Blicke ins Reich der Gnade
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8.3. DIE VERSUCHUNGEN.<br />
und die Ehre dem allein gegeben werde, dem sie allein zukommt. In<br />
<strong>der</strong> Regel geht <strong>der</strong> Zweck <strong>der</strong> Versuchungen, denen wir bloßgestellt<br />
werden, dahin, daß uns selber vors Gesicht kommen möge, was in<br />
uns ist, und wir fein niedrig an <strong>der</strong> Erde bleiben. Wir Menschenkin<strong>der</strong><br />
werden gar zu leicht fromm; Jesus aber will Gottlose. Wir sind<br />
gar zu bald gerecht, <strong>der</strong> Herr aber begehrt Sün<strong>der</strong>; wir sind gar zu<br />
schnell oben drauf; in <strong>der</strong> Tiefe will uns Jesus sehen. Darum läßt er<br />
es wohl zuweilen zu, daß <strong>der</strong> Teufel ein wenig in <strong>der</strong> Kloake unsers<br />
ver<strong>der</strong>bten Herzens herumrühre, damit <strong>der</strong> böse Geruch uns in die<br />
Sinne steige und die Ottern- und Schlangenbrut, die still und ungesehen<br />
auf <strong>der</strong> Tiefe lag, in die Höhe komme und vor unsern Augen<br />
auf <strong>der</strong> Oberfläche herumzapple. Darum gestattet er es wohl zuzeiten,<br />
daß <strong>der</strong> Arge den Mückenschwarm gottwidriger Gedanken und<br />
Begierden, <strong>der</strong> in den Hinterkammern unsrer Seele schlummerte,<br />
ein wenig in Alarm bringe, daß wir gewahr werden, was <strong>der</strong> Tempel<br />
Gottes noch alles in sich beherberge und das Brüsten und Stolzieren<br />
uns rein vergehen muß. Darum erlaubt er dem Wi<strong>der</strong>sacher wohl<br />
einmal, über uns herzufallen und über unsre schlummernden Lüsten<br />
in die Wecktrompete zu stoßen. Hei, wie verwun<strong>der</strong>n wir uns<br />
dann, daß sie noch da sind, die alten, häßlichen Gesellen! Und wir<br />
dachten schon, wir hätten sie längst mit dem Besen unsrer frommen<br />
Übungen hinweggefegt und das Haus gar rein gekehrt. Nun aber findet<br />
sich’s ganz an<strong>der</strong>s. Da sieht denn die liebe Braut die Schminke<br />
wie<strong>der</strong> von ihren Wangen weichen und wird wie<strong>der</strong>, wie im Anfang,<br />
eine Mohrin, schwarz und ohne Schöne, und tut wie<strong>der</strong> die erste<br />
Buße, aber liebt denn auch wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> ersten Liebe, und so will<br />
es <strong>der</strong> Bräutigam haben. Da bricht dem weitgeför<strong>der</strong>ten Heiligen<br />
mit einemmal die oberste Stufe seiner Heiligung unter den Füßen<br />
zusammen, und o weh, nicht einmal auf <strong>der</strong> untersten Stufe steht<br />
er mehr; er liegt darnie<strong>der</strong> und ist ein armer Sün<strong>der</strong>, wie er’s vielleicht<br />
noch nie gewesen ist. Da sieht <strong>der</strong> stolze Pfau seinen glänzenden<br />
Schweif plötzlich auf die Erde fallen; sein Schimmer vergeht wie<br />
Nebel; das prächtige Tier fängt an, sich zu mausern, wird nackt und<br />
bloß, zieht sich schamrot in eine Ecke zurück und beginnt sich von<br />
ganzem Herzen zu freuen, daß ihm ein andrer die Bekleidung zum<br />
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