jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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24<br />
Konrad Kraft<br />
war." Die sehr weiblichen Züge und das lange Haar, die bei Raphael<br />
für einen Jüngling an sich natürlich keiner besonderen Erklärung bedürfen,<br />
fügen sich immerhin auch sehr gut in die schon für die Zeit<br />
Raphaels gültige Vermengung von Athenakopf und Alexanderporträt.<br />
Auf der anderen Seite ist kaum anzunehmen, daß Raphael sich für<br />
eine Alkibiadesdarstellung im Rahmen der Philosophenschule an dem<br />
orientierte, was über die kriegerischen Leistungen des Atheners in den<br />
antiken Geschichtswerken zu finden war, sondern an dem, was letzten<br />
Endes aus Platons Dialogen floß. Das kann aber schwerlich auf einen<br />
behelmten Alkibiades geführt haben. Außerdem zeigen die Zeichnungen<br />
in Pyrrho Ligorio's Antiquitates, die Darstellung in Rouille's<br />
Promptuarium (Tafel 2, 11) und Plaketten, daß man sich Alkibiades in<br />
der 1. Hälfte des 16. Jh. nicht als behelmten Krieger, sondern als<br />
Jüngling mit lang herabfallenden Locken vorstellte."<br />
III.<br />
Es konnte folgendes festgestellt werden: Infolge einer aus dem<br />
Mißverständnis der Aufschrift antiker Münzen sich herleitenden Verwechslung<br />
des Athenakopfes mit einem Porträt Alexanders des Großen<br />
haben die Künstler mindestens seit dem Ende des 15. Jh. und insbesondere<br />
im 16. und 17. Jh. regelmäßig den Helm als geradezu unentbehrliches<br />
Kennzeichnungsmittel für den Makedonenkönig verwendet.<br />
Es ist auch kaum zu bezweifeln, daß auf diesem Wege der merkwürdige<br />
Gegensatz zwischen der regelmäßig u n behelmten Alexanderdarstellung<br />
der Antike und der durchgängigen Ausstattung Alexanders<br />
mit Helm in der neueren Kunst zustandekam. Vergegenwärtigt man<br />
sich nun, daß der Archäologe durch seine Kenntnis der bildenden<br />
Werke des 16. und 17. Jh. in irreführender Weise gewissermaßen auf<br />
einen behelmten Alexander präpariert wird und so an die antiken Darstellungen<br />
herantritt, so erscheint es dringlich, gerade die sehr wenigen<br />
für antik geltenden Alexanderbildnisse mit Helm besonders genau in<br />
Augenschein zu nehmen.<br />
Eine Darstellung eines behelmten Alexanders ist freilich von vorneherein<br />
jedem Zweifel enthoben, nämlich der zu Anfang des 3. Jh.<br />
n. Chr. in Makedonien auf Kupfermünzen erscheinende Kopf im attischen<br />
Helm (Tafel 4, 1). 56 Nicht nur die den Münzen aufgeschriebene<br />
54 Vgl. den in Anm. 26 genannten Aufsatz von R. Förster. Zu den Benennungen der<br />
Gestalt (Alkibiades, Xenophon) vgl. P. Feldkeller, Raphaels Freske „Die Philosophie",<br />
genannt die Schule von Athen (Berlin, Verlag Philosophie und Leben,<br />
1957, 87).<br />
" E. Mandowsky and Ch. Mitchell, Pirro Ligorio's Roman Antiquities (1963) 69,<br />
Nr. 74, Taf. 44 a—c. Vgl. auch die mit „Alkibiades" beschriftete Medaille in der<br />
Art des Valerio Belli (gest. 1546) bei E. F. Bange, Die italien. Bronzen der Renaissance,<br />
2. Teil, Reliefs und Plaketten, Nr. 855.<br />
56 H. Gaebler, Die antiken Münzen von Makedonia und Paionia (1906), Taf. 4, 15-17.