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Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

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Kanal mit einer größeren hydraulischen<br />

Leistungsfähigkeit hinweg führte.<br />

Prof. Dr.‐ Ing. Mathias Döring, Darmstadt, stellte das<br />

„Eiserne Tor“ von Antiochia/Türkei als Mehr‐<br />

zweckanlage (Aquädukt, Stadtmauer und Talsperre)<br />

vor. Ursprünglich überbrückte das Bauwerk als Teil<br />

einer Wasserleitung den Parmenios, einen<br />

periodischen Bach, der mit seinen Flutwellen die<br />

Metropole (das heutige Antakya) seit der Antike<br />

immer wieder heimsuchte. Im Rahmen von<br />

Erneuerungsmaßnahmen sollte die Stadtmauer im 6.<br />

Jahrh. n. Chr. über die Brücke geführt werden. Zur<br />

Aufnahme der enormen zusätzlichen Lasten wurde der<br />

Aquädukt verbreitert und der Brückenbogen mit einer<br />

gekrümmten Wand aus opus caementitium bis auf<br />

eine kleine Durchflussöffnung als Drossel geschlossen.<br />

So entstand anscheinend die erste Gewölbesperre als<br />

Keimzelle der modernen Bogenstaumauern. Während<br />

die Funktion des Aquädukts im 7. Jahrh. aufgegeben<br />

wurde und das Bauwerk allmählich verfiel, schützt die<br />

25 m hohe Talsperre die Stadt bis heute.<br />

Prof. Dr.‐Ing. Henning Fahlbusch, Lübeck, berichtete,<br />

dass im Verlauf der Kaikosleitung Pergamons<br />

insgesamt 40 Brücken gebaut wurden, nicht zuletzt<br />

um das ohnehin geringe Gefälle von 0.3 0 /00 zu<br />

ermöglichen. Die Mehrzahl der Bauwerke überquerte<br />

kleine Seitentäler am Nordrand der Kaikosebene. Aber<br />

der Kaikos selbst, der Yaĝcιlι Çay und der antike<br />

Karkasos mussten auf Großbauwerken gekreuzt<br />

werden. Dabei war der Karkasosaquädukt mit etwa<br />

42 m Höhe und rund 600 m Länge wohl das höchste<br />

Bauwerk, das aus opus caementitium in römischer<br />

Zeit erstellt wurde. Nach der Zerstörung der<br />

Großbrücken durch das Smyrnabeben im Jahr 178 n.<br />

Chr. wurde der Karkasosaquädukt nicht wieder<br />

errichtet und stattdessen eine mehr als 10 km lange<br />

Umleitungsschleife installiert. Deren Gefälle betrug<br />

0<br />

nur noch 0.1 /00, eine vermessungstechnische<br />

Meisterleistung. Betrachtungen zur Kubatur der<br />

Brückenbauwerke im Vergleich zur alternativ<br />

notwendigen Leitungsverlängerung, wenn die Trasse<br />

die zahlreichen Seitentäler umfahren hätte, haben<br />

gezeigt, dass auch wirtschaftliche Gesichtspunkte bei<br />

der Wahl der Brücken als Trassierungselement eine<br />

Rolle gespielt haben müssen.<br />

Dr.‐Ing. Karlheinz Hintermeier analysierte den<br />

hölzernen Aquädukt von Westgreußen in Thüringen,<br />

Mitteilungen Nr. 15, Seite 25 von 94<br />

der im Verlauf eines mittelalterlichen Kanals errichtet<br />

worden war. In dem Kanal floss Wasser, das mit Hilfe<br />

eines Wehres aus der Helbe abgeleitet und mehreren<br />

Mühlen zugeleitet wurde. Holz als Baumaterial für ein<br />

15 m langes und 2 m breites Gerinne auf einen 4 m<br />

hohen Unterbau war nicht nur früher sehr<br />

ungewöhnlich. So verwundert auch nicht, dass die<br />

heutige Rekonstruktion des Bauwerks, die optisch<br />

dem überlieferten Erscheinungsbild folgt, etliche<br />

Schwachstellen in konstruktiver Hinsicht aufweist, die<br />

der Autor analysierte. Danach verzogen sich die mit<br />

Nut und Feder dicht ineinander greifenden<br />

Eichenholzbretter des Troges, so dass bereits nach<br />

kurzer Zeit Wasser durch die Ritzen lief. Der<br />

wesentlichste Fehler zeigte sich jedoch in der<br />

Ausführung der Rahmen, die nicht kraftschlüssig mit<br />

Holzdübeln geschlossen wurden.<br />

Dr. Paul Kessener, Nijmegen/Holland, befasste sich mit<br />

dem Endabschnitt der römischen Wasserleitung von<br />

Aspendos an der Südküste der Türkei, der als<br />

Druckstrang aus Steinrohren konstruiert worden war.<br />

Die Rohre waren entsprechend den Empfehlungen von<br />

Vitruv auf einer Brücke gelagert, die die etwa 1.5 km<br />

weite Ebene zwischen den Bergen im Norden und<br />

dem Stadtberg kreuzte. An den Knicken der<br />

Brückentrasse wurde das Wasser in Becken auf zwei<br />

bis zu 40 m hohe sog. hydraulische Türme geleitet, die<br />

somit den Druckstrang in drei Abschnitte unterteilten.<br />

Nach einem Erdbeben im 4. Jahrh. n. Chr., bei dem<br />

der Aquädukt ebenso wie die Straßenbrücke über den<br />

Eurymedon zerstört worden war, bauten die Römer<br />

letztere wieder auf und verwendeten dabei die<br />

Steinrohre der Wasserleitung. Nachdem diese Brücke<br />

erneut zerstört war, errichteten die Selçuken das noch<br />

heute stehende Bauwerk.<br />

Dipl.‐Ing. Sigrid Voss, München, und M. Eng. Kai<br />

Wellbrock, Lübeck, erarbeiteten gemeinsam ihren<br />

Bericht über das Mehrzweckbauwerk Band‐e‐Amir<br />

nahe von Persepolis/Iran, das sie bei der <strong>DWhG</strong>‐<br />

Exkursion im Jahr 2008 kennen gelernt hatten. Es<br />

handelt sich dabei um eine 9 m hohe Staumauer im<br />

Fluss Kor, auf deren Krone eine etwa 100 m lange<br />

Brücke mit 13 Mauerwerksbögen gesetzt worden war.<br />

Mit Hilfe einer Stauanlage wurde an dieser Stelle<br />

Wasser zur Bewässerung der sehr fruchtbaren<br />

Marvdasht‐Ebene mindestens seit ca. 2500 Jahren<br />

abgeleitet. Der durch die Mauer erzwungene<br />

Gefällesprung ermöglichte die Installation von bis zu

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