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Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

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Größen, Handels‐ und Marinehäfen sowie ein dichtes<br />

Straßennetz mit bemerkenswerten Tunnelbauten.<br />

Der leicht zu bearbeitende und trotzdem standfeste<br />

Tuff erlaubte es, viele der Bauwerke unter die Erde<br />

zu verlegen, was ihren guten Erhaltungszustand<br />

erklärt. Die auf den Vulkanismus zurückzuführende<br />

langsame Hebung und Senkung des Landes um bis zu<br />

16 m (Bradysismus) ließ viele antike Bauten unter die<br />

Meeresoberfläche absinken.<br />

Während Pompeji oder Herculaneum seit über 200<br />

Jahren Ziel von Bildungsreisenden und Archäologen<br />

sind, sind die ver‐ steckten Wasser‐ und<br />

Verkehrsbauten der Phlegraeischen Felder<br />

weitgehend unbeachtet.<br />

Projekt<br />

In mehr als 10 Kampagnen hat unser Mitglied Prof.<br />

Dr. Mathias Döring (Darmstadt) den größten Teil der<br />

Wasser‐ und Verkehrsbauten vermessen und<br />

dokumentiert. Dazu gehörten zwei Aquädukte, 10<br />

große Zisternen, ebenso viele Straßentunnel sowie<br />

einige Häfen. Erstmals konnten die funktionalen und<br />

wirtschaftlichen Zusammenhänge an Hand des<br />

örtlichen Befundes sowie von Literatur‐ und<br />

Archivdaten aus Neapel, Caserta und Rom<br />

rekonstruiert werden. Neue Abschnitte des Serino‐<br />

Aquädukts wurden gefunden und bisherige<br />

Fehleinschätzungen revidiert, die durch Jahrhunderte<br />

in der Literatur mitgeschleppt worden waren. Für<br />

diese Arbeiten wurde Prof. Döring in Neapel der<br />

Theodor‐Mommsen‐Preis verliehen.<br />

Wasserversorgung<br />

Das Wasser für die meisten großen Zisternen lieferte<br />

der im 1. Jh. v. Chr. fertig gestellte 110 km lange und<br />

überwiegend unterirdisch verlaufende Serino‐<br />

Aquädukt. Schwierigkeiten bereitete die<br />

Rekonstruktion des Gefälles und damit des Abflusses,<br />

weil sich seine Höhenlage infolge des Bradysismus<br />

seit der Antike erheblich verändert hat. Der<br />

Aquädukt endet in der „Piscina Mirabilis“ bei<br />

Misenum, mit 11.700 m³ Fassungsvermögen eine der<br />

größten Zisternen der Antike. Hauptabnehmer des<br />

Wassers war die Marine. Die nahe gelegene „Grotta<br />

Dragonara“ (7.700 m³), ein 70 x 70 m großes<br />

Tunnelsystem (Bild 2), versorgte mehrere<br />

Fischbecken der Villa des Lucullus. Eine zweistöckige<br />

Zisterne für 3.000 m³ im nahen Bacoli lieferte Wasser<br />

Mitteilungen Nr. 15, Seite 90 von 94<br />

an eine Villa des Politikers Hortensius, zwei Zisternen<br />

mit 2.000 m³ befinden sich in Cuma, drei weitere mit<br />

zusammen 8.200 m³ in Pozzuoli.<br />

Bild 2: Die Grotta Dragonara, ein Tunnelsystem zur<br />

Speicherung von 7.700 m³ Wasser<br />

Straßentunnel<br />

Mit der wachsenden Bedeutung der Region entstand<br />

um die Zeitenwende ein dichtes Straßennetz, das sich<br />

durch mehrere bemerkenswerte Tunnel auszeichnet.<br />

So die je 700 m lange „Crypta Neapolitana“ und die<br />

„Grotta Seiano“ zwischen Neapel und Pozzuoli,<br />

weitere bei Baia und Quarto sowie zwischen dem<br />

Averner See und Cuma. Deren längste, die 900 m<br />

lange „Grotta Cocceio“ und die 270 m lange „Crypta<br />

Romana“, sind so großzügig bemessen, dass ganze<br />

Schiffe von den Werften am Averner See zum Hafen<br />

von Cuma transportiert werden konnten (Bild 3).

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