Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 8<br />
verschleierte seinen Sohn <strong>der</strong>maßen, daß auch selbst die scharfen<br />
Augen des Satans an diesem schlichten Zimmermann sich wohl versehen<br />
konnten. Doch ganz versahen sie sich nicht. Unter den Menschen<br />
dachte niemand mehr daran, daß dieser einfache Arbeiter an<br />
Josephs Hobelbank <strong>der</strong> Messias sein könne. Der Satan aber war klug<br />
genug, auf den äußern Schein von Armut und Niedrigkeit nicht zu<br />
viel zu geben. Er konnte sich’s möglich denken, daß dieser Zimmermann<br />
bei aller äußerlichen Dürftigkeit dennoch <strong>der</strong> Herr sei. Er fand<br />
nichts Wi<strong>der</strong>sprechendes darin, daß <strong>der</strong> Versöhner in solcher Armut<br />
sein Werk beginnen sollte, und mancher Umstand schien ihm<br />
deutlich dafür zu sprechen, <strong>der</strong> Jesus von Nazareth sei <strong>der</strong> Gottessohn.<br />
Doch witterte er nur so etwas, bestimmt wußte er es nicht.<br />
Es verlangte ihn nach Gewißheit, um alsdann seine Maßregeln ergreifen<br />
zu können. Hätte <strong>der</strong> Teufel in Jesus wirklich den Messias<br />
schon erkannt gehabt, so wäre in seinem Verfahren gegen ihn<br />
vieles unerklärbar, wie wir später sehen werden. Jesus zu ergründen,<br />
war die nächste Absicht, in welcher <strong>der</strong> Satan auf ihn eindrang.<br />
Sehr klüglich aber richtete <strong>der</strong> schlaue Geist zugleich seine Versuchungen<br />
so ein, daß, wenn Jesus wirklich <strong>der</strong> Messias wäre, sein Erlösungswerk<br />
von vornherein einen solchen Stoß dadurch bekäme,<br />
daß es für immer vereitelt wäre. Den Heiland durch einen gewandten<br />
Fechterstreich aus seiner Mittlerbahn herauszuwerfen und seine<br />
eigene Herrschaft über die Menschheit für ewige Zeiten festzustellen,<br />
das also war die andre Absicht, die <strong>der</strong> Fürst <strong>der</strong> F<strong>ins</strong>ternis<br />
im Schild führte. Um diese Absichten zu erreichen, gibt er sich vor<br />
Jesus das Ansehen eines wohlwollenden, gutmeinenden Freundes.<br />
Er stellt sich, als ob auch er nichts so begierig wünschte, als daß<br />
das Erlösungswerk möge zustande kommen. Er tut so, als wollte er<br />
ihm nur einen kürzern Weg zu diesem erhabenen Ziel weisen und<br />
richtet alles so schlau, so fein und listig ein, wie man es von einem<br />
Wesen erwarten darf, das von <strong>der</strong> obersten Stufe <strong>der</strong> Weisheit und<br />
des Verstandes in den tiefsten Abgrund <strong>der</strong> Bosheit hinuntersank.<br />
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