The Oder Estuary - IOW
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6 Diskussion<br />
6.1 Taxalisten<br />
Im <strong>Oder</strong>haff überschneidet sich ein marines System, das Brackwassermeer der Ostsee, mit einem<br />
limnischen System, dem <strong>Oder</strong>einzugsgebiet. Die Fauna des Haffs setzt sich demnach aus<br />
Ostseeformen (die meist ursprünglich in der Nordsee beheimatet sind) und limnischen<br />
Einwanderern aus der <strong>Oder</strong> und anderen Süßwasserzuflüssen zusammen. Der niedrige Salzgehalt<br />
von im langjährigen Mittel etwa 1 bis 2 ‰ verschiebt das Spektrum auf die Seite der<br />
Süßwasserarten, die den größten Teil der Benthosfauna ausmachen. Es können sich jedoch nur<br />
Arten dauerhaft etablieren, die die gesamte Spanne der Salinität von nahe 0 ‰ bis zu 6 ‰<br />
tolerieren. Die große Schwankungsbreite dieses Parameters, der nach REMANE & SCHLIEPER<br />
(1971) für die Makrofauna als Superfaktor zu betrachten ist, führt denn auch dazu, dass das<br />
<strong>Oder</strong>haff als Küstengewässer deutlich weniger Arten beherbergt als die angrenzende <strong>Oder</strong>.<br />
Während in dieser Untersuchung 63 Taxa für das Haff nachgewiesen wurden, fanden sich bei<br />
Untersuchungen in der unteren <strong>Oder</strong> 92 Taxa (HASTRICH 1992), bei zusätzlicher Betrachtung der<br />
Auengewässer gar bis zu 249 Taxa (SCHMID 1999).<br />
Neben den für viele Organismen schwierigen Salinitätsverhältnissen wirken sich die Folgen der<br />
Eutrophierung äußerst ungünstig auf die Artengemeinschaft aus. Insbesondere in den tieferen<br />
Regionen kommt es trotz normalerweise guter Durchmischung des flachen Wasserkörpers<br />
stellenweise zu Sauerstoffdefiziten. Im Untersuchungszeitraum waren im Sommer Extremwerte<br />
von 20 % Sauerstoffsättigung in Grundnähe zu beobachten. Solche Defizitsituationen sind für die<br />
meisten Organismen kaum zu ertragen, was die Besiedlung der schlickigen Tiefen des Haffs auf<br />
wenige Gruppen beschränkt.<br />
6.1.1 Stetige Taxa des Sediments<br />
Dominante taxonomische Gruppe im Sediment des Haffs sind die Dipteren (Chironomidae).<br />
Chironomiden gehören zu dem am weitesten verbreiten und auch artenreichsten Insekten<br />
mitteleuropäischer Gewässer (über 1000 Arten sind bekannt), lassen sich jedoch sehr schwer<br />
bestimmen, weshalb die Bestimmung in dieser Arbeit meist nur bis zur Unterfamilie bzw. bis zur<br />
Ordnung erfolgte. Häufigste Unterfamilie sind die Chironomini, die im Allgemeinen als<br />
Sandbesiedler einzuordnen sind (GRZYBKOWSKA 1991 in BLFW (ed.) 1996) und sich auch in den<br />
Sedimenten von Seen und größeren Fließgewässern finden. Eine hohe Toleranz bezüglich der<br />
ungünstigen Sauerstoffversorgung im Sediment eutropher Gewässern weisen dabei die Tiere der<br />
Chironomus plumosus-Gruppe auf; nach MEYER (1987) und REICHHOLF-RIEHM (1984) (beide in<br />
BLFW (ed.) 1996) sind sie daher häufig in den schlickigen Sedimenten organisch stark belasteter<br />
Gewässer zu finden. Im <strong>Oder</strong>haff wurde diese Gruppe vorwiegend während der Transektfahrt<br />
gefunden, insbesondere in den landfernen Schlickproben war sie als eins der wenigen Taxa sehr<br />
individuenreich vertreten.<br />
Neben den Chironomiden erwiesen sich die Oligochaeten als häufige Gruppe in den Sedimenten<br />
des Haffs. Das mit Abstand häufigste Taxon war hier Limnodrilus sp., wobei als<br />
Brackwasserbesiedler vor allem die Art Limnodrilus hoffmeisteri bekannt ist, die auch in früheren<br />
Untersuchungen als häufiger Oligochaet im Haff bestimmt wurde (HENSEL 1994, LEWIN 1998,<br />
GIZINSKI et. al. 1980). Da diese Art Mischsubstrate aus Schlick und Sand bevorzugt (WACHS 1968,<br />
MOOG et. al. 1991 in BLFW (ed.) 1996) wird sie in den tieferen, rein schlickigen Regionen des<br />
Haffs durch andere Tubificiden ersetzt. Während in dieser Arbeit die Tubificiden nicht weiter<br />
bestimmt wurden, gab GIZINSKI et al. (1980) für die schlickigen Tiefen des Haff eine Dominanz