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Dialogue in and between Different Cultures - International ...

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Religiöse Euphemismen im Griechischen und im Deutschen 103<br />

Solche Euphemismen gehen auf gesellschaftliche Konventionen zurück, denen<br />

zufolge grobe und unhöfliche Charakterisierungen als nicht akzeptabel gelten.<br />

Diese Wendungen, die mildernd wirken sollen, werden mit der Absicht e<strong>in</strong>es<br />

besseren und höflicheren Verhaltens gebraucht und zeigen auch nach Leech<br />

(1983:102) e<strong>in</strong>e Tendenz zu Scherz und Ironie, da sie absurd s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e <strong>and</strong>ere<br />

Wirklichkeit verhüllen.<br />

3.3 Tiere<br />

Das auf Tiere bezogene magisch-religiöse Tabu war lange Zeit sehr ausgeprägt.<br />

Nach Emenau (1948:56-63) galt das Tabu für solche Tiere, die zu e<strong>in</strong>er Gottheit<br />

oder e<strong>in</strong>em Kult <strong>in</strong> Beziehung gesetzt wurden. Meillet (1926:285) bezeugte das<br />

Tabu für Beutetiere des Menschen und nach Smal-Stocki (zit. <strong>in</strong> Paratesi<br />

1964:124) betraf es Tiere, die dem Menschen Schaden verursachten. In den<br />

ländlichen Gebieten Griechenl<strong>and</strong>s nannte man etwa Mäuse κουφά (“die<br />

Tauben”) oder αχαλίνωτα (“die Ungezügelten”).<br />

Was auch immer <strong>in</strong> der Vergangenheit die Beweggründe, religiöser oder<br />

psychologischer Natur, für e<strong>in</strong> euphemistisches Ersetzen bestimmter Tiernamen<br />

gewesen se<strong>in</strong> mögen – heute kann man me<strong>in</strong>es Erachtens davon ausgehen, dass<br />

religiöse Gründe ke<strong>in</strong>e Rolle mehr spielen. Die Furcht vor oder die Bewunderung<br />

von bestimmten Tieren ist jedoch auch heute noch vorh<strong>and</strong>en:<br />

Griechische Euphemismen:<br />

– Löwe: ο βασιλιάς των ζώων (“der König der Tiere”)<br />

– Hai: ο άρχοντας της θάλασσας (“der Herr des Meeres”)<br />

– Hund: ο πιστός φίλος του ανθρώπου (“der treue Freund des Menschen”)<br />

Deutsche Euphemismen:<br />

– Löwe: der König der Tiere<br />

– Hai: Räuber der Meere<br />

– Hund: der beste Freund des Menschen<br />

3.4 Krankheiten<br />

Zusammen mit dem Begriff ‘Tod’ weist das Themengebiet ‘Krankheit’ nach<br />

Johnson und Murray (1985:151) im Vergleich zu den übrigen Begriffen aus dem<br />

magisch-religiösen Bereich e<strong>in</strong>e besonders hohe Häufigkeit an Euphemismenbildungen<br />

auf. Dies kann an der Tatsache liegen, dass sich der Mensch nie mit<br />

Krankheit, körperlichem Verfall und Tod abf<strong>in</strong>den konnte oder abf<strong>in</strong>den wird.<br />

Alle Menschen betrachten Krankheit mit Furcht und Vorurteilen. Die<br />

Euphemismen, die die dazugehörigen Tabubegriffe ersetzen, entspr<strong>in</strong>gen daher<br />

sowohl der gelehrten, der Alltags- sowie der volkstümlichen Sprache.

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