Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 8<br />
unsrer Jugend, denen wir schon längst Valet gegeben, treten uns<br />
mit einemmal wie<strong>der</strong> in den entzückendsten Bil<strong>der</strong>n nahe, und<br />
Genüsse, denen wir vielleicht seit Jahren schon durch die <strong>Gnade</strong><br />
gekreuzigt und abgestorben waren, erscheinen uns wie<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> begehrenswertesten Gestalt im reizendsten Licht. Hier hangen<br />
Kränze vergänglicher Ehre; aber wie sind sie so lieblich wie<strong>der</strong>, wie<br />
sind sie lockend! Dort öffnen sich uns Tummelplätze weltlicher Geselligkeit<br />
und eitler Unterhaltung; aber wie gefallen sie uns wie<strong>der</strong>,<br />
diese Zirkel, wie fühlt das arme Herz sich wie<strong>der</strong> hingezogen! Hier<br />
erschließen sich vor uns die leuchtenden Versammlungssäle <strong>der</strong><br />
vornehmen Welt, erfüllt mit Klang und Sang, mit Saitenspiel und<br />
Reigen, und dort durcheilt <strong>der</strong> Blick die trügerischen Rosenauen<br />
weltlicher Kunst und süßer Dichterträume; kurz alles, was Schönes<br />
und Köstliches die Welt nur hat, wie auf einen Zauberschlag strahlt’s<br />
plötzlich in den lebendigsten Bil<strong>der</strong>n, Szenen und Gestalten in den<br />
Spiegel unsrer Phantasie hinein; und wie eitel es an sich auch immer<br />
sei, wie nichtig und erbärmlich, es liegt ein Zauber darauf, ein<br />
Farbenspiel, ein Schmuck und Schmelz, als sähe man wirklich in<br />
ein Paradies hinüber, und das Meer <strong>der</strong> Sinnlichkeit, <strong>der</strong> Sehnsucht<br />
und <strong>der</strong> Begierde beginnt im Anblick solcher reizenden Gesichte zu<br />
wogen und zu wallen, als ob ein Sturm in seinen Tiefen wühlte. Siehe,<br />
in solchen Augenblicken stehst du auf den hohen Zauberbergen,<br />
und <strong>der</strong> Teufel zeigt dir die <strong>Reich</strong>e <strong>der</strong> Welt und ihre Herrlichkeit<br />
in einem Augenblick.<br />
Und eben darum ist’s um die weltliche Musik, wie sie sich heutzutage<br />
gestaltet hat, ein so gefährlich Ding, weil <strong>der</strong> Teufel sie so gern<br />
und glücklich zu benutzen weiß, um solche Augenblicks sinnlicher<br />
Berauschung herbeizuführen. In den Opern und Arien, Symphonien<br />
und Konzerten dieser Welt findet <strong>der</strong> Teufel ein mächtig Zaubermittel,<br />
um uns die nichtige Erdenherrlichkeit zum Himmelreich zu<br />
verklären. Erfahrene Christen haben es bekannt, daß sie, auf Augenblicke<br />
wenigstens, vermittelst solcher von Gott gefallenen und vom<br />
Weltgeist eingegebenen Musik so mächtig und so unwi<strong>der</strong>stehlich<br />
vom Teufel seien bezaubert worden, daß sie wie die Trunkenen auf<br />
Augenblicke ihren Ausgang aus Ägypten hätten bedauern und die<br />
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