jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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HANS-JÖRG KELLNER<br />
Die keltischen Silbermünzen vom „Prager Typus"<br />
(Zur Silberprägung der Boier)<br />
(Tafel 12)<br />
Unlängst wurde der Neufund einer keltischen Silbermünze aus dem<br />
Oppidum auf der Alteburg bei Arnstadt veröffentlicht', deren Fundort<br />
auf den ersten Blick recht abseits des eigentlichen Verbreitungsgebietes<br />
ihres Typus gelegen zu sein scheint. In der Literatur wird die<br />
Gruppe dieser Gepräge auch als „Prager Typus" 2 bezeichnet, was<br />
allein schon auf die Verbreitung in Böhmen hinweist. Die Vorderseite<br />
der Münzen (Tafel 12) zeigt einen stark in Kugeln und Schnörkel aufgelösten<br />
Kopf nach links, wobei einige Striche an den Stirnschutz eines<br />
Helms erinnern; auf der Rückseite befindet sich ein nach rechts springendes<br />
Pferd, von dem besonders der lange, aus mehreren Strichen bestehende<br />
Schweif charakteristisch ist. Eine erste Variante, bei der auf<br />
der Vorderseite der behelmte Kopf nach rechts gerichtet ist, liegt in<br />
vier Exemplaren, nämlich den Nr. 17, 20, 21, 31 der nachfolgenden Zusammenstellung<br />
vor. Schließlich begegnet in einem Falle auch auf der<br />
Rückseite das Pferd nach links bei unserer Nr. 28, worin wir eine<br />
zweite Variante zu sehen haben. Als Vorbilder dieses Typus lassen<br />
sich eindeutig die Nachprägungen römischer Republikdenare mit dem<br />
behelmten Romakopf nach links oder rechts auf der Vs. und einem<br />
Pferd auf der Rs. erkennen, wie sie im östlichen Mittelgallien (besonders<br />
auch im Haeduergebiet) verbreitet hergestellt wurden (vgl. z. B.<br />
de la Tour, Atlas de monnaies gauloises Nr. 5252 oder 5728-5871<br />
oder 8291). Ein Beispiel für die gallischen Vorbilder allgemein sei auf<br />
Tafel 12,b mit einem Quinar mit Häuptlingsnamen abgebildet, ohne<br />
daß natürlich die Ableitung gerade von jener Variante behauptet werden<br />
soll. Diese Prägungen gehen auf den ursprünglichen Grundtyp des<br />
Republikdenars mit dem behelmten Romakopf auf der Vs. und den beiden<br />
nach rechts reitenden Dioskuren auf der Rs. zurück und zwar wegen<br />
der vielen Schnörkel bei den Nachahmungen wohl auf die späteren<br />
Ausgaben mit dem reicher verzierten Helm, wie sie ungefähr ab 175<br />
v. Chr. üblich geworden waren. Auch hierfür sei als Beispiel auf Tafel<br />
12,a der Denar Sydenham 268 wiedergegeben. Wir haben also festzuhalten,<br />
daß es sich bei dem Prager Typus um ein aus dem Westen abzuleitendes<br />
Gepräge handelt.<br />
1 U. Lappe, Neue metallzeitliche Funde von der Alteburg bei Arnstadt, Ausgrabungen<br />
und Funde 9, 1964, 247.<br />
2 Zuletzt K. Castelin, Ein kleiner keltischer Münzfund aus Prag, Mitt. Ost. Num. Ges.<br />
12, 1962, 115.<br />
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