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Dialogue in and between Different Cultures - International ...

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Der Sprechakt der Entschuldigung im Deutschen und im Russischen 37<br />

setzt s<strong>in</strong>d, erhalten bleiben und gepflegt werden können, bedienen sich die<br />

Interaktanten/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Reihe von Gesichtswahrungsstrategien. Diese fasst<br />

Goffman unter dem Begriff face-work zusammen, übersetzt als “Imagearbeit”<br />

(Holly 2001:25) oder “Beziehungs- bzw. Partnerarbeit” (Held 1995:65). Imagearbeit<br />

hat e<strong>in</strong>en “stabilisierenden und e<strong>in</strong>en dynamischen” Aspekt. Unter Stabilisierung<br />

ist die Festigung der existierenden Beziehung zu verstehen. Mit<br />

‘Dynamik’ wird die Tatsache geme<strong>in</strong>t, dass die Beziehungen im Kommunikationsprozess<br />

durch e<strong>in</strong>e gezielte Imagearbeit modifiziert und neu def<strong>in</strong>iert werden<br />

können (vgl. Holly 2001:26, Erndl 1998:13). Imagearbeit ist vorwiegend konventionalisiert<br />

und besteht aus “Interaktionsritualen” –“immer wiederkehrenden<br />

Beziehungs- bzw. Verhaltensmustern”, <strong>in</strong> Goffmans Def<strong>in</strong>ition “konventionalisierten<br />

H<strong>and</strong>lungen gegenseitiger Wertschätzung” (zit. nach Held 1995:65). Die<br />

Rout<strong>in</strong>en erleichtern die Gestaltung des Beziehungsaspekts, <strong>in</strong>dem man sie<br />

unreflektiert verwenden und sich dabei auf das eigentliche Anliegen des<br />

Gesprächs konzentrieren kann (vgl. Holly 2001:27). Interaktionsrituale s<strong>in</strong>d an<br />

den makrostrukturellen Kategorien wie Status, Distanz, Rolle ausgerichtet (vgl.<br />

Holly 2001:28).<br />

Brown & Lev<strong>in</strong>son (1987) gehen vom Goffmanschen Konzept der Höflichkeit<br />

aus und arbeiten mit den Konzepten positive und negative face. Das positive<br />

Gesicht bezeichnet dabei “den Wunsch des Individuums, grundsätzlich anerkannt,<br />

geschätzt und unterstützt zu werden”, das negative dagegen “das Bedürfnis, das<br />

eigene Territorium, den persönlichen H<strong>and</strong>lungsspielraum, so wenig wie möglich<br />

e<strong>in</strong>schränken zu lassen” (Lüger 2001:6). Bei e<strong>in</strong>em Verhalten des Kommunikationsteilnehmenden,<br />

das auf Respektierung des ersten Wunsches des Gegenübers<br />

schließen lässt, spricht man von ‘positiver Höflichkeit’. Sie äußert sich<br />

dar<strong>in</strong>, dass man aktiv “Sympathie, Aufmerksamkeit und Neugierde für den<br />

<strong>and</strong>eren zeigt” (We<strong>in</strong>rich zit. nach Langner 1994:26). Der Begriff der ‘negativen<br />

Höflichkeit’ soll im Folgenden etwas ausführlicher dargestellt werden. Je nachdem,<br />

ob die Sprechakte das Gesicht der Kommunikationsteilnehmenden schützen<br />

oder bedrohen, werden sie <strong>in</strong> Anlehnung an Brown & Lev<strong>in</strong>son <strong>in</strong> ‘gesichtsbedrohende’<br />

(face threaten<strong>in</strong>g acts) und ‘gesichtsbeschützende’ oder ‘gesichtswahrende<br />

bzw. -stärkende’ Akte (face sav<strong>in</strong>g acts) klassifiziert (vgl. Meibauer<br />

1999:114, Lüger 2001:6). Die Ausführung von H<strong>and</strong>lungen der ersten Kategorie<br />

steht dem face grundsätzlich entgegen, weil sie den Spielraum des Individuums<br />

bzw. se<strong>in</strong> Bedürfnis nach H<strong>and</strong>lungsfreiheit e<strong>in</strong>engen. Aus diesem Grunde<br />

bedürfen solche H<strong>and</strong>lungen der sog. Abschwächungs- oder Vermeidungsstrategien,<br />

e<strong>in</strong>er Art “strategischer Bearbeitung, um die sozialen Identitäten oder<br />

faces und damit die kommunikative Beziehung nicht zu gefährden” (Held<br />

1995:74). Diese ‘Bearbeitung’ macht <strong>in</strong> der Theorie von Brown & Lev<strong>in</strong>son den<br />

S<strong>in</strong>n negativer Höflichkeit aus.<br />

Deutlicher noch als bei Leech wird Höflichkeit damit als subjektiver Kalkulationsprozess<br />

dargestellt, der von bestimmten pragmatischen Konstellationen und vor allem<br />

von den damit verbundenen Zielen des Sprechers abhängig ist (Held 1995:75).

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