jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der behelmte Alexander der Große 23<br />
Nachdem in solcher Weise die Alexanderbenennung für die beiden<br />
Gemälde aus den Darstellungen selbst gesichert ist, erhalten auch die<br />
von V. Ruffo und Ricci für die gleiche Benennung vorgebrachten<br />
äußeren Gründe einen noch gesteigerten Wahrscheinlichkeitsgrad. Die<br />
Einwände von der Chronologie her haben kaum Gewicht. ". Denn<br />
selbstverständlich kann Rembrandt im Jahr 1660 bzw. 1661 auch Gemälde<br />
verkauft haben, die er schon einige Jahre früher anfertigte. Der<br />
zeitliche Abstand ist gerade dann wahrscheinlich, wenn ein Gemälde<br />
angestückt wurde, was deutlich zeigt, daß es nicht ursprünglich für<br />
den Besteller bestimmt war. Ob man die Angabe A. Ruff os, daß der<br />
ursprüngliche Kern des Gemäldes „non piu che una Testa" 53 zeigte,<br />
allzu wörtlich nehmen darf und deswegen die Identifizierung des von<br />
A. Ruffo beanstandeten Bildes mit dem Glasgower Gemälde ablehnen<br />
kann, ist zumindest sehr fragwürdig. Die Alexanderbenennung selbst<br />
ist davon im übrigen nicht direkt berührt.<br />
Noch eine andere Benennung auf einem berühmten Gemälde scheint<br />
unter den hier gewonnenen Aspekten einer neuen Überlegung wert,<br />
nämlich die Bezeichnung des jugendlichen Behelmten in Raphaels<br />
Schule von Athen, der gewöhnlich als Alkibiades angesprochen wird<br />
(Tafel 2, 10). Der Versammlungsort der philosophischen Gesellschaft<br />
ist gewiß kein Platz, an dem man normalerweise mit dem Helm auf<br />
dem Kopf erscheint, es sei denn, daß dem Künstler der Helm zur<br />
Kenntlichmachung einer Persönlichkeit unumgänglich notwendig erschien.<br />
Unter den auf dem Gemälde überhaupt zu erwartenden Personen<br />
ist aber Alexander d. Gr., der Schüler des Aristoteles, der einzige,<br />
von dem nach dem früher Dargelegten die Ausstattung mit einem<br />
Helm selbst in der Schule von Athen als unentbehrlich angenommen<br />
werden darf. Daß hier einmal der attische Helm verwendet ist, spricht<br />
gewiß nicht dagegen, sondern besagt nur, daß Raphael sich nicht an<br />
Alexanderstateren oder korinthischen Stateren, sondern an anderen<br />
Münzen bzw. nach von solchen abgeleiteten Alexanderbildern seiner<br />
Zeit orientierte. Die halbkugeligen Nieten am Stirnbügel findet man<br />
z. B. ganz ähnlich an der Abbildung im Promptuarium von 1553 (Tafel<br />
1, 6). Die Aufstellung des Alexander in der Gruppe um Sokrates kann<br />
bei der im allgemeinen sehr freien Gruppierung auf dem Gemälde kein<br />
ernstlicher Einwand gegen die Benennung sein. Nebenbei bemerkt,<br />
zeigt die früher erwähnte Zeichnung der Alexander-Roxane-Szene, daß<br />
Raphael die Kennzeichnung des Makedonen durch den Helm geläufig<br />
5" Vgl. die Einwände von Hofstede de Groot, Repertorium für Kunstwissenschaft 50,<br />
1929, 135.<br />
53 „Testa" dürfte treffender mit „Brustbild" als mit „Kopf" übersetzt werden. Auch<br />
kann der" Alexander in Glasgow wohl als „seduto" gedacht sein, worauf auch die<br />
leichte Neigung des Kopfes und die Haltung der Turnierstange führt.