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Dialogue in and between Different Cultures - International ...

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Religiöse Euphemismen im Griechischen und im Deutschen 99<br />

Vorurteilen bee<strong>in</strong>flussten, weniger gebildeten Gesellschaftsgruppen die Begriffe<br />

des magisch-religiösen Bedeutungsfeldes mit e<strong>in</strong>em stärkeren Tabu behaftet.<br />

Doch wie wir sehen werden, stellen Euphemismen von religiösem Charakter<br />

trotz des gesellschaftlichen W<strong>and</strong>els auch heute noch – und trotz der unterschiedlichen<br />

psychologischen und sozialen Ursachen des Tabus sowohl <strong>in</strong> der<br />

griechischen als auch <strong>in</strong> der deutschen Gesellschaft – e<strong>in</strong>en Bereich strengen<br />

Tabus dar.<br />

Das Neugriechische und die griechischen Dialekte werden vorwiegend durch<br />

Beispiele repräsentiert, die Giakoumaki für ihre Dissertation 1 dem Archiv des<br />

Historischen Lexikons der Athener Akademie (1933-1990: B<strong>and</strong> 1-5) entnommen<br />

hat. Die deutschen Beispiele stammen zum Großteil aus der Großen Euphemismus-Datenbank<br />

2 .<br />

Im Folgenden soll jeder der genannten mit dem magisch-religiösen Tabu <strong>in</strong><br />

Zusammenhang stehende Begriff e<strong>in</strong>zeln beh<strong>and</strong>elt werden.<br />

3.1 Gott und allgme<strong>in</strong>ere religiöse Begriffe<br />

Der Gottesbegriff wird von der heutigen Gesellschaft <strong>and</strong>ers erlebt, als dies früher<br />

vor allem <strong>in</strong> den bäuerlichen Gegenden Griechenl<strong>and</strong>s, wo Dialekte gesprochen<br />

wurden, der Fall war. Zum Beispiel wurde Gott <strong>in</strong> Tsakonien und auf der<br />

Halb<strong>in</strong>sel Mani ‘der Unsichtbare’ (αόρατος) genannt, denn nach der Vorstellung<br />

der e<strong>in</strong>fachen Menschen kam, wie Griff<strong>in</strong> (1985:32) und Welter (1956:500ff)<br />

betonen, bereits die Namensnennung e<strong>in</strong>er Hybris gleich, die den Zorn und die<br />

Strafe Gottes heraufbeschwören konnte.<br />

Heute begegnen die Menschen Gott weder <strong>in</strong> Griechenl<strong>and</strong> noch <strong>in</strong> Deutschl<strong>and</strong><br />

mit Angst, sondern eher mit Frömmigkeit, Verehrung und spontanen<br />

religiösen Gefühlen, me<strong>in</strong>t Galli de Paratesi (1964:120). Für ihre Ehrfurcht vor<br />

Gott spricht auch die Tatsache, dass, während <strong>and</strong>ere Begriffe aus dem magischreligiösen<br />

Bereich, wie wir weiter unten sehen werden, auf humoristische Weise<br />

ersetzt werden, dies <strong>in</strong> Bezug auf Gott nicht der Fall ist.<br />

Die Rolle, die die Metonymie für den euphemistischen Ersatz e<strong>in</strong>es Begriffes<br />

durch e<strong>in</strong>en <strong>and</strong>eren spielt, kommt klar zum Vorsche<strong>in</strong>, wenn das Wort ‘Gott’<br />

durch e<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Eigenschaften ersetzt wird:<br />

Griechische Euphemismen für ‘Gott’:<br />

– ο βασιλιάς των ουρανών (“Himmelskönig”), το υπέρτατο ον (“höchstes<br />

Wesen”), Πατέρας (“Vater”), Παντοκράτωρ (“Allherrscher”), Παντοδύναμος<br />

(“Allmächtiger”), Μεγαλοδύναμος (“Großmächtiger”), ο Ύψιστος (“der<br />

Höchste”), Πλάστης (“Schöpfer”)<br />

1 Ευφημισμός: Γλωσσική προσέγγιση [Euphemismus: Sprachliche Annäherung].<br />

2 http://euphemismen.de

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