The Oder Estuary - IOW
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Mecklenburg-Vorpommern erfolgte prompt und es wurde in einem offenen Brief entschieden auf<br />
Widerruf gedrängt. Der ADAC dementierte umgehend (ADAC 24.08.98). Dieses Ereignis ging<br />
maßgeblich durch die Presse in Mecklenburg-Vorpommern: NORDKURIER 22.08.98, NORDKURIER<br />
24.08.98, OSTSEEZEITUNG 24.08.98a, OSTSEEZEITUNG 24.08.98b, OSTSEEZEITUNG 25.08.98,<br />
NORDDEUTSCHE NEUESTE NACHRICHTEN 24.08.98 und SCHWERINER VOLKSZEITUNG 24.08.98.<br />
Offenbar gibt es von Seiten des Tourismusverbands eine berechtigte Sorge über Pressemeldungen<br />
bezüglich Algenblüten oder schlechter Wasserqualität, die das Image einer Urlaubsregion<br />
nachhaltig schädigen können Ähnliches konnte für Rügen beobachtet werden: OSTSEEZEITUNG<br />
13.06.91, OSTSEEZEITUNG 26.05.98 und SCHWERINER VOLKSZEITUNG 23.05.98.<br />
7.5 Die Eignung der Badewasserbewertungssysteme<br />
Nachdem gezeigt wurde, nach welchen Gesichtspunkten Urlauber Wasserqualität bemessen, soll<br />
verglichen werden, inwieweit die zurzeit geltenden Bewertungsmaßstäbe und Kriterien mit den<br />
subjektiven Bewertungsmaßstäben der Touristen übereinstimmen.<br />
Die EU-Badewasserqualitätsrichtlinie fokussiert auf Aspekte der Wasserhygiene. Sie bezieht sich<br />
in der Hauptsache auf Merkmale, die rein optisch nicht erfassbar sind, während Touristen<br />
Wasserqualität in erster Linie nach optischen Gesichtspunkten bemessen. Hier werden große<br />
Unterschiede deutlich. Das Ziel der EU-Badewasserqualitätsrichtlinie ist es, Orte guter<br />
Badewasserqualität aufzuzeigen. Es ist zu bezweifeln, dass eine Badestelle, die als gut bzw. sehr<br />
gut ausgewiesen ist, als solche von den Touristen auch immer anerkannt wird. Als ein Beispiel sei<br />
das Stettiner Haff mit seinen offensichtlichen Wasserqualitätsproblemen aufgeführt. Nach der Hot-<br />
Spot-Liste der Helsinkikommission gehört das Stettiner Haff zu einem der am stärksten belasteten<br />
Gewässer im Ostseeraum (HELCOM 1993). Obwohl das Stettiner Haff eine deutlich höhere<br />
Trophiestufe als die offene Ostsee vor Usedom und wesentlich ausgeprägtere Algenblüten aufweist<br />
und durch den Zufluss der <strong>Oder</strong> mit Nähr- und Schadstoffen stark belastet wird, erfährt es nach der<br />
EU-Badewasserqualitätsrichtlinie größtenteils die gleiche Beurteilung wie die offene Ostsee.<br />
Insgesamt werden am Stettiner Haff vier Stellen beprobt, von denen 2001 drei mit „sehr gut“ und<br />
eine mit „gut“ bewertet wurde. An der Ostseeseite auf Usedom liegen insgesamt 13<br />
Beprobungsstellen vor, die im selben Jahr alle die Note „sehr gut“ erhielten. Wie die<br />
Befragungsergebnisse allerdings zeigen, wird die unterschiedliche Wasserqualität von den<br />
Touristen wahrgenommen; die Bewertung der Wasserqualität des Stettiner Haffs fällt deutlich<br />
schlechter aus (siehe Abb. 6.1.3 und Abb. 6.1.10). Von daher stellt sich die Frage, inwieweit die<br />
EU-Badewasserqualitätsrichtlinie überhaupt für ihren ursprünglichen Zweck geeignet ist oder ob<br />
sie einer Modifizierung bzw. Ergänzung bedarf.<br />
Wie Tabelle 7.5.1 zeigt, weisen – bemessen nach der EU-Richtlinie 76/160 EWG - fast alle<br />
Badegewässer in der EU eine „sehr gute“ bzw. „gute“ Wasserqualität“ auf. Dies verdeutlicht, dass,<br />
die Aussagekraft dieses Bewertungsmaßstabes sehr fraglich ist. Allein die undifferenzierte<br />
Abstufung der EU-Klassifizierung der Badegewässerqualität ruft Skepsis hervor. In eigenen<br />
Worten ausgedrückt gibt es für die Beurteilung der Wasserqualität nur die Klassen /Beurteilungen<br />
„sehr gut“, „gut“, „ungenügend“ und „Badeverbot / Strandsperrung“ sowie „nicht ausreichend<br />
häufig beprobt“. Dies sind letztendlich nur vier Qualitätsklassen, da sich eine Klasse auf die<br />
Beprobungshäufigkeit bezieht. Es müssen schon massive Umweltqualitätsprobleme auftreten, die<br />
zur schlechten Beurteilung des Wassers oder gar zur Sperrung von Stränden führen. NELSON &<br />
WILLIAMS (1997) zweifeln ebenfalls die Aussagekraft der Richtlinie an. Es wäre wünschenswert,<br />
mehrere, ausdifferenziertere Klassen für die Einteilung der Qualität der Badegewässer, zusätzliche<br />
Parameter zur Bewertung und strengere Richt- und Grenzwerte zu entwickeln.