Blicke ins Reich der Gnade
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2.3. WELCHEN MÜHEN UND GEFAHREN ER IN DEMSELBEN<br />
UNTERWORFEN IST.<br />
ist und so dahin seufzt unter dem Joch seines selbsterwählten Gottesdienstes<br />
und unter dem treibenden Stecken des Gesetzes mühevoll<br />
sich abquält ohne Munterkeit und Leben, darum heißt er: ein<br />
knochiger Esel.<br />
Und o, in welchen Gefahren schwebt diese arme Seele! Es wird einem<br />
angst und bange, wenn man daran gedenkt. Da meint solch ein<br />
armer Mensch in seiner Blindheit, er sei nun wirklich im <strong>Reich</strong> Gottes<br />
drinnen, und ach, er gehört doch so gut zu denen, die draußen<br />
stehen, wie die rohsten Weltmenschen. Es ist ihm so ziemlich gelungen,<br />
sein Leben äußerlich dem Leben <strong>der</strong> wahren Kin<strong>der</strong> Gottes<br />
gleichförmig zu machen, und so liegt er denn nun in <strong>der</strong> unglückseligen<br />
Täuschung, auch er sei ein Gotteskind. Dazu kommt denn<br />
oft noch, daß er auch von den Gläubigen, mit welchen er verkehrt,<br />
dafür gehalten und anerkannt und als einer ihresgleichen behandelt<br />
wird, und das bestärkt ihn noch in seinem Wahn und macht ihn<br />
desto blin<strong>der</strong>, desto sicherer in seinem Lager zwischen den Grenzen.<br />
Der arme, <strong>der</strong> bedauernswerte Mensch! Er meint, er wohne in Kanaan<br />
und hat sein Zelt nahe bei Tophet und am Abhang des Würgetals.<br />
In Jerusalem träumte er zu sein, und ach, er hat sich gelagert nicht<br />
fern vom Toten Meer, von Adama und Zeboim. Und wenn <strong>der</strong> Herr<br />
kommt mit Feuer und Schwefel, er kann Isaschar nicht verschonen,<br />
und wenn ihm das Herz gegen ihn bräche vor Mitleid, in diesem Lager<br />
zwischen den Grenzen muß er ihn verzehren und seine Seele<br />
hinwegraffen mit den Gottlosen.<br />
O so trete denn vor Gott, wer unter uns sich in Jerusalem glaubt,<br />
und seufze mit David: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz;<br />
prüfe mich und erfahre, wie ich’s meine, und sieh, ob ich auf bösem<br />
Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege!”Wißt, am Jüngsten Tag<br />
wird nichts gelten, als was <strong>der</strong> Heilige Geist in uns gezeugt und geschaffen<br />
und ausgewirkt. Alles Selbst- und Menschenwerk wird verbrennen<br />
wie Heu. Alle selbsterwählte Geistlichkeit und Gottesdienste,<br />
alle selbstgemachte Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Heiligkeit,<br />
das alles wird für Null gerechnet werden und in den Flammen aufgehen.<br />
Da wird nicht gefragt werden nach <strong>der</strong> Erkenntnis, die ihr aus<br />
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