Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 3<br />
die dir noch ankleben, siehe, wie du e<strong>ins</strong>t werden sollst, so hat <strong>der</strong><br />
Herr dich in die Hände gezeichnet; er sieht dich schon im Glanz<br />
vollendeter Verklärung, während du hier unten in lauter Streit und<br />
Elend noch umhergehst, und wie du dich in seinen Händen abgezeichnet<br />
siehst, gerade so sollst du e<strong>ins</strong>t werden. Seine Hände wollen<br />
dafür sorgen. Und me<strong>ins</strong>t du, es könne ein Augenblick kommen<br />
o<strong>der</strong> ein Ort sein <strong>der</strong> Welt, da des Herrn Auge nicht über dir wäre?<br />
Wisse, du bist vor ihm immerdar. Sitz in einen Winkel und weine<br />
o<strong>der</strong> schwemme dein Bett des Nachts in Tränen, liege mit Elia<br />
unter dem e<strong>ins</strong>amen Wachol<strong>der</strong>strauch, o<strong>der</strong> verkriech dich in die<br />
hohen Wäl<strong>der</strong>, wo sie am dichtesten sind, das Mutterherz Gottes ist<br />
bei dir, sein Mutterauge über dir, und seine Hand hat die deine umfaßt,<br />
solltest du es auch nicht fühlen. Sei es, wo und unter welchen<br />
Umständen es wollte, so oft du klagst: „Der Herr hat mich verlassen;<br />
<strong>der</strong> Herr hat mein vergessen,ßo redest du irre und vertust dich sehr;<br />
Gott weiß es. Ach, wenn dir einmal nur wie e<strong>ins</strong>t dem Knaben des<br />
Propheten deine Augen aufgetan würden, Geister zu sehen, Bru<strong>der</strong>,<br />
du würdest staunen.<br />
Hinweg denn mit <strong>der</strong> unnötigen Sorge! Wer es darf, <strong>der</strong> getröste<br />
sich mit <strong>der</strong> Mutterliebe seines Gottes! Er vergißt nicht seines Kindes,<br />
auch nicht seiner Kindlein, auch seiner Säuglinge nicht. Ach<br />
nein, die jetzt geborenen Kindlein mögen ihm ja wohl am nächsten<br />
am Herzen liegen, und die schwächsten mag er am sorglichsten<br />
tragen. Aber sind auch wir seine Kin<strong>der</strong>? Ja, ja, ihr seid’s, so ihr<br />
das an<strong>der</strong>s von euch sagen könnt, daß ihr mit inniglichen Tränen<br />
seine <strong>Gnade</strong> sucht, daß ihr von Herzen nach den Früchten seines<br />
Kreuzes schmachtet und mit zerbrochenem Geist allen Ernstes die<br />
Reinigung in Jesu Blut begehrt; dann ist <strong>der</strong> neue Mensch ans Licht<br />
geboren; dann seid ihr Gottes Kin<strong>der</strong>. Und so ihr eurer Kindschaft<br />
auch nicht recht fröhlich werden könntet und die Mutterliebe eures<br />
Gottes noch nicht schmecktet, erglaubt euch diese Mutterliebe;<br />
die Zeit des Schmeckens wird dann auch schon kommen. Ach, sie<br />
möchte uns gern sanftere und fröhlichere Wege gehen lassen, als sie<br />
gemeiniglich tut, wenn es unser Heil nicht an<strong>der</strong>s erheischte. Doch<br />
denkt an die Geschichte von den zwei Weibern und an das Kind, um<br />
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