Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 5<br />
barme dich meiner!”wo so ein kanaanäisch Weib von Hündlein redet<br />
und von Brosamlein und eine arme Magdalena sich die Augen<br />
ausweinen möchte zu seinen Füßen; wo ein Paulus jauchzt: „Mir<br />
ist Barmherzigkeit wi<strong>der</strong>fahren,ünd ein Asaph: „Wenn ich nur dich<br />
habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde;”wo ein Simon anfängt<br />
zu stottern und zu stammeln: „Herr, du weißt, daß ich dich<br />
liebhabe!”, und wo ein Hiob spricht: „Und wenn du mich erwürgen<br />
wolltest, so laß ich nicht von dir!ßeht, wo <strong>der</strong>gleichen Sachen vorgehen<br />
und <strong>der</strong>gleichen Bewegungen an den Tag kommen, wo steinerne<br />
Herzen zu Ton werden in seiner Hand und eiserne Stirnen zu<br />
Wachs, daß er sein Zeichen drauf drücken kann, und gläserne Augen<br />
wie Brunnquellen, <strong>der</strong>en Wasser gegen Morgen stießen; wo Gerechte<br />
anfangen, auf den Ruinen ihrer Gerechtigkeit zu girren wie die<br />
Tauben, und Weise zwischen den Trümmern ihrer Weisheit wie die<br />
Kraniche zu w<strong>ins</strong>eln beginnen; wo arme Sün<strong>der</strong> sich ein Herz fassen,<br />
Jesus zu lieben, und verworfene Übeltäter es fröhlich wagen, vor ihren<br />
Verklägern auf ihn als ihren Advokaten und Schirmherrn sich<br />
zu berufen; da, da, liebe Brü<strong>der</strong>, da ist sein Werk, und wo sein Werk<br />
ist, ist seine Lust. So ist denn seine Lust bei den Menschenkin<strong>der</strong>n,<br />
und zwar bei seinen armen Sün<strong>der</strong>n. Bei denen ist sein Vergnügen,<br />
bei ihnen seine Augenweide. Was dem Naturfreund eine angenehme<br />
Gegend, was dem Liebhaber <strong>der</strong> Malerei ein schönes Bildnis, das<br />
ist dem Herrn Jesus die neue Kreatur in einem Sün<strong>der</strong>. Daran kann<br />
er sich nicht satt sehen; denn sie ist sein Werk. Darum spricht er<br />
auch zu seiner Taube: „Zeig mir deine Gestalt; denn deine Gestalt<br />
ist lieblich.”<br />
Haben wir nun den Sinn <strong>der</strong> ersten Worte unsers Textes erschöpft?<br />
Mitnichten. Es liegt noch mehr drin. Der liebe Herr spricht ein wenig<br />
kurz; aber das ist so seine Weise, mit wenigem viel zu sagen,<br />
während wir mit vielem wenig zu sagen pflegen. „Meine Lust ist<br />
bei den Menschenkin<strong>der</strong>n,ßpricht er, hält aber noch ein Wörtlein<br />
im Sinn, das Wörtlein „wohnen”. Warum tut er das? Schämt er sich<br />
vielleicht, diese seine Liebhaberei zu armen Sün<strong>der</strong>n auszusprechen?<br />
Ja, ihr kennt unsern Heiland nicht. Was sagt Paulus von ihm<br />
aus? „Er schämt sich nicht,ßpricht er, „sie Brü<strong>der</strong> zu heißen.Älso<br />
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