Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

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zurück. Mit dem Groß‐Berlin‐Gesetz von 1920 kam es zu einer Neuorganisation und Anpassung der unterschiedlichen Systeme in den zusammengefassten Städten und Landgemeinden. Nach 1945 stand die Beseitigung der Kriegsschäden im Vordergrund. Nach der Teilung der Stadt 1961 war eine vollständige Trennung des Abwassersystems nicht möglich, was u. a. zum Einbau spezieller Sperrgitter in der Kanalisation zur Fluchtverhinderung führte. Anschließend stellte Dipl.‐Ing. Gerd Peters, Leiter der Abwasserentsorgung, seinen Bereich unter dem Thema: „Das klären wir – Abwasserentsorgung in der Hauptstadt“. Das Kanalnetz hat eine Gesamtlänge von ca. 9.540 km. Mit 150 Pumpwerken und rund 1.200 km Druckrohrleitungen wird das Abwasser zu 6 Klärwerken gepumpt. Rund 640.000 m³ Abwasser werden pro Tag bei Trockenwetter gereinigt und zusätzlich rund 78 Mio. m³ Oberflächenwasser pro Jahr aufbereitet und den Berliner Gewässern wieder zugeführt. Im letzten Vortrag des Vormittags ging Dipl.‐Ing. Regina Gnirß auf „Zukünftige Herausforderungen“ in der Abwasserentsorgung ein. Einleitend schilderte sie das Problem der Phosphorelimination aus den Gewässern. In gemeinsamen Forschungsprojekten mit den Universitäten und staatlichen Forschungs‐ einrichtungen werden neue Verfahren zur Abwasserreinigung entwickelt und in Pilotanlagen erprobt. So soll im Sinne eines semi‐geschlossenen Kreislaufes Phosphor aus dem Klärschlamm zurückgewonnen und als Düngemittel wieder genutzt werden. Ein weiteres Projekt befaßt sich mit der Geruchs‐ und Korrosionsbekämpfung in Abwasser‐ kanälen, insbesondere bei sinkendem Wasserver‐ brauch. Diese anwendungsbezogene Forschung stellt für die Berliner Wasserbetriebe eine Win‐Win‐ Situation dar. Nach der Mittagspause stellten Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Berlin, „Das Gewässersystem von Spree, Dahme und Havel“ vor, moderiert von Dr. rer. nat. Birgit Fritz‐Taute. Im ersten Vortrag befasste sich Dipl.‐Geol. Alexander Limberg mit dem Thema: „Ressourcenschutz oder zuviel des Guten? Das Spannungsfeld der Grundwassernutzungen in Berlin“. Miteinander konkurrierende Nutzungen greifen auf Mitteilungen Nr. 15, Seite 28 von 94 das Grundwasser zu. So können Tiefsonden zur Erdwärmegewinnung bei unvollständiger Abdichtung den Grundwasserschutz gefährden, wenn hierdurch tiefliegendes Salzwasser in die darüber liegenden Süßwasserstockwerke gelangt. Neben der Trink‐ wassergewinnung haben Grundwasserabsenkungen bei Baumaßnahmen den Grundwasserspiegel im Zentrum Berlins absinken lassen. Dies führte zu Bauschäden, da die historischen Gebäude im sog. „Nassen Dreieck“ auf Eichenpfählen gegründet waren. Daher gilt jetzt eine Pflicht zur Wiedereinleitung des abgepumpten Grundwassers. Außerdem wurde das gereinigte Abwassers durch Verrieselung wieder dem Grundwasser zugeführt. Seit dem Jahr 1990 sank jedoch der Wasserverbrauch von 138 l/(E*d) in 1992 auf 113 l/(E*d) in 2009, was zu einem Anstieg des Grundwasserpegels und gebietsweise zu nassen Kellern führte. Auch die Klimaveränderung wird sich auf die Grundwasserstände auswirken. Dipl.‐Ing. Matthias Rehfeld‐Klein sprach im zweiten Vortrag des Blocks über „Die Fließgewässer Berlins: Zustand, Maßnahmen und Herausforderungen“. Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick erläuterte er die Merkmale der Berliner Gewässer, die u.a. sehr abflussarm sind; das gesamte Gewässersystem ist durchweg gestaut. Die Niederschläge in Berlin sind gering, sie betragen nur 50 % von denen in Nordwestdeutschland. Die Urbanisierung hatte viele Veränderungen zur Folge. So gab es um 1700 im Zusammenfluss von Spree und Havel ein Delta; heute ist dieses Gebiet weitgehend kanalisiert. Handlungsfelder ergeben sich u.a. durch den vermehrten Eintrag von Schwermetallen, Arznei‐ mitteln, Spurenstoffen und Sulfaten aus den Bergbaugebieten der Lausitz. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, wie der Bau unterirdischer Stauräume, um die stoffliche Belastung der Gewässer durch Mischwasserüberläufe zu minimieren. Den Abschluss bildete der Vortrag von Frau Dipl.‐Ing. (FH) Andrea Wolter zum ergänzenden Thema: „Gerade war gestern – Berlins Gewässer werden naturnah“. Am Beispiel der Panke erläuterte sie die integrale Gewässerentwicklung. Hierfür werden Flächen benötigt, die im urbanen Raum nicht einfach zu gewinnen sind. Durch abschnittsweise Entwicklung des Gewässers wird eine Strahlwirkung auf nicht zu
erweiternde Abschnitte ausgeübt. Wichtig sei es, die Öffentlichkeit mitzunehmen und alle Behörden von Anfang an zu beteiligen. Nach Diskussion und Kaffeepause besichtigten die Teilnehmer in kleinen Gruppen das Wasserwerk Friedrichshagen. Seit 1893 wird das Trinkwasser aus Uferfiltrat gewonnen und aufbereitet. Das Werk bildet seitdem einen der Schwerpunkte für Berlins öffentliche Trinkwasserversorgung. Neben seinen zum Teil über 100 Jahre alten Bauwerken bildeten die moderne Steuerungs‐ und Überwachungszentrale und die modernen Aufbereitungsanlagen den Schwerpunkt der Besichtigung (Bilder 2 und 3). Zum Abschluss eines interessanten und informativen Tages gab es ein reichhaltiges Abendbüfett bei schönem Sommerwetter auf dem Gelände des Wasserwerks und in den Räumen der Tagungsstätte. Ein besonderer Dank gilt dem Leiter des Wasserwerks, Herrn Frank Herzlieb, und unserem Berliner <strong>DWhG</strong>‐ Mitglied Prof. Dr.‐Ing. Dietrich Jahn (Bild 4) für die ausgezeichnete Vorbereitung und Durchführung der Tagung. Mitteilungen Nr. 15, Seite 29 von 94 Am Vormittag des zweiten Tages bestiegen die Tagungsteilnehmer den Salondampfer „Babelsberg“ zu einer Schiffsexkursion auf der Spree, die von Köpenick bis in das Zentrum Berlins führte. Bei schönstem Sommerwetter genossen die Tagungsteilnehmer die geruhsame Fahrt und ließen sich das Berliner Gewässersystem und die Stadt von Prof. Dr.‐Ing. Dietrich Jahn erläutern (Bild 5). Bild 2 (links oben): Besichtigung der modernen Steuerungs‐ und Leitzentrale im Wasserwerk Berlin‐ Friedrichshagen Bild 3 (links unten): In der modernen Anlage zur Aufbereitung des Rohwassers im Wasserwerk Berlin‐ Friedrichshagen Bild 4 (rechts oben): Frank Herzlieb, Leiter des Wasserwerks Friedrichshagen, mit Prof. Dr.‐Ing. Dietrich Jahn Unterhalb vom Regierungsviertel, nördlich des Tiergartens, wendete das Schiff. Die Schiffsreise endete nach einem kurzen Abstecher auf den Müggelsee am Spreetunnel in Friedrichshagen. Bild 5: Auf dem Sonnendeck des Salonschiffes „Babelsberg“
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