Dialogue in and between Different Cultures - International ...
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Der Sprechakt der Entschuldigung im Deutschen und im Russischen 35<br />
weitere mögliche Ursache für die <strong>in</strong>direkte Sprechweise an, nämlich den<br />
spielerischen Umgang mit der Sprache und Illokutionen, den manche Sprecher/<br />
<strong>in</strong>nen bevorzugt praktizieren (2004:216).<br />
Die Interkulturelle Pragmatik hat durch die Analyse bestimmter Sprechakte <strong>in</strong><br />
unterschiedlichen Kulturen gezeigt, dass deren Realisierung kulturspezifischen<br />
Normen unterliegt. Das hängt damit zusammen, dass wichtige Faktoren, die die<br />
pragmatische Komponente des H<strong>and</strong>elns determ<strong>in</strong>ieren wie z.B. soziale Macht,<br />
Distanz sowie Rechte und Pflichten, <strong>in</strong> verschiedenen Kulturen unterschiedlich<br />
gewichtet s<strong>in</strong>d (vgl. Nixdorf 2002:23f).<br />
Der monologische Ansatz der Sprechakttheorie wurde von Hundsnurscher<br />
(1981) zu e<strong>in</strong>em dialogischen erweitert, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong>itiative und reaktive Sprechakt<br />
geme<strong>in</strong>sam analysiert werden. Dieses Modell e<strong>in</strong>er sprechakttheoretischen Dialoggrammatik<br />
wurde von Weig<strong>and</strong> (2003) zu e<strong>in</strong>em genu<strong>in</strong> dialoggrammatischen<br />
Ansatz ausgebaut, der auf der funktionalen Interdependenz von <strong>in</strong>itiativem und<br />
reaktivem Sprechakt beruht. Der Ausbau des monologischen Ansatzes der<br />
Sprechakttheorie zu e<strong>in</strong>em dialogischen f<strong>and</strong> auch E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die konkrete<br />
kulturkontrastive Sprechaktforschung (z.B. Cho 2006, Gre<strong>in</strong> 2007), <strong>in</strong> der man<br />
mit m<strong>in</strong>imalen H<strong>and</strong>lungsspielen operiert.<br />
3. Konversationsmaximen nach Grice und Leech<br />
Grice (1975) ist der Frage nach den Funktionsbed<strong>in</strong>gungen der Kommunikation<br />
nachgegangen. Er geht von der Prämisse aus, dass e<strong>in</strong>e generelle Bereitschaft zur<br />
Kooperation für die rationale Kommunikation unabd<strong>in</strong>gbar ist und erhebt sie zu<br />
e<strong>in</strong>em grundlegenden Gesprächspr<strong>in</strong>zip. Auf dieser Basis postuliert er vier Arten<br />
sehr allgeme<strong>in</strong>er kooperativer Gesprächgrundlagen für geglückte Kommunikation,<br />
bekannt als Konversationsmaximen: Maximen der Quantität, Qualität, Relevanz<br />
und Modalität (vgl. Meibauer 1999:24f). Demnach nehmen die Kommunikationspartner/<strong>in</strong>nen<br />
unbewusst an, dass ihr Gegenüber kooperativ, <strong>in</strong>formativ<br />
und ehrlich ist, zum Thema spricht und sich klar ausdrückt. Das hilft ihnen z.B.<br />
das sche<strong>in</strong>bar nicht zum Thema Gesagte nicht als Verletzung der Relevanzmaxime,<br />
sondern möglicherweise als metaphorisches Sprechen zu <strong>in</strong>terpretieren<br />
und so den eigentlichen S<strong>in</strong>n der Äußerung zu erkennen.<br />
Das Erschließen des eigentlichen S<strong>in</strong>ns der sprachlichen H<strong>and</strong>lung resultierend<br />
aus der wörtlichen Bedeutung unter Berücksichtigung der konkreten<br />
Gesprächssituation bzw. Kontextes nennt Grice ‘konversationelle Implikatur’<br />
(vgl. Holly 2001:7, Meibauer 1999:26). Bei Formen des uneigentlichen Sprechens<br />
wie Ironie kann die Äußerung nur mit Hilfe von konversationeller Implikatur<br />
verst<strong>and</strong>en werden (Holly 2001:17). Mit dem Begriff ‘Implikatur’ wird also<br />
versucht zwischen semantischen und pragmatischen Aspekten der Bedeutung zu<br />
unterscheiden (vgl. Meibauer 1999:40). Nachteil der Griceschen Theorie ist<br />
jedoch, dass die von ihm aufgestellten Maxime das Phänomen der <strong>in</strong>direkten<br />
Sprechakte nicht erklären können. Die Übertretung der Griceschen Maximen