Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 2<br />
mit dem Gefäß eines in Buße und Hilfsbedürftigkeit aufgeschlossenen<br />
Herzens zum Herrn Jesus gehen und sich aus seiner Fülle Kraft<br />
und <strong>Gnade</strong> schöpfen. Isaschar hat sich selbst bekehrt und will nun<br />
auch auf eigene Kosten und durch eigenes Bemühen heilig werden<br />
und nach Christenweise wandeln. Er will’s den an<strong>der</strong>n nachmachen,<br />
will auffahren wie sie und denkt nicht daran, daß ihm die Flügel<br />
fehlen; er will wie sie singen und beten, und es mangelt ihm doch<br />
Drang, Lust und Odem; will’s ihnen gleichtun im Laufen und Springen<br />
und hat sich doch die lahmen Füße noch nicht heilen lassen;<br />
will das Gesetz erfüllen, doch ach, wo hat er das Zeug dazu und die<br />
Liebe, Freudigkeit und Stärke? O weh, welch ein Frondienst, unter<br />
dem er keucht; wie quält er sich so vergeblich ab mit seinen selbsterwählten<br />
Gottesdiensten, dem Eigenwerk seiner Heiligkeit. Mühe ohne<br />
Furcht, Arbeit ohne Lohn! „Isaschar hat seine Schultern geneigt<br />
zum Tragen.Ünd was ist er? „Ein z<strong>ins</strong>barer Knecht,ßagt <strong>der</strong> Text.<br />
Welch eine treffende Benennung! Ach ja, seine Morgen-, Tisch- und<br />
Abendgebete, seine Lie<strong>der</strong> und frommen Übungen, was sind sie an<strong>der</strong>s<br />
als Z<strong>ins</strong>en, Steuern, die er täglich darbringen zu müssen meint<br />
und die er bringt, nicht wie ein Kind fröhlich und willig, son<strong>der</strong>n wie<br />
ein Knecht, mühsam und gezwungen, eigentlich mit einer innerlichen<br />
Not und einem heimlichen Wi<strong>der</strong>streben? Der Geist <strong>der</strong> <strong>Gnade</strong>n<br />
und des Gebets ist ja nicht über ihn ausgegossen! Alles, was Isaschar<br />
darbringt, ist mühsam herausgeschraubtes, erquältes, selbstgemachtes<br />
Menschenwesen. Er steht ja in keiner wahren Verbindung<br />
mit dem, <strong>der</strong> das Leben ist. Von den Wie<strong>der</strong>geborenen fließt’s<br />
frei aus, wie Wasser aus <strong>der</strong> Quelle. Isaschar aber ist ein trockener<br />
Brunnen, wie soll’s da fließen? Ist die festgesetzte Stunde gekommen,<br />
so muß <strong>der</strong> Gebetsschilling dargebracht werden; da wird er<br />
denn schnell mit viel Beschwernis gemünzt und vor Gott hingeworfen.<br />
Aber diese Münze hat ein schlecht Gepräge, und weil sie nicht<br />
des zweiten, son<strong>der</strong>n des alten Adams Bild trägt, fällt sie nimmer in<br />
Gottes Schatzkammer. Seht, so ist Isaschar: kein Kind im Hause, son<strong>der</strong>n<br />
ein armer, z<strong>ins</strong>barer Knecht, <strong>der</strong> nichts hat und doch zahlen<br />
muß und noch obendrein mit einer Münze zahlt, die ihm als falsch<br />
wie<strong>der</strong> vor die Füße geworfen wird. Und weil er solch ein Lastträger<br />
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