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Blicke ins Reich der Gnade

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3.2. ZIONS KLAGE.<br />

Im Blick auf diese F<strong>ins</strong>ternis um dich her, da möchte das Herz dir<br />

wie<strong>der</strong> brechen, und schon schwebt sie dir wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Zunge,<br />

die alte, bittere Klage: „Der Herr hat mich verlassen; <strong>der</strong> Herr hat<br />

mein vergessen.”<br />

Doch wenn auch Zion als Gesamtheit, wenn auch die wahre Gemeinde<br />

als Gemeinde es nicht wagte, in unsrer Zeit es nicht wagte, in<br />

unsrer Zeit noch mit jener Klage vor Gott zu treten, so weiß ich<br />

doch, in Zion, in den Herzen <strong>der</strong> einzelnen Zioniten, ist sie nicht<br />

verstummt. Ich horche mich um unter euch, ihr Kin<strong>der</strong> Gottes, und<br />

o, es ist ja des Seufzens genug an allen Enden. Bald heißt es hier,<br />

bald dort: „Der Herr hat mich verlassen; <strong>der</strong> Herr hat mein vergessen.”Da<br />

sitzt hier ein armer Büßer im Winkel und weint, schlägt an<br />

seine Brust und schreit: „Gott, sei mir armen Sün<strong>der</strong> gnädig,ünd<br />

weiß die Arme und das Herz des Heilandes noch nicht zu finden<br />

und denkt nicht an<strong>der</strong>s als: „Mich hat <strong>der</strong> Herr verlassen; <strong>der</strong> Herr<br />

hat mein vergessen.”Dort liegt ein Kämpfer im harten Streit wi<strong>der</strong><br />

die Sünde und ihren Vater, und wie er sich herumschlage, er kann<br />

die Natter nicht bezwingen, es wachsen ihr neue Köpfe; da sinkt er<br />

hin, <strong>der</strong> arme Streiter, und schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum<br />

verlässest du mich also!”Hier sitzt eine arme Seele in <strong>der</strong> F<strong>ins</strong>ternis<br />

schwerer Anfechtungen, fürchterlicher Zweifel, banger Schreckensgedanken,<br />

daß ihr alle Gebeine erbeben. Sie verzweifelt an ihrem<br />

<strong>Gnade</strong>nstand, verzweifelt an Christus und seiner Liebe, und aus<br />

ihrem Herzen bricht mit Ungestüm die Klage: „Der Herr hat mich<br />

verlassen; <strong>der</strong> Herr hat mein vergessen.”Dort schmachtet ein andrer<br />

im Feuer äußerer Trübsal schon lange, lange Zeit, und <strong>der</strong> Herr<br />

verzieht. Und die Feindin freut sich und spricht: „Wo ist nun dein<br />

Gott?Ünd ach, sein Gott will sich nicht zeigen. Die Füße des Herrn<br />

bleiben in tiefen Wassern, sein Haupt in Wolken verhüllt, daß auch<br />

die Freunde schon anheben zu sagen: „Wärest du fromm, so würde<br />

Gott nicht also über dich kommen.Ünd <strong>der</strong> arme Dul<strong>der</strong> hebt an zu<br />

zagen und jammert: „Der Herr hat mich verlassen.Ünd wie die Ursachen<br />

sonst noch heißen mögen; genug, die Klage: „Der Herr hat<br />

mein vergessen!ïst unter uns, nicht wahr, geliebte <strong>Reich</strong>sgenossen,<br />

in diesem o<strong>der</strong> jenem Herzen ist sie, in <strong>der</strong> o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kammer wird<br />

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