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Dialogue in and between Different Cultures - International ...

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Deutsche Euphemismen:<br />

Religiöse Euphemismen im Griechischen und im Deutschen 105<br />

– Geisteskrankheit: Bouffée delirante, Borderl<strong>in</strong>e, Absence<br />

– Beh<strong>in</strong>derung: H<strong>and</strong>icap<br />

Auch Ausdrücke aus der Verwaltungssprache eignen sich wegen des Fehlens<br />

emotionaler Färbungen als Euphemismen für Begriffe im Zusammenhang mit<br />

Krankheit.<br />

Neugriechische Euphemismen<br />

– Beh<strong>in</strong>derte: άτομα με ειδικές ανάγκες (“Personen mit besonderen Bedürfnissen”),<br />

άτομα με μειωμένη κινητικότητα (“Personen mit verm<strong>in</strong>derter<br />

Beweglichkeit”)<br />

Deutsche Euphemismen<br />

– Schule für Beh<strong>in</strong>derte: Sonderschule, Schule für K<strong>in</strong>der mit besonderem<br />

Förderbedarf<br />

– Beh<strong>in</strong>derte: K<strong>in</strong>der mit sonderpädagogischem Förderbedarf, motorisch/visuell<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte Menschen<br />

Den genannten ‘gelehrten’ Formen des Euphemismus begegnet man vor allem <strong>in</strong><br />

der Sprache ‘gebildeter’ Menschen, da diese sie nach Griff<strong>in</strong> (1985:32-43) als von<br />

höherem Niveau, weniger abgenutzt und der Verfe<strong>in</strong>erung der Sprache förderlich<br />

empf<strong>in</strong>den.<br />

Doch auch <strong>in</strong> der Alltagssprache und vor allem <strong>in</strong> der Umgangssprache treten<br />

gerade im Deutschen Euphemismenbildungen auf. Als Tabu gelten heute<br />

unheilbare und ansteckende Krankheiten wie Krebs, AIDS, Geschlechts- und<br />

Geisteskrankheiten. Diese werden voraussichtlich so lange tabuisiert bleiben, bis<br />

e<strong>in</strong>e Medikation vorh<strong>and</strong>en ist. So war ‘Tuberkulose’ nur solange e<strong>in</strong> tabuisierter<br />

Begriff bis die Krankheit heilbar war.<br />

Im heutigen Griechisch wird oft das Hyperonym αρρώστια (“Krankheit”)<br />

bzw. κακιά αρρώστια (“böse Krankheit”) verwendet, um die schon genannten <strong>in</strong><br />

unserer Zeit nach der gesellschaftlichen Auffassung tabuisierten Krankheiten zu<br />

umschreiben. Die Nichterwähnung der Art der Krankheit hat abwehrenden<br />

Charakter. E<strong>in</strong>ige Sprecher und Sprecher<strong>in</strong>nen des Neugriechischen vermeiden<br />

die Benennung auch aus psychologischen Gründen oder weil sie nicht möchten,<br />

dass ihre Krankheit bekannt wird. Sie verallgeme<strong>in</strong>ern also: κάτι έχω (“ich habe<br />

etwas”), έχω μία ενόχληση (“ich habe e<strong>in</strong>e Beschwerde”), είμαι υπό ιατρική<br />

παρακολούθηση (“ich b<strong>in</strong> unter ärztlicher Aufsicht”). Im Deutschen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang Phrasen wie ‘nicht auf dem Damm se<strong>in</strong>’, ‘nicht auf dem<br />

Posten se<strong>in</strong>’, ‘nicht auf der Höhe se<strong>in</strong>’ üblich.<br />

Sowohl im Bereich des Dialekts (τον άγγιξε = “es hat ihn berührt” oder είναι<br />

αρπαγμένος = “er ist erwischt”, mit der Bedeutung ‘er ist verrückt geworden’) als<br />

auch <strong>in</strong> der neugriechischen St<strong>and</strong>ardsprache (την άρπαξε = “er hat sie erwischt”<br />

statt ‘er ist an e<strong>in</strong>er ansteckenden Krankheit erkrankt’) kann man nach Giakumaki

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