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Blicke ins Reich der Gnade

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KAPITEL 5<br />

gen! Sie gleichen einem kostbaren Edelstein, <strong>der</strong>, wie man ihn wenden<br />

und drehen mag, von allen Seiten schön ist und immer neue<br />

Lichter und Farben ausstrahlt. Unser Herr tut uns hier kund, daß<br />

auch er eine Lust hat, ein Lieblingsvergnügen. Und wo hat er diese<br />

seine Lust? Ei, sollte man sagen, wo an<strong>der</strong>s als da, wo das Holz des<br />

Lebens wächst und die Ströme lebendigen Wassers rauschen, wo er<br />

die Krone <strong>der</strong> Ehren trägt und die Tausend mal tausend mit ihren<br />

goldenen Harfen seinen Stuhl umgeben! Aber nicht also. Sein Sinn<br />

und Gelüst steht an<strong>der</strong>swohin. „Meine Lust ist bei den Menschenkin<strong>der</strong>n.Ünd<br />

wißt, er spricht das nicht etwa im Anbeginn <strong>der</strong> Zeiten<br />

und am letzten Schöpfungstag. Ei ja, da hätte sich’s unter den<br />

Menschen noch wohl wohnen lassen. Denn es war gut sein unter<br />

den Bäumen Edens, und die Menschen waren schöne, liebe Kin<strong>der</strong>.<br />

Er spricht es aber zu einer Zeit, da schon alles drüber und drunter<br />

ging in <strong>der</strong> Welt, da das Dichten und Trachten <strong>der</strong> Menschen schon<br />

böse war von Jugend auf und die ganze Menschheit, in Sünden tot,<br />

verstrickt in den Ketten des Teufels und mit Gottes Zorn und Fluch<br />

beladen, ein erbärmlicher Haufe, bis über das Haupt im Schlamm<br />

stak. Wie billig erstaunen wir doch, daß unter solchen Umständen<br />

<strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Herrlichkeit sprechen konnte: „Meine Lust ist bei den<br />

Menschenkin<strong>der</strong>n!”<br />

„Meine Lust.”Was ist das nun? Mancherlei, Geliebte. Es ist zunächst<br />

dasjenige, was von Ewigkeit her seine allergrößte Freude, ja <strong>der</strong><br />

höchste und einzige Gegenstand seines Ergötzens war. Und wie<br />

heißt dieser Gegenstand? Er selbst, Christus; denn er allein ist schön<br />

und liebenswert, und alles andre ist nur schön <strong>ins</strong>oweit, als es ein<br />

Teil ist von ihm und aus ihm geflossen und mit ihm verwachsen. Er<br />

hat Wohlgefallen an ihm selber, denn er ist die einzige, alleinige und<br />

ewige Schönheit. Die Strahlen seiner eigenen Vollkommenheiten<br />

und Tugenden, die ergötzen sein Auge. Und diese seine Augenlust,<br />

die wäre bei den Menschenkin<strong>der</strong>n? Ja, wo wollte sie denn an<strong>der</strong>s<br />

sein? Bei den Engeln etwa? Die haben ihre eigene Herrlichkeit; die<br />

Herrlichkeit Christi aber ist bei den Sün<strong>der</strong>n. Ja, wie wun<strong>der</strong>bar das<br />

klingen mag, es ist Wahrheit; und das ist noch wun<strong>der</strong>barer. Er hat<br />

seinen königlichen Purpur ausgezogen und hat ihn seinen Schafen<br />

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