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Blicke ins Reich der Gnade

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KAPITEL 5<br />

auf diesen Tag mit uns von den größten Wun<strong>der</strong>n und heiligsten<br />

Wahrheiten durchs Taufwasser und durch des Nachtmahls Zeichen<br />

und Unterpfän<strong>der</strong>! Ist das nicht auch ein Spielen Gottes mit schwachen<br />

Kin<strong>der</strong>n, die etwas Sinnliches und Bildliches haben müssen,<br />

um verstehen und glauben zu können? Ja, ein gnädiges, ein holdseliges<br />

Spielen!<br />

Und wieviel ist dieses Spielens auch in seinem Umgang mit uns, in<br />

seinem täglichen Verfahren mit seinen lieben Kin<strong>der</strong>n! Wenn ihr’s<br />

nur immer wüßtet, daß es nur ein Spielen sei; ihr aber seht’s gewöhnlich<br />

als sehr ernsthaft an und macht euch darum viel überflüssige<br />

Sorgen. Da geschieht’s zum Beispiel bald, daß er sich vor uns<br />

verbirgt; nun meinen wir, er sei davongegangen und habe uns verlassen.<br />

Er aber spielt nur und hat sich bloß verborgen; unsre Stimme<br />

will er hören: „Herr, kehre wie<strong>der</strong>!”, denn unsre Stimme klingt<br />

ihm süß. Bald ereignet sich’s, daß es den Schein gewinnt, als gereue<br />

es ihn nun wie<strong>der</strong>, uns verziehen zu haben. Da kommen denn alle<br />

unsre alten Sünden, die wir längst in Meerestiefen begraben glaubten,<br />

uns wie<strong>der</strong> vor die Augen, daß wir aufs neue zittern, wie in <strong>der</strong><br />

ersten Buße. Aber er spielt nur mit uns und möchte die erste Liebe<br />

wie<strong>der</strong> wecken in unsrer Seele. Bald läßt er plötzlich mitten im<br />

Stand <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong> uns <strong>Blicke</strong> tun in die Größe unsrer begangenen Missetaten,<br />

wie wir sie noch nie darin getan. Da ist’s, als müßten wir<br />

nun wie<strong>der</strong> vor seinem Zorn uns fürchten; allein, es ist nur Spiel; er<br />

tut’s, damit uns sein Verdienst nur desto süßer schmecke. Bald erlaubt<br />

er’s unserm Urfeind, daß er die Hand ausstrecke nach unsrer<br />

Krone und einen Versuch mache, das Fundament all unsers Trostes<br />

und unsrer Hoffnung unter unsern Füßen zu erschüttern. Da heißt<br />

es denn: „Herr, hilf uns, wir ver<strong>der</strong>ben!Ïndes so groß ist die Gefahr<br />

nicht, wie wir meinen. Genau besehen ist es nur ein Spiel von seiten<br />

Gottes. Er läßt es geschehen, damit wir desto fester fassen und umklammern<br />

sollen, was wir haben; nicht aber, wenn’s auch so scheint,<br />

daß wir’s verlieren. Und wenn er uns allerlei Rätsel aufgibt in unsrer<br />

Führung, woran wir unsern geistlichen Scharfsinn üben können;<br />

und wenn er die allergeringsten Umstände in unserm Leben aufgreift<br />

und benutzt, um dadurch etwas Tröstliches, Lehrreiches o<strong>der</strong><br />

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