The Oder Estuary - IOW
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1 Einleitung<br />
Seit jeher sind Gewässer Brennpunkte menschlicher Aktivitäten. Mit der Intensivierung der<br />
Gewässernutzung im letzten Jahrhundert wurde jedoch das natürliche Potential dieser Systeme<br />
vielfach überlastet. Eine Abwägung der verschiedenen Nutzungsinteressen und der Bedeutung von<br />
Gewässern als Ökosysteme ist dringend notwendig, um eine weitere Degradierung zu vermeiden.<br />
Die administrative Zerstückelung des Gewässernetzes war lange das Haupthindernis für eine solche<br />
nachhaltige Gewässernutzung- und bewirtschaftung. Die vom Europäischen Parlament und vom<br />
Rat der Europäischen Union erlassene Richtlinie 2000/60/EG zur Schaffung eines<br />
Ordnungsrahmens für die Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik fordert,<br />
dieses Hindernis durch eine einzugsgebietsorientierte Betrachtungsweise zu überwinden. Still- und<br />
Fließgewässer, sowie die sich anschließenden Küstengewässer werden als Teil eines<br />
Gesamtsystems betrachtet. Ziel der Richtlinie ist es, für alle europäischen Gewässer einen ‚guten<br />
Zustand’ zu erreichen.<br />
Mit der Einführung der Wasserrahmenrichtlinie steigen auch die Anforderungen an die<br />
Gewässerüberwachung. Anhand der im Gewässer erfassten Biozönose sollen<br />
Monitoringprogramme den Ist-Zustand eines Gewässers abbilden, Hinweise auf erforderliche<br />
Maßnahmen zu Erhaltung oder Verbesserung des Zustandes geben und schließlich den Erfolg oder<br />
Misserfolg der eingeleiteten Maßnahmen dokumentieren. Um dem ökosystemorientierten Ansatz<br />
der Richtlinie gerecht zu werden, sind die Mitgliedstaaten aufgefordert, grenzüberschreitende<br />
Gewässersysteme gemeinsam zu bewerten und zu überwachen.<br />
Das <strong>Oder</strong>haff ist gleich in zweierlei Hinsicht grenzüberschreitend.<br />
Zum einen ist ein Küstengewässer schon per Definition an der Grenze zwischen Meer und Land<br />
angesiedelt. Dies führt dazu, das solche Gewässer sowohl von Limnologen als auch von<br />
Meeresbiologen als Randerscheinung betrachtet werden. In Büchern beider Disziplinen ist dem<br />
Küstengewässer stets ein Extrakapitel gewidmet, im übrigen Werk finden sie jedoch lediglich als<br />
Ausnahme Erwähnung. Zum anderen ist das Haff durch die deutsch-polnische Grenze administrativ<br />
zweigeteilt: In der Vergangenheit wurde zwar durchaus das polnische ‚Wielki Zalew’ (Großes<br />
Haff) oder das deutsche ‚Kleine Haff’ (Maly Zalew), selten aber das ‚<strong>Oder</strong>haff’ untersucht.<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, die Makrofauna dieses Grenzgewässers zu untersuchen und, basierend auf<br />
den Untersuchungsergebnissen, Vorschläge für die Gestaltung eines deutsch-polnischen<br />
Makrozoobenthos-Monitorings im gesamten Haff zu erarbeiten. Der Schwerpunkt der eigenen<br />
Untersuchungen liegt dabei in der unmittelbaren Uferregion des Haffs; zur Beschreibung des<br />
Gesamtgewässers werden eine Reihe anderer Arbeiten herangezogen. Es werden folgende konkrete<br />
Fragestellungen bearbeitet:<br />
Wie sieht die Makrozoobenthosbesiedlung des <strong>Oder</strong>haffs aus und welche Faktoren steuern die<br />
Besiedlung?<br />
Hat sich die Besiedlung seit Beginn der wissenschaftlichen Untersuchung des Haffs verändert und<br />
welche Faktoren waren dafür verantwortlich?<br />
Wie sollte nach den Ergebnissen der eigenen Untersuchungen und unter Zuhilfenahme früherer<br />
Arbeiten ein Monitoringprogramm für Makrozoobenthos im <strong>Oder</strong>haff aussehen, das den<br />
Ansprüchen der EU-Wasserrahmenrichtlinie genügt?<br />
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