The Oder Estuary - IOW
The Oder Estuary - IOW
The Oder Estuary - IOW
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
218<br />
6 Zusammenfassung<br />
In dieser Arbeit war von Interesse, wie sich der künstlich angelegte Schifffahrtskanal, der das<br />
<strong>Oder</strong>haff durchquert, auf die Eigenschaften und Funktionen des Haffs in Bezug auf den<br />
Stoffhaushalt auswirkt.<br />
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurden Sedimentproben aus dem Kanal untersucht,<br />
Modellierungen mit dem Simulationsmodell FEMFLOW2D durchgeführt und bereits vorhandenes<br />
Datenmaterial über das <strong>Oder</strong>haff ausgewertet.<br />
Die Untersuchungen der Sedimentproben auf ihre Zusammensetzung haben ergeben, dass sich im<br />
Kanal vorrangig schlickiges Material ablagert, dass reich an organischen Bestandteilen ist und<br />
große Nähr- und Schadstoffmengen enthält. Durch die Analyse der Sedimentzusammensetzung<br />
waren zum Teil Rückschlüsse auf die Herkunft des Materials möglich. In der Rinne lagert sich<br />
<strong>Oder</strong>fracht, umgelagertes Material aus dem Haff, das dem Durchmischungshorizont entstammt und<br />
verschiedenen Alters ist, sowie aus der Ostsee eingeschwemmtes Material ab. Die allgemeinen<br />
Strömungsverhältnisse, Wind, Schiffsverkehr und ähnliches verursachen Resuspensions- und<br />
Umlagerungsprozesse und bewirken eine zusätzliche Materialdurchmischung im Kanal.<br />
Um die Auswirkungen des Kanals auf das Haff und schließlich auch für die Ostsee beurteilen zu<br />
können, müssen die regelmäßigen Baggerarbeiten mit berücksichtigt werden, die im Kanal<br />
durchgeführt werden, um die Tiefe zu erhalten. Die in dieser Arbeit durchgeführten Berechnungen<br />
zu den stofflichen Inhalten im jährlich entnommenen Baggergut haben gezeigt, dass es sich hierbei<br />
um durchaus relevante Größenordnungen handelt. Ein Vergleich der in den Jahren 1986 bis 2000<br />
durchschnittlich entnommenen Baggergutmenge mit der durchschnittlichen Fracht der <strong>Oder</strong> nach<br />
Berechnungen aus Leipe et al. (1998) haben ergeben, dass knapp 50 % der <strong>Oder</strong>eintragsmenge<br />
durch die Baggerungen entnommen werden. Eine anthropogene Entnahme dieser Größenordnung<br />
sollte bei Berechnungen zu Stoffhaushalt des Haffs und Materialtransportprozessen in die Ostsee<br />
keinenfalls außer Acht gelassen werden. Der Kanal übernimmt durch diese regelmäßigen<br />
Materialentnahmen eine Art Reinigungsfunktion, da unter anderem schadstoffbelastetes Material<br />
aus dem Gewässer entnommen wird und somit nicht mehr in die Ostsee weiter transportiert werden<br />
kann. Auch im Sediment gespeicherte Nährstoffe werden mit dem Baggergut aus dem Gewässer<br />
entnommen. Diese könnten anderenfalls wieder aus dem Sediment freigesetzt werden und sich<br />
entsprechend auf die Trophie des Haffs auswirken. In Zukunft ist weiter ein deutlicher Einfluss des<br />
Kanals auf den Stoffhaushalt des Haffs durch die regelmäßig durchgeführten Baggerungen zu<br />
erwarten. Schon durch die Ausbaggerungen für die Kanalvertiefung und –verbreiterung wird es zur<br />
Entnahme großer Mengen an Sediment kommen, aber auch in der Folgezeit werden<br />
möglicherweise verstärkt regelmäßige Baggerungen nötig sein, um die neue Tiefe von 12,5 m bzw.<br />
14,5 m erhalten zu können.<br />
Die Modellierungen der Strömungsverhältnisse im Haff haben gezeigt, dass nach geplanter<br />
Kanalvertiefung eine Verstärkung des Wasseraustausches zwischen Haff und Ostsee zu erwarten<br />
ist. Dies kann höhere Salzkonzentrationen im <strong>Oder</strong>haff und weiter oderaufwärts nach sich ziehen<br />
und sich auf die chemischen Prozesse im Gewässer auswirken. Eine Veränderungen im gesamten<br />
Stoffhaushalt des <strong>Oder</strong>haffs ist zu erwarten.<br />
Abschließend ist demnach festzustellen, dass der Kanal durch die regelmäßigen Baggerungen und<br />
die Erhöhung des Austausches mit der Ostsee gegenüber Bedingungen ohne künstliche Rinne einen<br />
deutlichen Einfluss auf den Stoffhaushalt des <strong>Oder</strong>haffs hat. Durchaus relevante Mengen an Nähr-<br />
und Schadstoffen werden mit dem Baggergut entnommen und stehen dem Stoffkreislauf des Haffs<br />
nicht weiter zur Verfügung.