jahrbuch numismatik geldgeschichte - Medievalcoinage.com
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Münzmeisternamen auf den bayer.-schwäb. Denaren 221<br />
eine Nachbildung ähnlicher symmetrischer Zeichengruppen aus den<br />
Zeiten seiner nächsten Vorgänger (Jaromir V/11: 3+C, Boleslaw III.<br />
XXXIX/27: V+V) wiederholt. Von solchen späten symmetrischen, ein<br />
Kreuzchen in der Mitte enthaltenden Buchstabenornamenten wird wohl<br />
niemand behaupten wollen, daß sie einen Münzmeister-Namen vorstellen<br />
oder nur andeuten.<br />
Zu einer gegenteiligen Annahme für die übrigen Fälle, nämlich daß<br />
es sich dort, wo sich zwischen dem Kirchengiebel und den Torschwellen<br />
nur Buchstaben befinden, um einen Münzmeister-Namen oder dessen<br />
Abkürzung handelt oder handeln könnte, mangelt es jedoch m. E.<br />
auch an jeglichen Gründen. Wie schon gezeigt wurde, richtete sich das<br />
bayerische mit dem augsburgischen und nach ihm das böhmische mit<br />
dem polnischen Münzwesen bei ihrer ähnlichen gemeinsamen Hauptserie<br />
Kreuz-Kirche nach dem mailändisch-venezianisch-regensburgischen<br />
Vorbild mit Schriftzeichen unter dem Giebel anstatt der Säulen, wie<br />
es wegen der Fernhandelsbeziehungen des bayerisch-böhmischen Raumes<br />
zwischen dem Baltikun und Osteuropa einerseits und den Handelszentren<br />
Italiens anderseits begreiflich ist. Dannenberg kennt dabei keinen<br />
einzigen Fall, wo in Italien ein Münzmeister auf seiner Prägung<br />
angeführt wäre10. Es ist somit nicht verwunderlich, wenn auf den älteren<br />
bayerisch-augsburgischen Emissionen der venezianische Typ nicht<br />
nur in Bezug auf 1 Kugel in den Winkeln des römisch-christlichen Hoheitszeichens,<br />
des Kreuzes auf der Vs., sondern auch eine örtliche, teils<br />
anscheinend bedeutungslose und nur als ein schriftsymbolisches Ornament<br />
empfundene, teils jedoch zu weit als ein Münzmeister-Name oder<br />
dessen Abkürzung gedeutete Buchstabenzusammenstellung ENCI, EMC<br />
und dgl. unter dem Kirchengiebel vorkommt, die eine offensichtliche<br />
Ableitung des vorbildlichen VENECIAS ist (Tafel 13, 21). Derartigen<br />
abgeleiteten Abkürzungen begegnet man nicht nur gleich unter Herzog<br />
Arnulf nach 921 am Regensburger Denar Dbg. 1051, sondern auch<br />
wiederholt später in den übrigen bayerischen Münzstätten, in Augsburg<br />
und vereinzelt sogar in Prag (F.1/17); sie wiederholen sich (auch<br />
rückläufig) bis in das Ende des 10. Jhs. (z. B. Dbg. 1071).<br />
Nach den in jenem kulturellen Milieu, wo auch fehlerhaft auspunzierte<br />
ja sogar verworrene Umschriften auf anderweitig bildnerisch<br />
musterhaft entworfenen und ausgeprägten Geldstücken geduldet wurden,<br />
darf es uns heute nicht als unbegreiflich erscheinen, daß die erwähnten<br />
ersten Buchstabenformen zeitweise in den einzelnen donauländischen<br />
Münzstätten daneben auch auf ELLIN, ECCI, VECCHO,<br />
HECIL, ELN, EI CVN und dgl. bei den fortschreitenden<br />
Emissionen unabsichtlich oder zu Unterscheidungszwecken absichtlich<br />
abgeändert, erweitert, abgekürzt oder umgedreht wurden, wie es in<br />
10 Siehe Anm. 9.