wohl auch maßlos<br />
war der Machtanspruch des Vaters.“<br />
Am 26. August 1944 wird der Abwehroffizier Hans Georg Klamroth wegen<br />
Hochverrats hingerichtet. Jahrzehnte später sieht seine jüngste Tochter <strong>–</strong><br />
die Journalistin und ehemalige Sprecherin der „heute“-Nachrichten Wibke<br />
Bruhns <strong>–</strong> in einer Fernsehdokumentation über den 20. Juli 1944 Bilder ihres<br />
Vaters <strong>–</strong> aufgenommen während des Prozesses im Volksgerichtshof.<br />
Ein Anblick, der sie nicht mehr loslässt und sie zu einer langen Recherche<br />
über die Geschichte ihres Vater führt. Die Klamroths sind eine angesehene<br />
großbürgerliche Kaufmannsfamilie und muten wie ein Halberstädter Pendant<br />
zu den Buddenbrooks an. Die Journalistin findet unzählige Fotos,<br />
Briefe, Tagebücher, Haushaltskladden und schreibt daraus ein einzigartiges<br />
persönliches Familienepos. Aus der sehr persönlichen Spurensuche<br />
entstand ein knapp 400seitiges Zeitdokument <strong>–</strong> eine Verbindung von großer<br />
Politik des vorigen Jahrhunderts und persönlicher Geschichte. Diese<br />
Mischung macht das Dokument so beeindruckend. Das gilt umso mehr für<br />
das Hörbuch, bei dem die Stimme der Autorin den persönlichen Charakter<br />
dieser Recherche verstärkt, zugleich ihr sachlicher Ton aber dafür sorgt,<br />
die emotionale Seite der Geschichte nicht dominieren zu lassen. Das<br />
Buch wurde bald nach Erscheinen ein großer Bestseller, die FAZ lobte:<br />
„Eine eindrucksvolle, den Leser mitreißende Vatersuche“, der Spiegel fand<br />
die Dokumentation „eine faszinierende Mischung aus privater Chronik,<br />
zeitgeschichtlichem Report und persönlicher Identitätssuche“. In einem Forum<br />
eines Buchversenders äußern sich verschiedene Leserinnen und Leser:<br />
Sie haben das Buch „mit Genuß gelesen“, halten es für „lesenswert<br />
und aufschlussreich“, ja „lehrreich“. Je nach eigener Biografie und Geschlecht<br />
wird in einigen persönlichen Rezensionen der „erhobene Zeigefinger“<br />
der Autorin bemängelt oder „die Ausbreitung intimster Vorkommnisse<br />
für völlig überflüssig“ gehalten. Manche hätte sich mehr Diskretion gewünscht<br />
und den Verzicht auf „emotionalen Anwandlungen, etwa die Ausführungen<br />
zu den Leiden der Frauen während des Geburtsvorgangs“.<br />
Die jetzt vorliegende Taschenbuchausgabe wurde um eindrucksvolle<br />
Schwarz-weiß-Bilder ergänzt. Im Zeitalter von Mitteilungen mit schnellem<br />
Verfallsdatum wie E-Mails und SMSs beeindruckte mich die Fülle von Material,<br />
das frühere Generationen für ihre Familien geschrieben und aufbewahrt<br />
haben. Durch solche und ähnliche Familiendokumentationen bleibt<br />
der Nachwelt ein Einblick in die persönliche Zeit-Geschichte erhalten. CMS