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Dialogue in and between Different Cultures - International ...

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Der Sprechakt des Kompliments 19<br />

als auch bei der Beziehungspflege essentiell. Holmes (1987:499) schreibt daher<br />

auch: “the most obvious function compliments serve is to oil the social wheel”. Ist<br />

die soziale Beziehung bereits etabliert, f<strong>in</strong>den sich Komplimente meist zu<br />

Gesprächsbeg<strong>in</strong>n, um zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e positive Atmosphäre zu schaffen und zum<br />

<strong>and</strong>eren den Weg zu e<strong>in</strong>er verstärkten Kooperationsbereitschaft zu ebnen.<br />

5. Der Status von Komplimenten<br />

Wie oben bereits angesprochen, kann bei e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren face-Konzeption e<strong>in</strong><br />

Kompliment jedoch auch e<strong>in</strong>e negative <strong>in</strong>nere Reaktion auslösen oder gar e<strong>in</strong>e<br />

Gesichtsverletzung darstellen. Ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kultur der Wunsch nach Unabhängigkeit<br />

(negative face) besonders groß, der nach E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und Solidarität (positive<br />

face) demzufolge sehr ger<strong>in</strong>g, möchten Individuen dieser Kultur ihre eigenen<br />

Leistungen meist nicht kommentiert haben. Ihre Unabhängigkeit wird durch das<br />

Kompliment e<strong>in</strong>geschränkt (vgl. Holmes 1987:448).<br />

Ferner gibt es Kulturen, <strong>in</strong> denen der kulturelle Kodex es verlangt,<br />

komplimentierte Gegenstände an den Komplimentäußerer zu verschenken. Dies<br />

trifft z.B. auf die samoanische Kultur zu (vgl. Holmes 1988:449). Dort (ebenda)<br />

wird folgendes Beispiel aufgeführt:<br />

(1) Komplimentverhalten <strong>in</strong> der samoanischen Kultur<br />

Komplimentäußerer: Was für e<strong>in</strong>e außergewöhnliche Kette. Sie ist<br />

wunderschön.<br />

Komplimentierter: Bitte nehmen Sie sie!<br />

Daneben gibt es Kulturen, die e<strong>in</strong> ausgewogenes Verhältnis von Komplimenten<br />

fordern (sog. debt-sensitive-cultures, vgl. Brown & Lev<strong>in</strong>son 1987:247). Auch<br />

hier kann das Äußern e<strong>in</strong>es Kompliments als Gesichtsbedrohung gewertet<br />

werden, wenn der Empfänger des Kompliments sich genötigt sieht, das Kompliment<br />

zu erwidern.<br />

Grundlegend für den Status von Komplimenten ist folglich die <strong>in</strong> der<br />

E<strong>in</strong>leitung erwähnte kulturelle Prägung der Sprecher und Sprecher<strong>in</strong>nen. Je nach<br />

den Normen und Werten des menschlichen Mite<strong>in</strong><strong>and</strong>ers differenziert auch der<br />

Umgang mit Komplimenten (vgl. Raible 1987:164). Sie können demnach e<strong>in</strong>e<br />

übliche (positive) Höflichkeitsstrategie se<strong>in</strong>, aber auch e<strong>in</strong>e mögliche Gesichtsverletzung.<br />

Der Wert oder Status e<strong>in</strong>es Kompliments kann also auf e<strong>in</strong>em<br />

Kont<strong>in</strong>uum mit den Polen ‘übliche, notwendige sprachliche Äußerung’ (Kamerun,<br />

Arabische Länder, Spanien) bis h<strong>in</strong> zu ‘gesichtsbedrohendem Sprechakt’ (Samoa,<br />

Japan) angeordnet werden. Probst (2003:215) formuliert:<br />

Jeder Sprechakt spiegelt die zur jeweiligen Kultur gehörenden Normen und Werte<br />

wider. Komplimente s<strong>in</strong>d dementsprechend Spiegel der kulturellen Werte aufgrund ihrer<br />

Eigenschaft als Urteil bzw. als Ausdruck der Anerkennung e<strong>in</strong>es mit dem Adressaten im<br />

E<strong>in</strong>klang stehenden Aspekts.

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