Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 8<br />
Der Satan, diese auch in ihrer Verwüstung noch so erhabene, bewun<strong>der</strong>ungswürdige<br />
Ruine unbeschreiblicher Herrlichkeit, die als<br />
solche noch den Meister lobt, <strong>der</strong> sie geschaffen — denn wo ist ein<br />
Verstand, wo eine Klugheit, wo eine Beharrlichkeit, Energie und Gewalt<br />
wie die seinige? Und was uns jetzt noch an ihm in Erstaunen<br />
setzt, es sind nur Überbleibsel seines ursprünglichen Glanzes — <strong>der</strong><br />
Satan, sage ich, erscheint auch als Satan noch in <strong>der</strong> Schrift in einer<br />
gewissen Majestät. Nicht allein, daß er ein Herr, ein Gewaltiger, ein<br />
Fürst genannt wird, er heißt sogar <strong>der</strong> Gott dieser Welt, und es ist<br />
nicht zu verkennen, daß ihm als solchem hin und wie<strong>der</strong> sogar ein<br />
gewisser Respekt bewiesen wird. Man denke nur, <strong>der</strong> Apostel Judas<br />
sagt, da <strong>der</strong> Erzengel Michael mit dem Teufel gestritten und sich<br />
über den Leichnam Moses mit ihm unterredet habe, da habe Michael<br />
nicht gewagt, selbst ein Urteil <strong>der</strong> Lästerung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schmähung<br />
gegen ihn zu fällen; er habe das Gott überlassen wollen und gesprochen:<br />
„Der Herr strafe dich!”Bei Hiob sehen wir den Satan gar mitten<br />
unter den Engeln und guten Geistern am Thron Gottes stehen.<br />
Und <strong>der</strong> Herr läßt sich mit ihm in eine Unterredung ein, fragt ihn, ob<br />
er auch seinen Knecht Hiob kenne und auf ihn acht gehabt habe, und<br />
auf die verschlagene Bemerkung des Verklägers: „Me<strong>ins</strong>t du, daß<br />
Hiob umsonst Gott fürchtet?”gibt ihm <strong>der</strong> Herr Gewalt über alles<br />
Eigentum seines Knechts und erlaubt ihm, Hiob heimzusuchen und<br />
zu prüfen, damit er, <strong>der</strong> Teufel, erfahre, wie die Kraft Gottes mächtig<br />
sei in Hiobs Schwachheit. Welch ein wun<strong>der</strong>samer Umstand! Da sollte<br />
man ja sagen, es liege dem Allmächtigen etwas daran, daß auch<br />
dieser Fürst <strong>der</strong> F<strong>ins</strong>ternis ihn erkenne und ihm die Ehre gebe. Und<br />
so verhält sich’s auch; aller Knie sollen sich vor ihm beugen, und<br />
alle Zungen bekennen, daß er <strong>der</strong> Herr sei. So sollte denn auch <strong>der</strong><br />
Teufel in den Grund des Versöhnungswerks einen Blick tun und zunächst<br />
vermittelst <strong>der</strong> Versuchung das Opferlamm in seiner Reinheit,<br />
den Bürgen in seiner Zahlungsfähigkeit kennenlernen, damit<br />
auch er wisse, daß Zion durch Recht erlöst sei und nicht durch Willkür,<br />
und gegen die Seligkeit <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> keine gegründeten E<strong>ins</strong>prüche<br />
mehr einlegen könne. Wenn <strong>der</strong> klügste und scharfsinnigste aller<br />
Geister gezwungen wird, über Gottes Weisheit zu erstaunen, sei-<br />
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