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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com

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20 Konrad Kraft<br />

auch wenn die Göttin den Panzer — es ist regelmäßig der Schuppenpanzer<br />

— trägt. Man sieht deutlich den Busen oder hat ein langes<br />

weibliches Gewand vor sich. 46 In diesem fast unübersehbaren Chor von<br />

Athenadarstellungen mit eindeutig weiblichen Körperformen und weiblichen<br />

Gewandteilen wäre die „Pallas" von Lissabon (Tafel 3, 1) die<br />

einzige, bei der eine solche Kennzeichnung versäumt wurde. Von dieser<br />

strikt widersprechenden Singularität abgesehen, ist an Rembrandts<br />

sicherem Minervabild (Tafel 3, 3) deutlich zu sehen, daß auch dieser<br />

Künstler bei einer Darstellung der Minerva nicht auf die deutliche<br />

Hervorhebung der Weiblichkeit verzichtete, und seine „Bellona" zeigt<br />

nochmals, daß Rembrandt auch bei einer gepanzerten Göttin die weiblichen<br />

Formen sichtbar machte. 47<br />

So bleibt schließlich von allen Argumenten für die „Pallas"-Benennung<br />

nur noch die in Metall ausgeführt zu denkende Eule auf dem<br />

Helm übrig. Kann diese Schmuckfigur allein noch die Benennung tragen?<br />

Gewiß ist die Eule das Tier der Pallas, aber soweit ich sehe, hat<br />

die Göttin auf sicheren Darstellungen kaum einmal eine Eule als<br />

Helmzier, sondern allenfalls den als lebend gedachten Vogel neben<br />

sich, wenn er überhaupt erscheint. Auch Rembrandts sichere Minerva<br />

hat keine Eule auf dem Helm (Tafel 3, 3). Im übrigen ist ein Eulenbild<br />

als Dekoration des Helmes auch bei einem Alexander keineswegs<br />

abwegig. Es genügt dafür die Absicht des Künstlers, damit den Schutz<br />

Athenas über den Helden auszudrücken. Es darf durchaus im 17. Jh.<br />

die Kenntnis unterstellt werden, daß Athena in der Antike ebenso als<br />

Schutzherrin des Makedonenkönigs galt, wie sie Schutzherrin von<br />

Alexanders Vorbild Achilles war. Bei Plinius n. h. 35, 114 war zu<br />

lesen, daß Antiphilus Alexander und Philipp von Athena begleitet gemalt<br />

hatte und daß ein solches Gemälde zu Plinius' Zeiten in Rom zu<br />

sehen war (pinxit et Alexandrum ac Philippum cum Minerva, qui sunt<br />

in schola in Octaviae porticibus). Es darf an die Nachricht bei Athenaios<br />

V p. 202 erinnert werden, daß in der Pompa des Philadelphos<br />

auch ein goldenes Standbild Alexanders umgeben von Bildern der Nike<br />

und Athena mitgeführt wurde. Schließlich ist bei Diodor XVII 18 zu<br />

lesen, daß Alexander zu Beginn seines Perserzuges in Ilion der Athena<br />

46 Nur einige wenige Beispiele aus zeitlich nächster Nachbarschaft, J. J. Timmers,<br />

Gerard Lairesse (1942) Nr. 24, Nr. 117 (ca. 1670); G. Brigantini, Pietro da Cortona<br />

(1962) Nr. 228 und Taf. 131 (ca. 1643/46); Le Brun, Exposition (Anm. 12)<br />

Nr. 160. D. Ternois, L'Art de Jacques Callot (1962) Abb. 26 c (ca. 1620); Daniel<br />

Neuberger, Allegorie auf die Hochzeit Leopolds I. 1666, Jahrb. d. Kunsthistor. Slg.<br />

Wien NF IX, 1935, 239 Abb. 199; Rubens, Oldenbourg, a. a. 0. 245. 246. 386. 394<br />

und viele andere.<br />

47 Bredius Nr. 469: Minerva sitzend mit weibl. Gewand, Helm und Schild im Hintergrund;<br />

Nr. 467: Bellona; man beachte die breiten weiblichen Hüften und den vordrängenden<br />

Unterleib. Ferner wäre bei beiden Göttinnen das sehr lange Haar zu<br />

beachten.

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