08.01.2013 Aufrufe

Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft e. V. - DWhG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Fachvorträge des ersten Vortragsblocks wurden<br />

von <strong>DWhG</strong>‐Mitglied Dr.‐Ing. Peter Kowalewski<br />

moderiert. Sie standen unter dem Oberthema „Die<br />

Trinkwasserversorgung von Berlin“ und wurden von<br />

Vertretern der Berliner Wasserbetriebe gehalten.<br />

Zunächst gab Frau Dipl.‐Ing. Elke Wittstock einen<br />

Überblick „Zur Geschichte der Wasserversorgung<br />

Berlins“. Den ältesten Brunnen Berlins, einen<br />

Opferbrunnen aus der Zeit 1.100 v. Chr., fanden<br />

Archäologen im Stadtteil Lichterfelde.<br />

Bild 1: Kastenbrunnen aus Eichenholz aus dem 14.<br />

Jahrhundert, gefunden 1987 in Spandau; nach der<br />

Verfüllung bis ins 16. Jahrhundert genutzt; Museum<br />

des Wasserwerks in Berlin‐Friedrichshagen<br />

Die Wasserversorgung aus meistens flachen Brunnen<br />

(Bild 1) führte in der wachsenden Stadt im 19.<br />

Jahrhundert zu unhaltbaren hygienischen Zuständen.<br />

Früher als in anderen Städten Deutschlands wurde<br />

daher im Jahr 1856 das erste, private Wasserwerk<br />

Berlins vor dem Stralauer Tor bei der<br />

Oberbaumbrücke errichtet. Im Jahr 1873 übernahm<br />

die Stadtgemeinde das Wasserwerk in eigene Regie.<br />

Die weitere Entwicklung wurde stark durch das rasche<br />

Bevölkerungswachstum (von 500.000 Einwohnern<br />

1896 auf 4 Millionen Einwohnern 1940) und durch die<br />

Kriegs‐ und Nachkriegszeit mit dem Ost‐West‐Konflikt<br />

geprägt. Heute werden maximal 1,1 Mio. m³/d<br />

überwiegend als Uferfiltrat aus Grundwasser<br />

gewonnen.<br />

Im zweiten Vortrag befasste sich Dipl.‐Ing. Jens‐Uwe<br />

Klinger mit der „Sicherheit, Verantwortung und<br />

Vorsorge: Wasser für Berlin“. Trinkwasser ist in Berlin<br />

ein Naturprodukt. Es gelte der Grundsatz „Wasser ist<br />

Mitteilungen Nr. 15, Seite 27 von 94<br />

das Lebensmittel Nummer Eins“; Wasser müsse in<br />

kurzer Zeit für alle Bewohner erreichbar sein, es könne<br />

nicht ersetzt werden und sei kaum zu lagern. Hieraus<br />

ergeben sich geeignete Maßnahmen bei der<br />

Überwachung von der Wassergewinnung bis zur<br />

Verteilung, wie auch Strategien zur Risikovorsorge und<br />

Pandemieplanung. Mit modernen Simulations‐<br />

programmen sollen Krisensituationen in der<br />

Versorgungsinfrastruktur besser beherrschbar werden<br />

(siehe auch: http://www.igg.tu‐berlin.de/1829 )<br />

Im dritten Vortrag stellte Dipl.‐Ing. Jens Feddern das<br />

„Berliner Wasser – Zukunftskonzept 2040“ vor. Für die<br />

Berliner Wasserbetriebe gilt das Ziel, die<br />

Versorgungssicherheit regional zu gewährleisten und<br />

eine nachhaltige Bewirtschaftung des Grundwassers<br />

zu sichern. Prognosen für die<br />

Bevölkerungsentwicklung und den spezifischen<br />

Trinkwasserverbrauch, Bedarfsanalysen und<br />

Nachhaltigkeitsüberlegungen wurden in ein<br />

„Wasserversorgungskonzept 2040“ eingearbeitet.<br />

Problematisch sind bei der naturnahen Aufbereitung<br />

des Grundwassers Arzneimittel im Abwasser ebenso<br />

wie der Sulfateintrag durch die Landwirtschaft. Bei<br />

neun Wasserwerken verfügen die Berliner<br />

Wasserbetriebe über genügend Flexibilität, sodass die<br />

Wasserversorgung Berlins auch in Zukunft gesichert<br />

ist.<br />

Der zweite Teil stand unter dem Thema: „Die<br />

Abwasserentsorgung von Berlin“. Auch dieser<br />

Vortragsblock wurde von Vertretern der Berliner<br />

Wasserbetriebe gestaltet. Zunächst berichtete Dipl.‐<br />

Ing. Jens Kersten über „die historische Entwicklung der<br />

Abwasserentsorgung“. Erste Pläne für eine geordnete<br />

Abwasserentsorgung fanden in der Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts keine Beachtung. Erst die<br />

Untersuchungen von Rudolf Virchow und der<br />

Kanalisationsentwurf von James Hobrecht von 1871<br />

führten zum Umdenken. Hobrecht sah ein<br />

Radialsystem vor. In 12 Teilsystemen wurden die<br />

Abwässer gesammelt und durch Abwasserpumpwerke<br />

zu Rieselfeldern in Umland gepumpt, wo sie<br />

landwirtschaftlich genutzt werden konnten. 1878 war<br />

das erste Teilsystem fertiggestellt und 1909 ging das<br />

letzte der 12 Teilsysteme in Betrieb. Als Folge ging die<br />

hohe Typhussterblichkeit in Berlin praktisch auf Null

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!