Blicke ins Reich der Gnade
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KAPITEL 1<br />
Gottes und nicht von uns.”<br />
Gott <strong>der</strong> Herr hat einen wun<strong>der</strong>lichen Geschmack, sollte man sagen.<br />
Wer sind doch die, die er seineRosen nennt auf Erden? Elende Leute,<br />
zerschlagene Büßer, die nichts Gutes an sich finden, ein armes Volk,<br />
unreines Gesindel, das sich um David sammelt in <strong>der</strong> Höhle, das selber<br />
nichts hat als Unflat <strong>der</strong> Sünde; schwache, verzagte Menschen,<br />
die aus eigenem Mut und Willen nichts wagen noch können, Lahme,<br />
Blinde, Krüppel, Leute, die am Bettelstab gehen und auf <strong>der</strong> Gasse<br />
liegen an seiner Schwelle und von den Brosämlein leben, die von<br />
seinem Tisch fallen, die sind es. Und die Großen, <strong>Reich</strong>en, Starken<br />
und Herrlichen in <strong>der</strong> Welt, die übersteht er und tritt mit seinem<br />
Fuß darauf wie auf Unkraut. Man denke nur: ein Ehebrecher und<br />
Mör<strong>der</strong> wie David, ein Lazarus mit seinem Aussatz, ein nie<strong>der</strong>geschlagener<br />
Zöllner im fernen Winkel des Tempels mit seinem: „Gott,<br />
sei mir Sün<strong>der</strong> gnädig,ëin Schächer oben am Kreuz: das sind seine<br />
Rosen! Welch ein wun<strong>der</strong>licher Geschmack! Aber freilich um ihrer<br />
selbst willen sind sie es nicht, auch nicht um ihres bißchen Demut<br />
und Frömmigkeit willen; sie sind es, weil sie in Christus erfunden<br />
werden und bekleidet sind mit <strong>der</strong> Sonne seiner vollkommenen Gerechtigkeit:<br />
„Durch seine <strong>Gnade</strong> hat er uns angenehm gemacht in<br />
dem Geliebten.”<br />
Die Rose hat einen süßen Geruch. Und <strong>der</strong> Herr spricht bei Hesekiel:<br />
„Ihr werdet mir angenehm sein mit dem süßen Geruch, wenn<br />
ich euch aus den Län<strong>der</strong>n sammeln werde.Ünd im Hohenlied heißt<br />
es von <strong>der</strong> Braut: „Deiner Klei<strong>der</strong> Geruch ist wie <strong>der</strong> Geruch Libanons.”Das<br />
erinnert uns an Jakob, als er dem Esau des Isaaks Segen<br />
wegnahm: er hüllte sich in Esaus köstliche Klei<strong>der</strong> und nahte sich<br />
dem blinden Isaak. „Da,”heißt es, „roch Isaak den Geruch seiner<br />
Klei<strong>der</strong> und segnete ihn und sprach: Siehe, <strong>der</strong> Geruch meines Sohnes<br />
ist wie ein Geruch des Feldes, das <strong>der</strong> Herr gesegnet hat.Ëine<br />
ähnliche Bewandtnis hat es auch mit unserm guten Geruch vor Gott.<br />
Wir duften ihm so lieblich, <strong>ins</strong>ofern wir vor ihn treten in den schönen<br />
Klei<strong>der</strong>n unsers größten Bru<strong>der</strong>s. Diese Klei<strong>der</strong> riechen ihm wie<br />
Kezia und Narden, wie Duft <strong>der</strong> Lilien und Rosen.<br />
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